Deren Beschreibung er uns mit noch mehrern schö- nen Pflanzen gewiß gegeben haben würde, wann er uns nicht durch einen zu frühen Tod entrissen wäre. Nach dieser Zeit ist sie kaum in unsern botanischen Gärten gebauet worden, wo nicht in dem Pariser Garten in den ersten Jahren nach seiner Zurückkunft aus dem Orient. Daher hat sie kein Botaniker wei- ter untersuchen können.
Indessen findet sich vielleicht die Zietenia unter den königl. trockenen Pflanzensammlungen und unter andern in der reichen Sammlung des Herrn Jussieu zu Paris, oder unter den vortreflichen Zeichnungen des Königs, die sowohl ihrer Seltenheit wegen, als Schönheit an- sehulich sind. In der weitläuftigen Pflanzensamm- lung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, wel- che aus der Gündelschen und Stoßischen Samm- lung besteht, wird diese Pflanze auch getrocknet auf- bewahrt. Der größte Theil dieser Pflanzen stammt vom berühmten Gundelius, dem ersten Stifter un- sers botanischen Gartens her, ein Reisegefährte des Tournefort durch den Orient, Capadocien, Arme- nien, Griechenland und einigen Inseln, die er selbst mit eigner Hand gesammlet hat.
Nach den Zeiten des Tournefort ist sie ohne weiterer Untersuchung denen nachfolgenden Botanisten über- lassen, einige Zeit ganz verborgen gewesen, bis end- lich Buxbaum sie als eine neue Pflanze in den ber- gigten Gegenden von Armenien blühend gefunden hat. Er erwähnt ihrer in der fünften Centurie seiner Pflan- zen pag, 32 nach seiner Art, ohne weitere Spureu ei- nes Gattungscharakters mit einer schlechten Abbil- dung Tab. 61. Fig. 1. unter dem Namen Sideritis parvis floribus purpureis. Mach der Meynung des Buxbaum ist diese Pflanze der Sideriti vulg[a]ri ähn- lich, nur daß sie kleiner sey, und rothe im Monath May in eine lange Aehre gestellte Blumen habe.
Wenn
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Deren Beſchreibung er uns mit noch mehrern ſchoͤ- nen Pflanzen gewiß gegeben haben wuͤrde, wann er uns nicht durch einen zu fruͤhen Tod entriſſen waͤre. Nach dieſer Zeit iſt ſie kaum in unſern botaniſchen Gaͤrten gebauet worden, wo nicht in dem Pariſer Garten in den erſten Jahren nach ſeiner Zuruͤckkunft aus dem Orient. Daher hat ſie kein Botaniker wei- ter unterſuchen koͤnnen.
Indeſſen findet ſich vielleicht die Zietenia unter den koͤnigl. trockenen Pflanzenſammlungen und unter andern in der reichen Sammlung des Herrn Jusſieu zu Paris, oder unter den vortreflichen Zeichnungen des Koͤnigs, die ſowohl ihrer Seltenheit wegen, als Schoͤnheit an- ſehulich ſind. In der weitlaͤuftigen Pflanzenſamm- lung der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, wel- che aus der Guͤndelſchen und Stoßiſchen Samm- lung beſteht, wird dieſe Pflanze auch getrocknet auf- bewahrt. Der groͤßte Theil dieſer Pflanzen ſtammt vom beruͤhmten Gundelius, dem erſten Stifter un- ſers botaniſchen Gartens her, ein Reiſegefaͤhrte des Tournefort durch den Orient, Capadocien, Arme- nien, Griechenland und einigen Inſeln, die er ſelbſt mit eigner Hand geſammlet hat.
Nach den Zeiten des Tournefort iſt ſie ohne weiterer Unterſuchung denen nachfolgenden Botaniſten uͤber- laſſen, einige Zeit ganz verborgen geweſen, bis end- lich Buxbaum ſie als eine neue Pflanze in den ber- gigten Gegenden von Armenien bluͤhend gefunden hat. Er erwaͤhnt ihrer in der fuͤnften Centurie ſeiner Pflan- zen pag, 32 nach ſeiner Art, ohne weitere Spureu ei- nes Gattungscharakters mit einer ſchlechten Abbil- dung Tab. 61. Fig. 1. unter dem Namen Sideritis parvis floribus purpureis. Mach der Meynung des Buxbaum iſt dieſe Pflanze der Sideriti vulg[a]ri aͤhn- lich, nur daß ſie kleiner ſey, und rothe im Monath May in eine lange Aehre geſtellte Blumen habe.
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Deren Beſchreibung er uns mit noch mehrern ſchoͤ-
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uns nicht durch einen zu fruͤhen Tod entriſſen waͤre.
Nach dieſer Zeit iſt ſie kaum in unſern botaniſchen
Gaͤrten gebauet worden, wo nicht in dem Pariſer
Garten in den erſten Jahren nach ſeiner Zuruͤckkunft
aus dem Orient. Daher hat ſie kein Botaniker wei-
ter unterſuchen koͤnnen.
Indeſſen findet ſich vielleicht die Zietenia unter den
koͤnigl. trockenen Pflanzenſammlungen und unter andern
in der reichen Sammlung des Herrn Jusſieu zu Paris,
oder unter den vortreflichen Zeichnungen des Koͤnigs,
die ſowohl ihrer Seltenheit wegen, als Schoͤnheit an-
ſehulich ſind. In der weitlaͤuftigen Pflanzenſamm-
lung der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, wel-
che aus der Guͤndelſchen und Stoßiſchen Samm-
lung beſteht, wird dieſe Pflanze auch getrocknet auf-
bewahrt. Der groͤßte Theil dieſer Pflanzen ſtammt
vom beruͤhmten Gundelius, dem erſten Stifter un-
ſers botaniſchen Gartens her, ein Reiſegefaͤhrte des
Tournefort durch den Orient, Capadocien, Arme-
nien, Griechenland und einigen Inſeln, die er ſelbſt
mit eigner Hand geſammlet hat.
Nach den Zeiten des Tournefort iſt ſie ohne weiterer
Unterſuchung denen nachfolgenden Botaniſten uͤber-
laſſen, einige Zeit ganz verborgen geweſen, bis end-
lich Buxbaum ſie als eine neue Pflanze in den ber-
gigten Gegenden von Armenien bluͤhend gefunden hat.
Er erwaͤhnt ihrer in der fuͤnften Centurie ſeiner Pflan-
zen pag, 32 nach ſeiner Art, ohne weitere Spureu ei-
nes Gattungscharakters mit einer ſchlechten Abbil-
dung Tab. 61. Fig. 1. unter dem Namen Sideritis
parvis floribus purpureis. Mach der Meynung des
Buxbaum iſt dieſe Pflanze der Sideriti vulgari aͤhn-
lich, nur daß ſie kleiner ſey, und rothe im Monath
May in eine lange Aehre geſtellte Blumen habe.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/243>, abgerufen am 17.02.2025.
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