Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet. Person keine elterliche Gewalt erwerben, auch kein Te-stament oder Codicill machen 71). Die Rechte einer Universität lassen sich übrigens sehr gut in zwey Haupt- classen eintheilen. Einige fliessen aus der Natur und Zweck der Gesellschaft her, und stehen also einer je- den Universität, qua tali, nach Masgabe ihres End- zwecks schon von selbst zu, ohne daß eine besondere Er- werbung vonnöthen ist; diese werden Gesellschafts- rechte, von andern auch Collegialrechte genennt; und verhalten sich als Mittel zur Erreichung des gemein- schaftlichen Endzwecks der Universität. Andere Rechte haben ihren Grund in einer besondern Concession der Ge- setze, oder des Regenten, oder sie sind durch einen be- sondern Rechtstitel erworben. Zu diesen gehört, daß Universitäten die Rechte der Pupillen und Minderjähri- gen haben, und ihnen daher, wie diesen, bey erweißlicher Läsion die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu stat- ten kommt 72). Auch können, wenigstens nach dem neuern römischen Recht, erlaubte Gemeinheiten zu Erben eingesetzet, oder ihnen sonst etwas vermacht werden 73). Ja es erlauben sogar die Gesetze, daß eine moralische Person solche Rechte erwerben könne, welche einem Men- schen 71) S. Woltär a. a. O. §. 176. S. 224. u. folgg. 72) L. 22. §. 2. D. L. 4. C. ex quib. caus. maior. in int. rest. L. 3. C. de iure reipubl. cap. 1. und 3. X. de restitut. in in- tegr. leyser Meditat. ad Pand. Spec. LIV. m. 3. nettel- bladt a. a. O. §. 869. 73) L. 12. C. de hered. instit. L. 2. u. L. 20 D. de reb. dub. Ehemals gieng dieses nicht an. Warum? werde ich zu seiner Zeit sagen. S. heineccius de collegiis et corpor. opificum. Cap. I. §. 27. u. folgg. in Opusc. var. S. 412. u. folgg. und Westphal Theorie des röm. Rechts von Testamenten. Kap. III. §. 145. u. folgg. S. 107. H h 3
de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. Perſon keine elterliche Gewalt erwerben, auch kein Te-ſtament oder Codicill machen 71). Die Rechte einer Univerſitaͤt laſſen ſich uͤbrigens ſehr gut in zwey Haupt- claſſen eintheilen. Einige flieſſen aus der Natur und Zweck der Geſellſchaft her, und ſtehen alſo einer je- den Univerſitaͤt, qua tali, nach Masgabe ihres End- zwecks ſchon von ſelbſt zu, ohne daß eine beſondere Er- werbung vonnoͤthen iſt; dieſe werden Geſellſchafts- rechte, von andern auch Collegialrechte genennt; und verhalten ſich als Mittel zur Erreichung des gemein- ſchaftlichen Endzwecks der Univerſitaͤt. Andere Rechte haben ihren Grund in einer beſondern Conceſſion der Ge- ſetze, oder des Regenten, oder ſie ſind durch einen be- ſondern Rechtstitel erworben. Zu dieſen gehoͤrt, daß Univerſitaͤten die Rechte der Pupillen und Minderjaͤhri- gen haben, und ihnen daher, wie dieſen, bey erweißlicher Laͤſion die Wiedereinſetzung in den vorigen Stand zu ſtat- ten kommt 72). Auch koͤnnen, wenigſtens nach dem neuern roͤmiſchen Recht, erlaubte Gemeinheiten zu Erben eingeſetzet, oder ihnen ſonſt etwas vermacht werden 73). Ja es erlauben ſogar die Geſetze, daß eine moraliſche Perſon ſolche Rechte erwerben koͤnne, welche einem Men- ſchen 71) S. Woltaͤr a. a. O. §. 176. S. 224. u. folgg. 72) L. 22. §. 2. D. L. 4. C. ex quib. cauſ. maior. in int. reſt. L. 3. C. de iure reipubl. cap. 1. und 3. X. de reſtitut. in in- tegr. leyser Meditat. ad Pand. Spec. LIV. m. 3. nettel- bladt a. a. O. §. 869. 73) L. 12. C. de hered. inſtit. L. 2. u. L. 20 D. de reb. dub. Ehemals gieng dieſes nicht an. Warum? werde ich zu ſeiner Zeit ſagen. S. heineccius de collegiis et corpor. opificum. Cap. I. §. 27. u. folgg. in Opuſc. var. S. 412. u. folgg. und Weſtphal Theorie des roͤm. Rechts von Teſtamenten. Kap. III. §. 145. u. folgg. S. 107. H h 3
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de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
Perſon keine elterliche Gewalt erwerben, auch kein Te-
ſtament oder Codicill machen 71). Die Rechte einer
Univerſitaͤt laſſen ſich uͤbrigens ſehr gut in zwey Haupt-
claſſen eintheilen. Einige flieſſen aus der Natur und
Zweck der Geſellſchaft her, und ſtehen alſo einer je-
den Univerſitaͤt, qua tali, nach Masgabe ihres End-
zwecks ſchon von ſelbſt zu, ohne daß eine beſondere Er-
werbung vonnoͤthen iſt; dieſe werden Geſellſchafts-
rechte, von andern auch Collegialrechte genennt;
und verhalten ſich als Mittel zur Erreichung des gemein-
ſchaftlichen Endzwecks der Univerſitaͤt. Andere Rechte
haben ihren Grund in einer beſondern Conceſſion der Ge-
ſetze, oder des Regenten, oder ſie ſind durch einen be-
ſondern Rechtstitel erworben. Zu dieſen gehoͤrt, daß
Univerſitaͤten die Rechte der Pupillen und Minderjaͤhri-
gen haben, und ihnen daher, wie dieſen, bey erweißlicher
Laͤſion die Wiedereinſetzung in den vorigen Stand zu ſtat-
ten kommt 72). Auch koͤnnen, wenigſtens nach dem
neuern roͤmiſchen Recht, erlaubte Gemeinheiten zu Erben
eingeſetzet, oder ihnen ſonſt etwas vermacht werden 73).
Ja es erlauben ſogar die Geſetze, daß eine moraliſche
Perſon ſolche Rechte erwerben koͤnne, welche einem Men-
ſchen
71) S. Woltaͤr a. a. O. §. 176. S. 224. u. folgg.
72) L. 22. §. 2. D. L. 4. C. ex quib. cauſ. maior. in int. reſt.
L. 3. C. de iure reipubl. cap. 1. und 3. X. de reſtitut. in in-
tegr. leyser Meditat. ad Pand. Spec. LIV. m. 3. nettel-
bladt a. a. O. §. 869.
73) L. 12. C. de hered. inſtit. L. 2. u. L. 20 D. de reb. dub.
Ehemals gieng dieſes nicht an. Warum? werde ich zu ſeiner
Zeit ſagen. S. heineccius de collegiis et corpor. opificum.
Cap. I. §. 27. u. folgg. in Opuſc. var. S. 412. u. folgg. und
Weſtphal Theorie des roͤm. Rechts von Teſtamenten.
Kap. III. §. 145. u. folgg. S. 107.
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