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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
firmata sit. Allein einmal enthalten diese Worte offen-
bar keine gesetzliche Disposition, sondern einen bloßen

Rath,
viel als actio, und contradicto iudicio heiße nichts anders,
als si actio statim in limine, qua actio consuetudini adversa,
a Praetore contradicta esset.
Allein ich muß gestehen, daß
ich den Ausdruck contradicere iudicium vom Prätor nirgends
in unsern Gesetzen gelesen habe, die Redensart denegare
actionem,
wenn der Prätor eine Klage nicht gestattet, sie für
unzuiäßig erklärt, ist bekannt genug L. 30. D. de solut. L. 26.
§. 4. D. ex quib. c. maj. L. 4. §. 1. de re iud. L. 3. pr. si
mensor. L. 14. pr. D. de noxal. act.
u. a. m. Solchemnach
möchte also das contradictum wohl mehr auf dem Gegner sich
beziehen, der der Gewohnheit widerspricht, worauf der Klä-
ger seine Klage gegründet hatte. Dies beweisen auch die An-
fangsworte cum de consuetudine -- confidere quis videtur.
Denn confidere ist so viel als niti aliqua re contra obnitentem.
S. brisson de V. S. v. confidere. Besser erklärt Herr
Prof. Püttmann a. a. O. S. 87 die Worte an etiam con-
tradicto aliquando iudicio
u. s. w. per hypallagen, von welcher
Figur Iod. Ioh. struchtmeyer Animadv. Crit. Lib. II. c. 1.
mehrere Beyspiele gesammlet hat. Ich habe der Püttmanni-
schen Erklärung schon bey einer andern Gelegenheit (S. 51.
Not. 67.) gedenken müssen. Der wahre Sinn der Worte ist
also dieser: explorandum est, an etiam consuetudo, ab adver-
sa parte licet contradicta, a Practore tamen aliquando iudicio
firmata sit,
i. e. Praetor pro ea aliquando pronunciaverit.

Noch eins kann ich hierbey nicht mit Stillschweigen übergehen.
staudinger a. a. O. §. VI und hoffmann a. a. O. wollen
überdies die L. 34. nicht allgemein, wenn überhaupt vom Be-
weis einer Gewohnheit die Rede ist, sondern nur von solchen
Gewohnheiten erklären, quae circa praerogativas honorum, et
vacationes a muneribus in unaquaque provincia vel civitate
obtinebant.
Der Beweis ist aus der Inscription genommen.
Libro IV. de officio Proconsulis habe Ulpian von den bür-
gerlichen Pflicht- und Ehrenämtern, desgleichen von Erledi-
gung derselben, und den Entschuldigungsursachen gegen deren
Auf-

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
firmata ſit. Allein einmal enthalten dieſe Worte offen-
bar keine geſetzliche Dispoſition, ſondern einen bloßen

Rath,
viel als actio, und contradicto iudicio heiße nichts anders,
als ſi actio ſtatim in limine, qua actio conſuetudini adverſa,
a Praetore contradicta eſſet.
Allein ich muß geſtehen, daß
ich den Ausdruck contradicere iudicium vom Praͤtor nirgends
in unſern Geſetzen geleſen habe, die Redensart denegare
actionem,
wenn der Praͤtor eine Klage nicht geſtattet, ſie fuͤr
unzuiaͤßig erklaͤrt, iſt bekannt genug L. 30. D. de ſolut. L. 26.
§. 4. D. ex quib. c. maj. L. 4. §. 1. de re iud. L. 3. pr. ſi
menſor. L. 14. pr. D. de noxal. act.
u. a. m. Solchemnach
moͤchte alſo das contradictum wohl mehr auf dem Gegner ſich
beziehen, der der Gewohnheit widerſpricht, worauf der Klaͤ-
ger ſeine Klage gegruͤndet hatte. Dies beweiſen auch die An-
fangsworte cum de conſuetudine — confidere quis videtur.
Denn confidere iſt ſo viel als niti aliqua re contra obnitentem.
S. brisson de V. S. v. confidere. Beſſer erklaͤrt Herr
Prof. Puͤttmann a. a. O. S. 87 die Worte an etiam con-
tradicto aliquando iudicio
u. ſ. w. per hypallagen, von welcher
Figur Iod. Ioh. struchtmeyer Animadv. Crit. Lib. II. c. 1.
mehrere Beyſpiele geſammlet hat. Ich habe der Puͤttmanni-
ſchen Erklaͤrung ſchon bey einer andern Gelegenheit (S. 51.
Not. 67.) gedenken muͤſſen. Der wahre Sinn der Worte iſt
alſo dieſer: explorandum eſt, an etiam conſuetudo, ab adver-
ſa parte licet contradicta, a Practore tamen aliquando iudicio
firmata ſit,
i. e. Praetor pro ea aliquando pronunciaverit.

