Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 2. Tit. gel die neuere der ältern vor; daraus folgt, daß dieCiementinen dem libro sexto Decretalium Bonifacii VIII. dieser den Decretalen P. Gregors IX. und diese wieder dem Decret des Gratians derogiren. Nur die sogenannten Extravaganten machen eine Ausnahme von dieser Regel; denn wenn gleich die in unserm Ca- nonischen Rechtskörper befindlichen beyden Sammlungen derselben der Zeit ihrer Compilation nach die jüngsten sind, so kann doch die Gültigkeit derselben, da sie blo- se Privatsammlungen sind, die nicht unter päbstlicher Auctorität verfertiget worden, nicht nach dem Orte, den sie im Korpus Juris behaupten, sondern nur nach dem eigenen Zeitalter einer jeden einzelnen Verordnung beurtheilet werden 25). Im andern Falle, wenn der Widerspruch unter Stellen ebenderselben Sammlung ist, so müssen dieselben durch eine geschickte Auslegung, wo- bey auf die Verschiedenheit der Zeit, des Orts, der Persohn und des Grundes Rücksicht zu nehmen 26), mit einander vereiniget werden 27). Wenn demnach die eine Verordnung ganz allgemein lautet, die andere aber 25) Lud. engel in Collegio universi iur. canon. Lib. III. Tit. V. §. 4. n. 52. in fine. -- Extravagantes, cum nul- lius Pontificis auctoritate compilatae sint, debent referri ad suos auctores, et tempus, quo datae sunt. 26) Can. 1. 2. u. 3. Dist. XXIX. -- Sciendum est, quod pleraque capitula ex causa, ex persona, ex loco, ex tempore consideranda sunt, quorum modi, quia me- dullitus non indagantur, in erroris Labyrinthum non- nulli intricando impinguntur. 27) engel im angeführten Buch Prooem. n. 18. Quodsi in
recensitis iuris canonici partibus constitutionum antinomia reperiatur, eaque sit in unius Pontificis compilatione v. g. si uterque contradicens canon sit in Decretalibus, vel in Sexto aut Clementinis, per congruam interpretationem con- ciliatio facienda est. 1. Buch. 2. Tit. gel die neuere der aͤltern vor; daraus folgt, daß dieCiementinen dem libro ſexto Decretalium Bonifacii VIII. dieſer den Decretalen P. Gregors IX. und dieſe wieder dem Decret des Gratians derogiren. Nur die ſogenannten Extravaganten machen eine Ausnahme von dieſer Regel; denn wenn gleich die in unſerm Ca- noniſchen Rechtskoͤrper befindlichen beyden Sammlungen derſelben der Zeit ihrer Compilation nach die juͤngſten ſind, ſo kann doch die Guͤltigkeit derſelben, da ſie blo- ſe Privatſammlungen ſind, die nicht unter paͤbſtlicher Auctoritaͤt verfertiget worden, nicht nach dem Orte, den ſie im Korpus Juris behaupten, ſondern nur nach dem eigenen Zeitalter einer jeden einzelnen Verordnung beurtheilet werden 25). Im andern Falle, wenn der Widerſpruch unter Stellen ebenderſelben Sammlung iſt, ſo muͤſſen dieſelben durch eine geſchickte Auslegung, wo- bey auf die Verſchiedenheit der Zeit, des Orts, der Perſohn und des Grundes Ruͤckſicht zu nehmen 26), mit einander vereiniget werden 27). Wenn demnach die eine Verordnung ganz allgemein lautet, die andere aber 25) Lud. engel in Collegio univerſi iur. canon. Lib. III. Tit. V. §. 4. n. 52. in fine. — Extravagantes, cum nul- lius Pontificis auctoritate compilatae ſint, debent referri ad ſuos auctores, et tempus, quo datae ſunt. 26) Can. 1. 2. u. 3. Diſt. XXIX. — Sciendum eſt, quod pleraque capitula ex cauſa, ex perſona, ex loco, ex tempore conſideranda ſunt, quorum modi, quia me- dullitus non indagantur, in erroris Labyrinthum non- nulli intricando impinguntur. 27) engel im angefuͤhrten Buch Prooem. n. 18. Quodſi in
recenſitis iuris canonici partibus conſtitutionum antinomia reperiatur, eaque ſit in unius Pontificis compilatione v. g. ſi uterque contradicens canon ſit in Decretalibus, vel in Sexto aut Clementinis, per congruam interpretationem con- ciliatio facienda eſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0426" n="406"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 2. Tit.</hi></fw><lb/> gel die neuere der aͤltern vor; daraus folgt, daß die<lb/> Ciementinen dem <hi rendition="#aq">libro ſexto Decretalium Bonifacii<lb/> VIII.</hi> dieſer den Decretalen P. Gregors <hi rendition="#aq">IX.