Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.samen Vergnügen gesungen. Bedenke, welche den mit Vergnügen folgenden Wunsch an die artigern
Deutschen: Lebt, überlebt die Splitterrichter, Ihr Freunde, die ihr weislich lacht, Und einem aufgewekkten Dichter Nicht ieden Scherz zum Frevel macht! ſamen Vergnügen geſungen. Bedenke, welche den mit Vergnügen folgenden Wunſch an die artigern
Deutſchen: Lebt, überlebt die Splitterrichter, Ihr Freunde, die ihr weislich lacht, Und einem aufgewekkten Dichter Nicht ieden Scherz zum Frevel macht! <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0008" n="VI"/> ſamen Vergnügen geſungen. Bedenke, welche<lb/> Gefälligkeit gegen dich! Ich ſetze mich deinet-<lb/> wegen der Gefahr aus, meinen zärtlichen Freund<lb/> das erſte mal zu beleidigen. Er iſt in den Krieg<lb/> gezogen. Ich habe ſchon dreimal behauptet,<lb/> daß dieſe Welt nicht die beſte ſei, ſeit dem ich<lb/> ſeinen Kuß entbehre. Ach, wie viel Unglükk<lb/> richtet der Krieg an! Ich würde über ſeine Ent-<lb/> fernung untröſtbar ſeyn, wenn ich nicht zuwei-<lb/> len das Vergnügen hätte, ſeine Briefe, dieſe<lb/> zärtlichen Briefe zu küſſen. Er iſt noch immer<lb/> ſcherzhaft. Er hat mir geſchrieben, daß er viele<lb/> dieſer Geſänge in ſeinem Zelte angeſtimmet,<lb/> wenn Kugeln über daſſelbe ehrerbietig hinweg-<lb/> geflogen ſind, oder Bomben gewütet haben.<lb/> Wie freundſchaftlich haben dieſe wilden Ge-<lb/> ſchöpfe an mir gehandelt! Zu der Erfindung des<lb/> Plünderers hat ihm eine Begebenheit in dem<lb/> Lager bei <hi rendition="#fr">Lobeſitz</hi> Anlaß gegeben. Ich habe ge-<lb/> zweifelt, ob die betrübten Handlungen der Hel-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/><note xml:id="a3" prev="#a2" place="foot" n="(*)">mit Vergnügen folgenden Wunſch an die artigern<lb/> Deutſchen:<lb/><lg type="poem"><l>Lebt, überlebt die Splitterrichter,</l><lb/><l>Ihr Freunde, die ihr weislich lacht,</l><lb/><l>Und einem aufgewekkten Dichter</l><lb/><l>Nicht ieden Scherz zum Frevel macht!</l></lg></note><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [VI/0008]
ſamen Vergnügen geſungen. Bedenke, welche
Gefälligkeit gegen dich! Ich ſetze mich deinet-
wegen der Gefahr aus, meinen zärtlichen Freund
das erſte mal zu beleidigen. Er iſt in den Krieg
gezogen. Ich habe ſchon dreimal behauptet,
daß dieſe Welt nicht die beſte ſei, ſeit dem ich
ſeinen Kuß entbehre. Ach, wie viel Unglükk
richtet der Krieg an! Ich würde über ſeine Ent-
fernung untröſtbar ſeyn, wenn ich nicht zuwei-
len das Vergnügen hätte, ſeine Briefe, dieſe
zärtlichen Briefe zu küſſen. Er iſt noch immer
ſcherzhaft. Er hat mir geſchrieben, daß er viele
dieſer Geſänge in ſeinem Zelte angeſtimmet,
wenn Kugeln über daſſelbe ehrerbietig hinweg-
geflogen ſind, oder Bomben gewütet haben.
Wie freundſchaftlich haben dieſe wilden Ge-
ſchöpfe an mir gehandelt! Zu der Erfindung des
Plünderers hat ihm eine Begebenheit in dem
Lager bei Lobeſitz Anlaß gegeben. Ich habe ge-
zweifelt, ob die betrübten Handlungen der Hel-
den
(*)
(*) mit Vergnügen folgenden Wunſch an die artigern
Deutſchen:
Lebt, überlebt die Splitterrichter,
Ihr Freunde, die ihr weislich lacht,
Und einem aufgewekkten Dichter
Nicht ieden Scherz zum Frevel macht!
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