Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 3. Tit. obigen Behauptung keineswegs zuwider sey. Die L. 2.ist ein kaiserliches Rescript, also auf eine ergangene An- frage, ohne Zweifel eben desjenigen Proculus, er- lassen worden, an welchen das Rescript gerichtet ist. Man muthmasset, dieser Proculus, Proconsul Afri- cae, auch wohl vielleicht noch Heide, habe bey der Gele- genheit, da er vom K. Constantin einige mandata erhalten, worinn derselbe maches in der alten Religion der Römer reformiret, und das Volk sich auf altes Her- kommen und Gebrauch berufen, deshalb Bericht an den Kaiser erstattet, vielleicht in dem Tone, in welchem Symmachus, auch zu Gunsten der heidnischen Reli- gion, an die Kaisere Valentinian, Theodosius und Ar- cadius schrieb 20). Ist dieses richtig, so war hier gar nicht die Frage, ob ein älteres Gesetz durch eine neuere rechtliche Gewohnheit aufgehoben werden könne? sondern von dem umgekehrten Falle die Rede. Der Sinn des Rescripts ist also vielmehr dieser; wenn gleich sonst eine alte Gewohnheit oder Gebrauch keine geringe Auctorität hat, so ist doch dieselbe nicht von einem solchen Gewicht, daß sie ge- gen die Vernunft, und die gesetzliche San- ction etwas gelten könne, wodurch jene Ge- wohn- stres Hermogenian. Lib. I. S. 215. Fr. Car. conradi Diss. de consuetudine legem haud vincente. Helmst. 1745. Henr. God. bauer Diss. de conciliatione L. 32. D. de LL. et L. 2. C. quae sit longa consuet. Lips. 1761. und ayrer Progr. de consuetudine legem vincente. Goett. 1764. 20) Lib. X. Ep. 61. Dies ist die Muthmassung Ger. noodt
Commentar. ad Pandect. h. t. welche auch heineccius in Pan- dect. h. t. §. 105. not. annimmt; und Iac. gothofredus in Comm. ad L. un. Cod. Theodos. de longa Confuet. noch mehr bestätiget. 1. Buch. 3. Tit. obigen Behauptung keineswegs zuwider ſey. Die L. 2.iſt ein kaiſerliches Reſcript, alſo auf eine ergangene An- frage, ohne Zweifel eben desjenigen Proculus, er- laſſen worden, an welchen das Reſcript gerichtet iſt. Man muthmaſſet, dieſer Proculus, Proconſul Afri- cae, auch wohl vielleicht noch Heide, habe bey der Gele- genheit, da er vom K. Conſtantin einige mandata erhalten, worinn derſelbe maches in der alten Religion der Roͤmer reformiret, und das Volk ſich auf altes Her- kommen und Gebrauch berufen, deshalb Bericht an den Kaiſer erſtattet, vielleicht in dem Tone, in welchem Symmachus, auch zu Gunſten der heidniſchen Reli- gion, an die Kaiſere Valentinian, Theodoſius und Ar- cadius ſchrieb 20). Iſt dieſes richtig, ſo war hier gar nicht die Frage, ob ein aͤlteres Geſetz durch eine neuere rechtliche Gewohnheit aufgehoben werden koͤnne? ſondern von dem umgekehrten Falle die Rede. Der Sinn des Reſcripts iſt alſo vielmehr dieſer; wenn gleich ſonſt eine alte Gewohnheit oder Gebrauch keine geringe Auctoritaͤt hat, ſo iſt doch dieſelbe nicht von einem ſolchen Gewicht, daß ſie ge- gen die Vernunft, und die geſetzliche San- ction etwas gelten koͤnne, wodurch jene Ge- wohn- stres Hermogenian. Lib. I. S. 215. Fr. Car. conradi Diſſ. de conſuetudine legem haud vincente. Helmſt. 1745. Henr. God. bauer Diſſ. de conciliatione L. 32. D. de LL. et L. 2. C. quae ſit longa conſuet. Lipſ. 1761. und ayrer Progr. de conſuetudine legem vincente. Goett. 1764. 20) Lib. X. Ep. 61. Dies iſt die Muthmaſſung Ger. noodt
Commentar. ad Pandect. h. t. welche auch heineccius in Pan- dect. h. t. §. 105. not. annimmt; und Iac. gothofredus in Comm. ad L. un. Cod. Theodos. de longa Confuet. noch mehr beſtaͤtiget. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0522" n="502"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 3. Tit.</hi></fw><lb/> obigen Behauptung keineswegs zuwider ſey. Die <hi rendition="#aq">L.</hi> 2.<lb/> iſt ein kaiſerliches Reſcript, alſo auf eine ergangene An-<lb/> frage, ohne Zweifel eben desjenigen <hi rendition="#g">Proculus</hi>, er-<lb/> laſſen worden, an welchen das Reſcript gerichtet iſt.