Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Mütter! hört dem Vater zu, Höret seine Lehren. Bruder - - - - ich und du Dürfen sie nicht hören. Nimm das Glas, das Doris hält. Wäre dis die beste Welt, Wenn wir müßig wären? Bruder! ia, dich lehrt der Wein Deine Weisheitssprüche. Könt ich wohl dein Bruder seyn, Wenn ich dir nicht gliche? Nein, wir wären nicht gescheut Wenn ein Tropfen Lebenszeit Ohne Lust verstriche. Brüder! ruft die Warheit aus Auf den Bacchusfesten. Und die bittet auf den Schmaus, Wählet die zu Gästen, Welche längst, wie wir, gewust, Welten voller Jugendlust Sind die allerbesten. Muͤtter! hoͤrt dem Vater zu, Hoͤret ſeine Lehren. Bruder ‒ ‒ ‒ ‒ ich und du Duͤrfen ſie nicht hoͤren. Nimm das Glas, das Doris haͤlt. Waͤre dis die beſte Welt, Wenn wir muͤßig waͤren? Bruder! ia, dich lehrt der Wein Deine Weisheitsſpruͤche. Koͤnt ich wohl dein Bruder ſeyn, Wenn ich dir nicht gliche? Nein, wir waͤren nicht geſcheut Wenn ein Tropfen Lebenszeit Ohne Luſt verſtriche. Bruͤder! ruft die Warheit aus Auf den Bacchusfeſten. Und die bittet auf den Schmaus, Waͤhlet die zu Gaͤſten, Welche laͤngſt, wie wir, gewuſt, Welten voller Jugendluſt Sind die allerbeſten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0098" n="86"/> <lg n="4"> <l>Muͤtter! hoͤrt dem Vater zu,</l><lb/> <l>Hoͤret ſeine Lehren.</l><lb/> <l>Bruder ‒ ‒ ‒ ‒ ich und du</l><lb/> <l>Duͤrfen ſie nicht hoͤren.</l><lb/> <l>Nimm das Glas, das Doris haͤlt.</l><lb/> <l>Waͤre dis die beſte Welt,</l><lb/> <l>Wenn wir muͤßig waͤren?</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="5"> <l>Bruder! ia, dich lehrt der Wein</l><lb/> <l>Deine Weisheitsſpruͤche.</l><lb/> <l>Koͤnt ich wohl dein Bruder ſeyn,</l><lb/> <l>Wenn ich dir nicht gliche?</l><lb/> <l>Nein, wir waͤren nicht geſcheut</l><lb/> <l>Wenn ein Tropfen Lebenszeit</l><lb/> <l>Ohne Luſt verſtriche.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="6"> <l>Bruͤder! ruft die Warheit aus</l><lb/> <l>Auf den Bacchusfeſten.</l><lb/> <l>Und die bittet auf den Schmaus,</l><lb/> <l>Waͤhlet die zu Gaͤſten,</l><lb/> <l>Welche laͤngſt, wie wir, gewuſt,</l><lb/> <l>Welten voller Jugendluſt</l><lb/> <l>Sind die allerbeſten.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [86/0098]
Muͤtter! hoͤrt dem Vater zu,
Hoͤret ſeine Lehren.
Bruder ‒ ‒ ‒ ‒ ich und du
Duͤrfen ſie nicht hoͤren.
Nimm das Glas, das Doris haͤlt.
Waͤre dis die beſte Welt,
Wenn wir muͤßig waͤren?
Bruder! ia, dich lehrt der Wein
Deine Weisheitsſpruͤche.
Koͤnt ich wohl dein Bruder ſeyn,
Wenn ich dir nicht gliche?
Nein, wir waͤren nicht geſcheut
Wenn ein Tropfen Lebenszeit
Ohne Luſt verſtriche.
Bruͤder! ruft die Warheit aus
Auf den Bacchusfeſten.
Und die bittet auf den Schmaus,
Waͤhlet die zu Gaͤſten,
Welche laͤngſt, wie wir, gewuſt,
Welten voller Jugendluſt
Sind die allerbeſten.
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