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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
Es giebt auch allgemeine Cautelen, welche bey
allen, oder wenigstens bey den mehresten Geschäften
statt finden 72); die gebräuchlichsten Cautelen dieser Art
sind a) die Begebung verschiedener allgemei-
ner Ausflüchte,
als: des Betrugs, der Furcht und
des Zwanges, des Irrthums, der Verjährung u. s. w.
b) der Gebrauch der Eidesclausel, d. i. die
Verstärkung der Verbindlichkeit mittelst Einschaltung der
Formel: So wahr mir Gott helfe und sein hei-
liges Wort
. c) die Clausel sub bypotheca bono-
rum,
oder Verpfändung aller meiner Haab und
Güter
73). d) die Protestationen und Reser-
vationen
. Die Cautelen mögen jedoch seyn, von welcher
Art sie wollen, so müssen sie gesezlich gebilligt seyn;
Cautelen, die auf den Betrug anderer, oder eine Hin-
tergehung der Gesetze abzielen, und wodurch verbotene
Handlungen bemäntelt werden sollen, sind unerlaubt
und unnütz. So z. B. ist die Renunciation der Ver-
letzung über die Hälfte 74), ingleichen die, wenn gleich
auf die feyerlichste Weise geschehene, Begebung der ex-
ceptionis usurariae pravitatis,
allen Rechten nach für
ganz unkräftig zu halten 75), es bleibt daher der wirk-
lich getriebene verbotene Zinswucher unerlaubt und straf-
bar, er mag unter den Schein eines Vergleichs, oder
daß die übermäßigen Zinsen etwa freywillig angeboten,
oder dem Gläubiger als eine Provision, oder für seine

Müh-
72) Nettelbladt practische Rechtsgelahrtheit 1. Th.
2. Tit. S. 17. und folg.
73) Balth. tilesius de cautela bey Verpfändung
aller meiner Haab und Güter
. Ienae rec. 1745.
74) fratrum becmannorum Consilia et Decis.
P. I. Resp. VII. n.
54.
75) leyser Spec. CCXLVI, med. 8.

1. Buch. 1. Tit.
Es giebt auch allgemeine Cautelen, welche bey
allen, oder wenigſtens bey den mehreſten Geſchaͤften
ſtatt finden 72); die gebraͤuchlichſten Cautelen dieſer Art
ſind a) die Begebung verſchiedener allgemei-
ner Ausfluͤchte,
als: des Betrugs, der Furcht und
des Zwanges, des Irrthums, der Verjaͤhrung u. ſ. w.
b) der Gebrauch der Eidesclauſel, d. i. die
Verſtaͤrkung der Verbindlichkeit mittelſt Einſchaltung der
Formel: So wahr mir Gott helfe und ſein hei-
liges Wort
. c) die Clauſel ſub bypotheca bono-
rum,
oder Verpfaͤndung aller meiner Haab und
Guͤter
73). d) die Proteſtationen und Reſer-
vationen
. Die Cautelen moͤgen jedoch ſeyn, von welcher
Art ſie wollen, ſo muͤſſen ſie geſezlich gebilligt ſeyn;
Cautelen, die auf den Betrug anderer, oder eine Hin-
tergehung der Geſetze abzielen, und wodurch verbotene
Handlungen bemaͤntelt werden ſollen, ſind unerlaubt
und unnuͤtz. So z. B. iſt die Renunciation der Ver-
letzung uͤber die Haͤlfte 74), ingleichen die, wenn gleich
auf die feyerlichſte Weiſe geſchehene, Begebung der ex-
ceptionis uſurariae pravitatis,
allen Rechten nach fuͤr
ganz unkraͤftig zu halten 75), es bleibt daher der wirk-
lich getriebene verbotene Zinswucher unerlaubt und ſtraf-
bar, er mag unter den Schein eines Vergleichs, oder
daß die uͤbermaͤßigen Zinſen etwa freywillig angeboten,
oder dem Glaͤubiger als eine Proviſion, oder fuͤr ſeine

Muͤh-
72) Nettelbladt practiſche Rechtsgelahrtheit 1. Th.
2. Tit. S. 17. und folg.
73) Balth. tilesius de cautela bey Verpfaͤndung
aller meiner Haab und Guͤter
. Ienae rec. 1745.
74) fratrum becmannorum Conſilia et Deciſ.
P. I. Reſp. VII. n.
54.
75) leyser Spec. CCXLVI, med. 8.
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[270/0290] 1. Buch. 1. Tit. Es giebt auch allgemeine Cautelen, welche bey allen, oder wenigſtens bey den mehreſten Geſchaͤften ſtatt finden 72); die gebraͤuchlichſten Cautelen dieſer Art ſind a) die Begebung verſchiedener allgemei- ner Ausfluͤchte, als: des Betrugs, der Furcht und des Zwanges, des Irrthums, der Verjaͤhrung u. ſ. w. b) der Gebrauch der Eidesclauſel, d. i. die Verſtaͤrkung der Verbindlichkeit mittelſt Einſchaltung der Formel: So wahr mir Gott helfe und ſein hei- liges Wort. c) die Clauſel ſub bypotheca bono- rum, oder Verpfaͤndung aller meiner Haab und Guͤter 73). d) die Proteſtationen und Reſer- vationen. Die Cautelen moͤgen jedoch ſeyn, von welcher Art ſie wollen, ſo muͤſſen ſie geſezlich gebilligt ſeyn; Cautelen, die auf den Betrug anderer, oder eine Hin- tergehung der Geſetze abzielen, und wodurch verbotene Handlungen bemaͤntelt werden ſollen, ſind unerlaubt und unnuͤtz. So z. B. iſt die Renunciation der Ver- letzung uͤber die Haͤlfte 74), ingleichen die, wenn gleich auf die feyerlichſte Weiſe geſchehene, Begebung der ex- ceptionis uſurariae pravitatis, allen Rechten nach fuͤr ganz unkraͤftig zu halten 75), es bleibt daher der wirk- lich getriebene verbotene Zinswucher unerlaubt und ſtraf- bar, er mag unter den Schein eines Vergleichs, oder daß die uͤbermaͤßigen Zinſen etwa freywillig angeboten, oder dem Glaͤubiger als eine Proviſion, oder fuͤr ſeine Muͤh- 72) Nettelbladt practiſche Rechtsgelahrtheit 1. Th. 2. Tit. S. 17. und folg. 73) Balth. tilesius de cautela bey Verpfaͤndung aller meiner Haab und Guͤter. Ienae rec. 1745. 74) fratrum becmannorum Conſilia et Deciſ. P. I. Reſp. VII. n. 54. 75) leyser Spec. CCXLVI, med. 8.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/290>, abgerufen am 23.11.2024.