Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

de Origine Iuris.

pten, welche nicht glossirt sind; nach der
Regel:
quidquid non agnoscit glossa, illud non
agnoscit curia
85).

Man nennt diejenigen Theile und Stücke des Ju-
stinianeischen Rechts glossirt, welche mit den Anmer-
kungen und Erläuterungen der alten Glossatoren ver-
sehen sind. Glossatoren aber werden diejenigen ita-
liänischen Rechtsgelehrten genennt, welche im 12. und
13. Säculum zu Bologna die römischen Rechte lehr-
ten, und bey ihrem Vortrag die iustinianeischen Gesez-
sammlungen zum Grunde legten, und diese mit ihren
Glossen oder Anmerkungen zu erläutern suchten. Der
erstere und berühmteste derselben, welchen Odofre-
dus
86) daher den primus illuminator scientiae no-
strae
nennt, war Irnerius, der aber eigentlich
Werner oder Warner geheissen, ob er gleich deswe-
gen kein Teutscher von Geburt, wie Brenkmann
durch jenen teutschen Nahmen verführt, sich eingebil-
det 87), sondern ein Italiäner, von Bologna gebürtig,
gewesen 88). Dieser Irnerius fing nach denen, wie-
wohl fruchtlosen, Versuchen eines Pepo 89), und ver-
schiedener anderer, die auch schon vorher das römische

Recht
85) Vortreflich hat diese Regel erläutert Herr Dir. zeper-
nick
in Coniectur. quibus ex causis Novellae
Leonis Sap. in Germania receptae dici ne-
queant
. Cap. II.
§. 22. und besonders Cap. III. §. 24-
26. beym beck S. 533.
86) ad L. ius civile D. de Iust. et Iure.
87) brencmann Histor. Pandectar. Lib. I. c. V.
88) S. maurus sartius in Irnerio. §. 2 beym ze-
pernick
in biga libellor.
S. 101.
89) odofredus a. a. O. Quidam dominus pepo caepit
auctoritate sua legere in legibus, tamen, quidquid fuerit
de scientia sua, nullius nominis fuit.
Y 5

de Origine Iuris.

pten, welche nicht gloſſirt ſind; nach der
Regel:
quidquid non agnoſcit gloſſa, illud non
agnoſcit curia
85).

Man nennt diejenigen Theile und Stuͤcke des Ju-
ſtinianeiſchen Rechts gloſſirt, welche mit den Anmer-
kungen und Erlaͤuterungen der alten Gloſſatoren ver-
ſehen ſind. Gloſſatoren aber werden diejenigen ita-
liaͤniſchen Rechtsgelehrten genennt, welche im 12. und
13. Saͤculum zu Bologna die roͤmiſchen Rechte lehr-
ten, und bey ihrem Vortrag die iuſtinianeiſchen Geſez-
ſammlungen zum Grunde legten, und dieſe mit ihren
Gloſſen oder Anmerkungen zu erlaͤutern ſuchten. Der
erſtere und beruͤhmteſte derſelben, welchen Odofre-
dus
86) daher den primus illuminator ſcientiae no-
ſtrae
nennt, war Irnerius, der aber eigentlich
Werner oder Warner geheiſſen, ob er gleich deswe-
gen kein Teutſcher von Geburt, wie Brenkmann
durch jenen teutſchen Nahmen verfuͤhrt, ſich eingebil-
det 87), ſondern ein Italiaͤner, von Bologna gebuͤrtig,
geweſen 88). Dieſer Irnerius fing nach denen, wie-
wohl fruchtloſen, Verſuchen eines Pepo 89), und ver-
ſchiedener anderer, die auch ſchon vorher das roͤmiſche

