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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
tione legis, und dehnet entweder nach Maßgabe dersel-
ben das Gesez auf ähnliche Fälle aus, oder schließt
vom Gegentheil auf die Unanwendlichkeit desselben.
Das Resultat in dem einen, wie in dem andern Falle
heißt Analogie des Rechts (analogia iuris) 53),
bey welcher wir uns jezt noch etwas verweilen müssen.
So wichtig dieser Gegenstand an sich ist, so sehr muß
man sich billig wundern, daß die Rechtslehrer über die
Bestimmung des Begrifs der Analogie des Rechts noch
so getheilt sind. Zu weit dehnen offenbar diejenigen
den Begrif der Analogie aus, welche darunter den
Schluß von einer allgemeinen Disposition
auf einzelne darunter gehörige Fälle
verste-
hen wollen, indem unleugbar ist, daß in dergleichen
Fällen die Entscheidung der Sache nicht sowohl aus
der Analogie, sondern vielmehr aus dem Gesetze selbst
hergenommen werde. Zu enge Grenzen setzet man hin-
gegen dem Begriffe der Analogie, wenn man ihn blos
auf Aehnlichkeit der Fälle einschränkt, und solche

in
53) Hiervon haben geschrieben Io. Ge. kulpis Orat. de
analogia iuris
. Io. Phil. slevogt Diss. de ar-
gumentis legum caute formandis
. Christ.
Henr.
friesleben Pr. de ratiocinatione ex ar-
gumento legis
. Io. lac. hoefler Diss. de iuris-
prud. analogicae fundamentis
. Dan. nettel-
bladt
Diss. de decisione casuum secundum
analogiam
. Halae
1751. Die neuesten Schriften
hiervon sind Car. Henr. geisler Prolus. de analogia
iuris publici
. Vitemb. 1784. Andr. Ios. schnau-
bert
Progr. de analogia iuris publici Impe-
rii in fontibus iuris publici S. R. I. territo-
riorum non numeranda
. Helmst.
1785. und Wilh.
Gottl. Tafinger über die Bestimmung des Be-
grifs der Analogie des teutschen Privatrechts
.
I. Theil. Ulm 1787. 8.

1. Buch. 1. Tit.
tione legis, und dehnet entweder nach Maßgabe derſel-
ben das Geſez auf aͤhnliche Faͤlle aus, oder ſchließt
vom Gegentheil auf die Unanwendlichkeit deſſelben.
Das Reſultat in dem einen, wie in dem andern Falle
heißt Analogie des Rechts (analogia iuris) 53),
bey welcher wir uns jezt noch etwas verweilen muͤſſen.
So wichtig dieſer Gegenſtand an ſich iſt, ſo ſehr muß
man ſich billig wundern, daß die Rechtslehrer uͤber die
Beſtimmung des Begrifs der Analogie des Rechts noch
ſo getheilt ſind. Zu weit dehnen offenbar diejenigen
den Begrif der Analogie aus, welche darunter den
Schluß von einer allgemeinen Dispoſition
auf einzelne darunter gehoͤrige Faͤlle
verſte-
hen wollen, indem unleugbar iſt, daß in dergleichen
Faͤllen die Entſcheidung der Sache nicht ſowohl aus
der Analogie, ſondern vielmehr aus dem Geſetze ſelbſt
hergenommen werde. Zu enge Grenzen ſetzet man hin-
gegen dem Begriffe der Analogie, wenn man ihn blos
auf Aehnlichkeit der Faͤlle einſchraͤnkt, und ſolche

in
53) Hiervon haben geſchrieben Io. Ge. kulpis Orat. de
analogia iuris
. Io. Phil. slevogt Diſſ. de ar-
gumentis legum caute formandis
. Chriſt.
Henr.
friesleben Pr. de ratiocinatione ex ar-
gumento legis
. Io. lac. hoefler Diſſ. de iuris-
prud. analogicae fundamentis
. Dan. nettel-
bladt
Diſſ. de deciſione caſuum ſecundum
analogiam
. Halae
1751. Die neueſten Schriften
hiervon ſind Car. Henr. geisler Proluſ. de analogia
iuris publici
. Vitemb. 1784. Andr. Ioſ. schnau-
bert
Progr. de analogia iuris publici Impe-
rii in fontibus iuris publici S. R. I. territo-
riorum non numeranda
. Helmſt.
1785. und Wilh.
Gottl. Tafinger uͤber die Beſtimmung des Be-
grifs der Analogie des teutſchen Privatrechts
.
I. Theil. Ulm 1787. 8.
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[254/0274] 1. Buch. 1. Tit. tione legis, und dehnet entweder nach Maßgabe derſel- ben das Geſez auf aͤhnliche Faͤlle aus, oder ſchließt vom Gegentheil auf die Unanwendlichkeit deſſelben. Das Reſultat in dem einen, wie in dem andern Falle heißt Analogie des Rechts (analogia iuris) 53), bey welcher wir uns jezt noch etwas verweilen muͤſſen. So wichtig dieſer Gegenſtand an ſich iſt, ſo ſehr muß man ſich billig wundern, daß die Rechtslehrer uͤber die Beſtimmung des Begrifs der Analogie des Rechts noch ſo getheilt ſind. Zu weit dehnen offenbar diejenigen den Begrif der Analogie aus, welche darunter den Schluß von einer allgemeinen Dispoſition auf einzelne darunter gehoͤrige Faͤlle verſte- hen wollen, indem unleugbar iſt, daß in dergleichen Faͤllen die Entſcheidung der Sache nicht ſowohl aus der Analogie, ſondern vielmehr aus dem Geſetze ſelbſt hergenommen werde. Zu enge Grenzen ſetzet man hin- gegen dem Begriffe der Analogie, wenn man ihn blos auf Aehnlichkeit der Faͤlle einſchraͤnkt, und ſolche in 53) Hiervon haben geſchrieben Io. Ge. kulpis Orat. de analogia iuris. Io. Phil. slevogt Diſſ. de ar- gumentis legum caute formandis. Chriſt. Henr. friesleben Pr. de ratiocinatione ex ar- gumento legis. Io. lac. hoefler Diſſ. de iuris- prud. analogicae fundamentis. Dan. nettel- bladt Diſſ. de deciſione caſuum ſecundum analogiam. Halae 1751. Die neueſten Schriften hiervon ſind Car. Henr. geisler Proluſ. de analogia iuris publici. Vitemb. 1784. Andr. Ioſ. schnau- bert Progr. de analogia iuris publici Impe- rii in fontibus iuris publici S. R. I. territo- riorum non numeranda. Helmſt. 1785. und Wilh. Gottl. Tafinger uͤber die Beſtimmung des Be- grifs der Analogie des teutſchen Privatrechts. I. Theil. Ulm 1787. 8.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/274>, abgerufen am 25.11.2024.