<lb/> Man muthmaſſet, dieſer <hi rendition="#g">Proculus</hi>, <hi rendition="#aq">Proconſul Afri-<lb/> cae,</hi> auch wohl vielleicht noch Heide, habe bey der Gele-<lb/> genheit, da er vom K. <hi rendition="#g">Conſtantin</hi> einige <hi rendition="#aq">mandata</hi><lb/> erhalten, worinn derſelbe maches in der alten Religion<lb/> der Roͤmer reformiret, und das Volk ſich auf altes Her-<lb/> kommen und Gebrauch berufen, deshalb Bericht an den<lb/> Kaiſer erſtattet, vielleicht in dem Tone, in welchem<lb/><hi rendition="#g">Symmachus</hi>, auch zu Gunſten der heidniſchen Reli-<lb/> gion, an die Kaiſere Valentinian, Theodoſius und Ar-<lb/> cadius ſchrieb <note place="foot" n="20)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Lib. X. Ep.</hi></hi> 61. Dies iſt die Muthmaſſung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ger.</hi><hi rendition="#k">noodt</hi><lb/> Commentar. ad Pandect. h. t.</hi> welche auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">heineccius</hi> in Pan-<lb/> dect. h. t. §. 105. not.</hi> annimmt; und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Iac.</hi><hi rendition="#k">gothofredus</hi> in<lb/> Comm. ad L. un. Cod. Theodos. de longa Confuet.</hi> noch mehr<lb/> beſtaͤtiget.</note>. Iſt dieſes richtig, ſo war hier gar<lb/> nicht die Frage, ob ein aͤlteres Geſetz durch eine neuere<lb/> rechtliche Gewohnheit aufgehoben werden koͤnne? ſondern<lb/> von dem umgekehrten Falle die Rede. Der Sinn des<lb/> Reſcripts iſt alſo vielmehr dieſer; <hi rendition="#g">wenn gleich ſonſt<lb/> eine alte Gewohnheit oder Gebrauch keine<lb/> geringe Auctoritaͤt hat, ſo iſt doch dieſelbe<lb/> nicht von einem ſolchen Gewicht, daß ſie ge-<lb/> gen die Vernunft, und die geſetzliche San-<lb/> ction etwas gelten koͤnne, wodurch jene Ge-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">wohn-</hi></fw><lb/><note xml:id="seg2pn_78_2" prev="#seg2pn_78_1" place="foot" n="19)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">stres</hi> Hermogenian. Lib. I. S. 215. <hi rendition="#i">Fr. Car.</hi> <hi rendition="#k">conradi</hi><lb/> Diſſ. de conſuetudine legem haud vincente. Helmſt. 1745.<lb/><hi rendition="#i">Henr. God.</hi> <hi rendition="#k">bauer</hi> Diſſ. de conciliatione L. 32. D. de LL.<lb/> et L. 2. C. quae ſit longa conſuet. Lipſ.</hi> 1761. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ayrer</hi><lb/> Progr. de conſuetudine legem vincente. Goett.</hi> 1764.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [502/0522]
1. Buch. 3. Tit.
obigen Behauptung keineswegs zuwider ſey. Die L. 2.
iſt ein kaiſerliches Reſcript, alſo auf eine ergangene An-
frage, ohne Zweifel eben desjenigen Proculus, er-
laſſen worden, an welchen das Reſcript gerichtet iſt.
Man muthmaſſet, dieſer Proculus, Proconſul Afri-
cae, auch wohl vielleicht noch Heide, habe bey der Gele-
genheit, da er vom K. Conſtantin einige mandata
erhalten, worinn derſelbe maches in der alten Religion
der Roͤmer reformiret, und das Volk ſich auf altes Her-
kommen und Gebrauch berufen, deshalb Bericht an den
Kaiſer erſtattet, vielleicht in dem Tone, in welchem
Symmachus, auch zu Gunſten der heidniſchen Reli-
gion, an die Kaiſere Valentinian, Theodoſius und Ar-
cadius ſchrieb 20). Iſt dieſes richtig, ſo war hier gar
nicht die Frage, ob ein aͤlteres Geſetz durch eine neuere
rechtliche Gewohnheit aufgehoben werden koͤnne? ſondern
von dem umgekehrten Falle die Rede. Der Sinn des
Reſcripts iſt alſo vielmehr dieſer; wenn gleich ſonſt
eine alte Gewohnheit oder Gebrauch keine
geringe Auctoritaͤt hat, ſo iſt doch dieſelbe
nicht von einem ſolchen Gewicht, daß ſie ge-
gen die Vernunft, und die geſetzliche San-
ction etwas gelten koͤnne, wodurch jene Ge-
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20) Lib. X. Ep. 61. Dies iſt die Muthmaſſung Ger. noodt
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dect. h. t. §. 105. not. annimmt; und Iac. gothofredus in
Comm. ad L. un. Cod. Theodos. de longa Confuet. noch mehr
beſtaͤtiget.
19) stres Hermogenian. Lib. I. S. 215. Fr. Car. conradi
Diſſ. de conſuetudine legem haud vincente. Helmſt. 1745.
Henr. God. bauer Diſſ. de conciliatione L. 32. D. de LL.
et L. 2. C. quae ſit longa conſuet. Lipſ. 1761. und ayrer
Progr. de conſuetudine legem vincente. Goett. 1764.
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