Recht
85) Vortreflich hat dieſe Regel erlaͤutert Herr Dir. zeper-
nick
in Coniectur. quibus ex cauſis Novellae
Leonis Sap. in Germania receptae dici ne-
queant
. Cap. II.
§. 22. und beſonders Cap. III. §. 24-
26. beym beck S. 533.
86) ad L. ius civile D. de Iuſt. et Iure.
87) brencmann Hiſtor. Pandectar. Lib. I. c. V.
88) S. maurus sartius in Irnerio. §. 2 beym ze-
pernick
in biga libellor.
S. 101.
89) odofredus a. a. O. Quidam dominus pepo caepit
auctoritate ſua legere in legibus, tamen, quidquid fuerit
de ſcientia ſua, nullius nominis fuit.
Y 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0363" n="343"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">de Origine Iuris.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">pten, welche nicht glo&#x017F;&#x017F;irt &#x017F;ind; nach der<lb/>
Regel:</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">quidquid non agno&#x017F;cit glo&#x017F;&#x017F;a, illud non<lb/>
agno&#x017F;cit curia</hi></hi><note place="foot" n="85)">Vortreflich hat die&#x017F;e Regel erla&#x0364;utert Herr Dir. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">zeper-<lb/>
nick</hi> in <hi rendition="#g">Coniectur. quibus ex cau&#x017F;is Novellae<lb/>
Leonis Sap. in Germania receptae dici ne-<lb/>
queant</hi>. Cap. II.</hi> §. 22. und be&#x017F;onders <hi rendition="#aq">Cap. III.</hi> §. 24-<lb/>
26. beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">beck</hi></hi> S. 533.</note>.</hi> </p><lb/>
                <p>Man nennt diejenigen Theile und Stu&#x0364;cke des Ju-<lb/>
&#x017F;tinianei&#x017F;chen Rechts <hi rendition="#g">glo&#x017F;&#x017F;irt</hi>, welche mit den Anmer-<lb/>
kungen und Erla&#x0364;uterungen der alten <hi rendition="#g">Glo&#x017F;&#x017F;atoren</hi> ver-<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ind. <hi rendition="#g">Glo&#x017F;&#x017F;atoren</hi> aber werden diejenigen ita-<lb/>
lia&#x0364;ni&#x017F;chen Rechtsgelehrten genennt, welche im 12. und<lb/>
13. Sa&#x0364;culum zu <hi rendition="#g">Bologna</hi> die ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechte lehr-<lb/>
ten, und bey ihrem Vortrag die iu&#x017F;tinianei&#x017F;chen Ge&#x017F;ez-<lb/>
&#x017F;ammlungen zum Grunde legten, und die&#x017F;e mit ihren<lb/>
Glo&#x017F;&#x017F;en oder Anmerkungen zu erla&#x0364;utern &#x017F;uchten. Der<lb/>
er&#x017F;tere und beru&#x0364;hmte&#x017F;te der&#x017F;elben, welchen <hi rendition="#g">Odofre-<lb/>
dus</hi> <note place="foot" n="86)"><hi rendition="#aq">ad L. <hi rendition="#i">ius civile</hi> D. <hi rendition="#g">de Iu&#x017F;t. et Iure</hi>.</hi></note> daher den <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">primus illuminator &#x017F;cientiae no-<lb/>
&#x017F;trae</hi></hi> nennt, war <hi rendition="#g"><hi rendition="#fr">Irnerius,</hi></hi> der aber eigentlich<lb/><hi rendition="#fr">Werner</hi> oder <hi rendition="#fr">Warner</hi> gehei&#x017F;&#x017F;en, ob er gleich deswe-<lb/>
gen kein Teut&#x017F;cher von Geburt, wie <hi rendition="#g">Brenkmann</hi><lb/>
durch jenen teut&#x017F;chen Nahmen verfu&#x0364;hrt, &#x017F;ich eingebil-<lb/>
det <note place="foot" n="87)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">brencmann</hi><hi rendition="#g">Hi&#x017F;tor. Pandectar</hi>. Lib. I. c. V.</hi></note>, &#x017F;ondern ein Italia&#x0364;ner, von Bologna gebu&#x0364;rtig,<lb/>
gewe&#x017F;en <note place="foot" n="88)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">maurus sartius</hi><hi rendition="#g">in Irnerio</hi>.</hi> §. 2 beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ze-<lb/>
pernick</hi> in <hi rendition="#i">biga libellor</hi>.</hi> S. 101.</note>. Die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Irnerius</hi> fing nach denen, wie-<lb/>
wohl fruchtlo&#x017F;en, Ver&#x017F;uchen eines <hi rendition="#g">Pepo</hi> <note place="foot" n="89)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">odofredus</hi></hi> a. a. O. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Quidam dominus</hi><hi rendition="#k">pepo</hi><hi rendition="#i">caepit<lb/>
auctoritate &#x017F;ua legere in legibus, tamen, quidquid fuerit<lb/>
de &#x017F;cientia &#x017F;ua, nullius nominis fuit.</hi></hi></note>, und ver-<lb/>
&#x017F;chiedener anderer, die auch &#x017F;chon vorher das ro&#x0364;mi&#x017F;che<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Recht</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0363] de Origine Iuris. pten, welche nicht gloſſirt ſind; nach der Regel: quidquid non agnoſcit gloſſa, illud non agnoſcit curia 85). Man nennt diejenigen Theile und Stuͤcke des Ju- ſtinianeiſchen Rechts gloſſirt, welche mit den Anmer- kungen und Erlaͤuterungen der alten Gloſſatoren ver- ſehen ſind. Gloſſatoren aber werden diejenigen ita- liaͤniſchen Rechtsgelehrten genennt, welche im 12. und 13. Saͤculum zu Bologna die roͤmiſchen Rechte lehr- ten, und bey ihrem Vortrag die iuſtinianeiſchen Geſez- ſammlungen zum Grunde legten, und dieſe mit ihren Gloſſen oder Anmerkungen zu erlaͤutern ſuchten. Der erſtere und beruͤhmteſte derſelben, welchen Odofre- dus 86) daher den primus illuminator ſcientiae no- ſtrae nennt, war Irnerius, der aber eigentlich Werner oder Warner geheiſſen, ob er gleich deswe- gen kein Teutſcher von Geburt, wie Brenkmann durch jenen teutſchen Nahmen verfuͤhrt, ſich eingebil- det 87), ſondern ein Italiaͤner, von Bologna gebuͤrtig, geweſen 88). Dieſer Irnerius fing nach denen, wie- wohl fruchtloſen, Verſuchen eines Pepo 89), und ver- ſchiedener anderer, die auch ſchon vorher das roͤmiſche Recht 85) Vortreflich hat dieſe Regel erlaͤutert Herr Dir. zeper- nick in Coniectur. quibus ex cauſis Novellae Leonis Sap. in Germania receptae dici ne- queant. Cap. II. §. 22. und beſonders Cap. III. §. 24- 26. beym beck S. 533. 86) ad L. ius civile D. de Iuſt. et Iure. 87) brencmann Hiſtor. Pandectar. Lib. I. c. V. 88) S. maurus sartius in Irnerio. §. 2 beym ze- pernick in biga libellor. S. 101. 89) odofredus a. a. O. Quidam dominus pepo caepit auctoritate ſua legere in legibus, tamen, quidquid fuerit de ſcientia ſua, nullius nominis fuit. Y 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/363
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/363>, abgerufen am 24.11.2024.