Noch eins kann ich hierbey nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen.
staudinger a. a. O. §. VI und hoffmann a. a. O. wollen
uͤberdies die L. 34. nicht allgemein, wenn uͤberhaupt vom Be-
weis einer Gewohnheit die Rede iſt, ſondern nur von ſolchen
Gewohnheiten erklaͤren, quae circa praerogativas honorum, et
vacationes a muneribus in unaquaque provincia vel civitate
obtinebant.
Der Beweis iſt aus der Inſcription genommen.
Libro IV. de officio Proconſulis habe Ulpian von den buͤr-
gerlichen Pflicht- und Ehrenaͤmtern, desgleichen von Erledi-
gung derſelben, und den Entſchuldigungsurſachen gegen deren
Auf-
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[461/0481] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. firmata ſit. Allein einmal enthalten dieſe Worte offen- bar keine geſetzliche Dispoſition, ſondern einen bloßen Rath, 11) 11) viel als actio, und contradicto iudicio heiße nichts anders, als ſi actio ſtatim in limine, qua actio conſuetudini adverſa, a Praetore contradicta eſſet. Allein ich muß geſtehen, daß ich den Ausdruck contradicere iudicium vom Praͤtor nirgends in unſern Geſetzen geleſen habe, die Redensart denegare actionem, wenn der Praͤtor eine Klage nicht geſtattet, ſie fuͤr unzuiaͤßig erklaͤrt, iſt bekannt genug L. 30. D. de ſolut. L. 26. §. 4. D. ex quib. c. maj. L. 4. §. 1. de re iud. L. 3. pr. ſi menſor. L. 14. pr. D. de noxal. act. u. a. m. Solchemnach moͤchte alſo das contradictum wohl mehr auf dem Gegner ſich beziehen, der der Gewohnheit widerſpricht, worauf der Klaͤ- ger ſeine Klage gegruͤndet hatte. Dies beweiſen auch die An- fangsworte cum de conſuetudine — confidere quis videtur. Denn confidere iſt ſo viel als niti aliqua re contra obnitentem. S. brisson de V. S. v. confidere. Beſſer erklaͤrt Herr Prof. Puͤttmann a. a. O. S. 87 die Worte an etiam con- tradicto aliquando iudicio u. ſ. w. per hypallagen, von welcher Figur Iod. Ioh. struchtmeyer Animadv. Crit. Lib. II. c. 1. mehrere Beyſpiele geſammlet hat. Ich habe der Puͤttmanni- ſchen Erklaͤrung ſchon bey einer andern Gelegenheit (S. 51. Not. 67.) gedenken muͤſſen. Der wahre Sinn der Worte iſt alſo dieſer: explorandum eſt, an etiam conſuetudo, ab adver- ſa parte licet contradicta, a Practore tamen aliquando iudicio firmata ſit, i. e. Praetor pro ea aliquando pronunciaverit. Noch eins kann ich hierbey nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen. staudinger a. a. O. §. VI und hoffmann a. a. O. wollen uͤberdies die L. 34. nicht allgemein, wenn uͤberhaupt vom Be- weis einer Gewohnheit die Rede iſt, ſondern nur von ſolchen Gewohnheiten erklaͤren, quae circa praerogativas honorum, et vacationes a muneribus in unaquaque provincia vel civitate obtinebant. Der Beweis iſt aus der Inſcription genommen. Libro IV. de officio Proconſulis habe Ulpian von den buͤr- gerlichen Pflicht- und Ehrenaͤmtern, desgleichen von Erledi- gung derſelben, und den Entſchuldigungsurſachen gegen deren Auf-

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/481>, abgerufen am 22.11.2024.