Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.An Doris. Doris, ia, Du magst mich hassen, Mich verstossen, mich verlassen, Wiß, es blutet zwar mein Herz, Doch, es ändert es kein Schmerz. Unter meinen edlen Trieben Ist kein Trieb veränderlich: Doris! wilst du mich nicht lieben; O so lieb ich dennoch Dich Doris, kanst Du mich verlassen? Schönste, sprich, sollst Du mich hassen? Mich, den nichts, als Du, betrübt, Mich, der Dich so zärtlich liebt? Mich, der iüngst die Welt noch schätzte, Weil Du zu der Welt gehörst, Welchen nichts darinn ergözte, Wenn Du nicht darinnen wärst Deine Weisheit, Deine Tugend Ubertrift noch Deine Jugend, Dein holdseeliges Gesicht Gleicht der schönen Seele nicht. Rosen blühen auf den Wangen, Lilien glänzen rund umher: Doch sie würkten kein Verlangen, Wenn Dein Geist nicht schöner wär. Freund-
An Doris. Doris, ia, Du magſt mich haſſen, Mich verſtoſſen, mich verlaſſen, Wiß, es blutet zwar mein Herz, Doch, es ändert es kein Schmerz. Unter meinen edlen Trieben Iſt kein Trieb veränderlich: Doris! wilſt du mich nicht lieben; O ſo lieb ich dennoch Dich Doris, kanſt Du mich verlaſſen? Schönſte, ſprich, ſollſt Du mich haſſen? Mich, den nichts, als Du, betrübt, Mich, der Dich ſo zärtlich liebt? Mich, der iüngſt die Welt noch ſchätzte, Weil Du zu der Welt gehörſt, Welchen nichts darinn ergözte, Wenn Du nicht darinnen wärſt Deine Weisheit, Deine Tugend Ubertrift noch Deine Jugend, Dein holdſeeliges Geſicht Gleicht der ſchönen Seele nicht. Roſen blühen auf den Wangen, Lilien glänzen rund umher: Doch ſie würkten kein Verlangen, Wenn Dein Geiſt nicht ſchöner wär. Freund-
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An Doris.
Doris, ia, Du magſt mich haſſen,
Mich verſtoſſen, mich verlaſſen,
Wiß, es blutet zwar mein Herz,
Doch, es ändert es kein Schmerz.
Unter meinen edlen Trieben
Iſt kein Trieb veränderlich:
Doris! wilſt du mich nicht lieben;
O ſo lieb ich dennoch Dich
Doris, kanſt Du mich verlaſſen?
Schönſte, ſprich, ſollſt Du mich haſſen?
Mich, den nichts, als Du, betrübt,
Mich, der Dich ſo zärtlich liebt?
Mich, der iüngſt die Welt noch ſchätzte,
Weil Du zu der Welt gehörſt,
Welchen nichts darinn ergözte,
Wenn Du nicht darinnen wärſt
Deine Weisheit, Deine Tugend
Ubertrift noch Deine Jugend,
Dein holdſeeliges Geſicht
Gleicht der ſchönen Seele nicht.
Roſen blühen auf den Wangen,
Lilien glänzen rund umher:
Doch ſie würkten kein Verlangen,
Wenn Dein Geiſt nicht ſchöner wär.
Freund-
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