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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Origine Iuris.
nur von einem besondern Vertrage die Rede ist, wel-
chen ein Vater der Erbfolge wegen mit seinem verhey-
ratheten Sohne geschlossen hatte, und den Leo gegen
die Verordnung der Kr. Valentinian, Gallienus und
Valerian L. 15. C. de pactis für gültig erklärt 36);
so sind ja bekanntermassen bey den Teutschen die Erb-
verträge nicht nur schon längst vor Einführung des rö-
mischen Rechts üblich gewesen, und für verbindlich gehal-
ten worden; sondern sie haben auch nachher diese ihre
Gültigkeit gegen alle Gründe des römischen Rechts stand-
haft behauptet 37). Ich übergehe mehrere Beispiele,
und bemerke nur noch, daß so wenig das Ansehen der
so genannten pragmatischen Juristen, als die Urtheile und
Entscheidungen einiger Gerichtshöfe, welche diese oder
jene Novelle des Krs Leo, vielleicht aus blosem Irr-
thum, angeführet, gegen die in Teutschland angenomme-
ne Regel: quidquid non agnoscit glossa, illud non
agnoscit curia,
welche diesen Novellen alles legale An-
sehen in den Gerichten schlechterdings abspricht, etwas
gelten können. Ja ich zweifele sogar noch, ob diese
Novellen zur Erklärung des wirklich geltenden Justinia-
neischen Rechts überall denjenigen theoretischen Nutzen
haben möchten, welchen ihnen doch wenigstens selbst
diejenigen Rechtsgelehrten beylegen wollen, die übrigens
die verbindende Kraft derselben gänzlich läugnen 38).

Denn
36) S. zepernick am angef. O. §. XVI. S 498. u. folg.
37) Man vergleiche hebenstreit Vindiciae veri va-
loris pactor. successor. tam iure rom. quam
germ
. Erfordiae
1768.
38) galvanvs de usufructu Cap. XXX. n. IV. S. 377.
edit. Tubingens. gravina Origin. iuris civ. Lib. I.
cap. 136. hilliger
im Donello enucleat. Lib. XXVI.
c. 2. lit. A. Chr. God. hoffmann Histor. Iuris. Lib.
II. c.
2. §. 17.
Glücks Erläut. d. Pand. 1. Th. A a

de Origine Iuris.
nur von einem beſondern Vertrage die Rede iſt, wel-
chen ein Vater der Erbfolge wegen mit ſeinem verhey-
ratheten Sohne geſchloſſen hatte, und den Leo gegen
die Verordnung der Kr. Valentinian, Gallienus und
Valerian L. 15. C. de pactis fuͤr guͤltig erklaͤrt 36);
ſo ſind ja bekanntermaſſen bey den Teutſchen die Erb-
vertraͤge nicht nur ſchon laͤngſt vor Einfuͤhrung des roͤ-
miſchen Rechts uͤblich geweſen, und fuͤr verbindlich gehal-
ten worden; ſondern ſie haben auch nachher dieſe ihre
Guͤltigkeit gegen alle Gruͤnde des roͤmiſchen Rechts ſtand-
haft behauptet 37). Ich uͤbergehe mehrere Beiſpiele,
und bemerke nur noch, daß ſo wenig das Anſehen der
ſo genannten pragmatiſchen Juriſten, als die Urtheile und
Entſcheidungen einiger Gerichtshoͤfe, welche dieſe oder
jene Novelle des Krs Leo, vielleicht aus bloſem Irr-
thum, angefuͤhret, gegen die in Teutſchland angenomme-
ne Regel: quidquid non agnoſcit gloſſa, illud non
agnoſcit curia,
welche dieſen Novellen alles legale An-
ſehen in den Gerichten ſchlechterdings abſpricht, etwas
gelten koͤnnen. Ja ich zweifele ſogar noch, ob dieſe
Novellen zur Erklaͤrung des wirklich geltenden Juſtinia-
neiſchen Rechts uͤberall denjenigen theoretiſchen Nutzen
haben moͤchten, welchen ihnen doch wenigſtens ſelbſt
diejenigen Rechtsgelehrten beylegen wollen, die uͤbrigens
die verbindende Kraft derſelben gaͤnzlich laͤugnen 38).

Denn
36) S. zepernick am angef. O. §. XVI. S 498. u. folg.
37) Man vergleiche hebenstreit Vindiciae veri va-
loris pactor. ſucceſſor. tam iure rom. quam
germ
. Erfordiae
1768.
38) galvanvs de uſufructu Cap. XXX. n. IV. S. 377.
edit. Tubingenſ. gravina Origin. iuris civ. Lib. I.
cap. 136. hilliger
im Donello enucleat. Lib. XXVI.
c. 2. lit. A. Chr. God. hoffmann Hiſtor. Iuris. Lib.
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2. §. 17.
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[367/0387] de Origine Iuris. nur von einem beſondern Vertrage die Rede iſt, wel- chen ein Vater der Erbfolge wegen mit ſeinem verhey- ratheten Sohne geſchloſſen hatte, und den Leo gegen die Verordnung der Kr. Valentinian, Gallienus und Valerian L. 15. C. de pactis fuͤr guͤltig erklaͤrt 36); ſo ſind ja bekanntermaſſen bey den Teutſchen die Erb- vertraͤge nicht nur ſchon laͤngſt vor Einfuͤhrung des roͤ- miſchen Rechts uͤblich geweſen, und fuͤr verbindlich gehal- ten worden; ſondern ſie haben auch nachher dieſe ihre Guͤltigkeit gegen alle Gruͤnde des roͤmiſchen Rechts ſtand- haft behauptet 37). Ich uͤbergehe mehrere Beiſpiele, und bemerke nur noch, daß ſo wenig das Anſehen der ſo genannten pragmatiſchen Juriſten, als die Urtheile und Entſcheidungen einiger Gerichtshoͤfe, welche dieſe oder jene Novelle des Krs Leo, vielleicht aus bloſem Irr- thum, angefuͤhret, gegen die in Teutſchland angenomme- ne Regel: quidquid non agnoſcit gloſſa, illud non agnoſcit curia, welche dieſen Novellen alles legale An- ſehen in den Gerichten ſchlechterdings abſpricht, etwas gelten koͤnnen. Ja ich zweifele ſogar noch, ob dieſe Novellen zur Erklaͤrung des wirklich geltenden Juſtinia- neiſchen Rechts uͤberall denjenigen theoretiſchen Nutzen haben moͤchten, welchen ihnen doch wenigſtens ſelbſt diejenigen Rechtsgelehrten beylegen wollen, die uͤbrigens die verbindende Kraft derſelben gaͤnzlich laͤugnen 38). Denn 36) S. zepernick am angef. O. §. XVI. S 498. u. folg. 37) Man vergleiche hebenstreit Vindiciae veri va- loris pactor. ſucceſſor. tam iure rom. quam germ. Erfordiae 1768. 38) galvanvs de uſufructu Cap. XXX. n. IV. S. 377. edit. Tubingenſ. gravina Origin. iuris civ. Lib. I. cap. 136. hilliger im Donello enucleat. Lib. XXVI. c. 2. lit. A. Chr. God. hoffmann Hiſtor. Iuris. Lib. II. c. 2. §. 17. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 1. Th. A a

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/387>, abgerufen am 24.11.2024.