</hi> und dieſe<lb/> wieder dem Decret des Gratians derogiren. Nur die<lb/> ſogenannten <hi rendition="#g">Extravaganten</hi> machen eine Ausnahme<lb/> von dieſer Regel; denn wenn gleich die in unſerm Ca-<lb/> noniſchen Rechtskoͤrper befindlichen beyden Sammlungen<lb/> derſelben der Zeit ihrer Compilation nach die juͤngſten<lb/> ſind, ſo kann doch die Guͤltigkeit derſelben, da ſie blo-<lb/> ſe Privatſammlungen ſind, die nicht unter paͤbſtlicher<lb/> Auctoritaͤt verfertiget worden, nicht nach dem Orte,<lb/> den ſie im Korpus Juris behaupten, ſondern nur nach<lb/> dem eigenen Zeitalter einer jeden einzelnen Verordnung<lb/> beurtheilet werden <note place="foot" n="25)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lud.</hi><hi rendition="#k">engel</hi> in Collegio univerſi iur. canon. Lib. III.<lb/> Tit. V. §. 4. n. 52. in fine. — <hi rendition="#i">Extravagantes, cum nul-<lb/> lius Pontificis auctoritate compilatae ſint, debent referri<lb/> ad ſuos auctores, et tempus, quo datae ſunt.</hi></hi></note>. Im andern Falle, wenn der<lb/> Widerſpruch unter Stellen ebenderſelben Sammlung iſt,<lb/> ſo muͤſſen dieſelben durch eine geſchickte Auslegung, wo-<lb/> bey auf die Verſchiedenheit der Zeit, des Orts, der<lb/> Perſohn und des Grundes Ruͤckſicht zu nehmen <note place="foot" n="26)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Can. 1. 2. u. 3. Diſt. XXIX.</hi> — Sciendum eſt, quod<lb/> pleraque capitula ex cauſa, ex perſona, ex loco, ex<lb/> tempore conſideranda ſunt, quorum modi, quia me-<lb/> dullitus non indagantur, in erroris Labyrinthum non-<lb/> nulli intricando impinguntur.</hi></note>,<lb/> mit einander vereiniget werden <note place="foot" n="27)"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">engel</hi></hi> im angefuͤhrten Buch <hi rendition="#aq">Prooem. n. 18. <hi rendition="#i">Quodſi in<lb/> recenſitis iuris canonici partibus conſtitutionum antinomia<lb/> reperiatur, eaque ſit in unius Pontificis compilatione v. g.<lb/> ſi uterque contradicens canon ſit in Decretalibus, vel in<lb/> Sexto aut Clementinis, per congruam interpretationem con-<lb/> ciliatio facienda eſt.</hi></hi></note>. Wenn demnach<lb/> die eine Verordnung ganz allgemein lautet, die andere<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [406/0426]
1. Buch. 2. Tit.
gel die neuere der aͤltern vor; daraus folgt, daß die
Ciementinen dem libro ſexto Decretalium Bonifacii
VIII. dieſer den Decretalen P. Gregors IX. und dieſe
wieder dem Decret des Gratians derogiren. Nur die
ſogenannten Extravaganten machen eine Ausnahme
von dieſer Regel; denn wenn gleich die in unſerm Ca-
noniſchen Rechtskoͤrper befindlichen beyden Sammlungen
derſelben der Zeit ihrer Compilation nach die juͤngſten
ſind, ſo kann doch die Guͤltigkeit derſelben, da ſie blo-
ſe Privatſammlungen ſind, die nicht unter paͤbſtlicher
Auctoritaͤt verfertiget worden, nicht nach dem Orte,
den ſie im Korpus Juris behaupten, ſondern nur nach
dem eigenen Zeitalter einer jeden einzelnen Verordnung
beurtheilet werden 25). Im andern Falle, wenn der
Widerſpruch unter Stellen ebenderſelben Sammlung iſt,
ſo muͤſſen dieſelben durch eine geſchickte Auslegung, wo-
bey auf die Verſchiedenheit der Zeit, des Orts, der
Perſohn und des Grundes Ruͤckſicht zu nehmen 26),
mit einander vereiniget werden 27). Wenn demnach
die eine Verordnung ganz allgemein lautet, die andere
aber
25) Lud. engel in Collegio univerſi iur. canon. Lib. III.
Tit. V. §. 4. n. 52. in fine. — Extravagantes, cum nul-
lius Pontificis auctoritate compilatae ſint, debent referri
ad ſuos auctores, et tempus, quo datae ſunt.
26) Can. 1. 2. u. 3. Diſt. XXIX. — Sciendum eſt, quod
pleraque capitula ex cauſa, ex perſona, ex loco, ex
tempore conſideranda ſunt, quorum modi, quia me-
dullitus non indagantur, in erroris Labyrinthum non-
nulli intricando impinguntur.
27) engel im angefuͤhrten Buch Prooem. n. 18. Quodſi in
recenſitis iuris canonici partibus conſtitutionum antinomia
reperiatur, eaque ſit in unius Pontificis compilatione v. g.
ſi uterque contradicens canon ſit in Decretalibus, vel in
Sexto aut Clementinis, per congruam interpretationem con-
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