Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Constitutionibus Principum. oder verhaßte Privilegien, (privilegia odiosa) hin-gegen gereichen dem Privilegirten zum Nachtheil, und werden ihm zur verdienten Strafe ertheilet 21). Dahin gehört, wenn z. B. der Landesherr die erb- und eigene Güter eines Unterthanen wegen eines von demselben be- gangenen Verbrechens zur Strafe in Lehn verwandelt, welches man ein Straf-Lehn (feudum poenae) zu nennen pflegt 22); oder wenn er einen Zolldefraudanten damit straft, daß er ins künftige von jeder zu verzollen- den Waare den doppelten Zoll geben solle. Nach dem heutigen Sprachgebrauch pflegt man jedoch nur vornehm- lich die favorabeln Privilegien unter dem eigentlichen Na- men der Privilegien zu verstehen, welche auch Freyhei- ten, Gnadenbriefe, Handfesten, genennt zu wer- den pflegen. Von diesen Privilegien im eigentlichen Verstande, che 21) Car. Guil. Maurit. de bode in der unter dem Vorsitz des sel. Hrn. Prof. Gustav. Bernh. becmann gehaltenen Diss. de aequitate privilegii odiosi, et potestate imperantis circa illud, Göttingen 1750. sagt §. 2. privilegium odiosum in genere dicimus exceptionem a lege generaliori in odium per- sonae singularis factam. In specie vero (§. 4.) dicitur exceptio a lege generali facta, vi cuius alicui poena in nulla lege antea determinata in odium ipsius actu irrogatur. 22) S. Ern Martin. chladenii Diss. de feudis poenae, von
Straflehnen. Vitemb. 1754. in welcher §. V. merkwürdige Beyspiele angeführt werden. de Conſtitutionibus Principum. oder verhaßte Privilegien, (privilegia odioſa) hin-gegen gereichen dem Privilegirten zum Nachtheil, und werden ihm zur verdienten Strafe ertheilet 21). Dahin gehoͤrt, wenn z. B. der Landesherr die erb- und eigene Guͤter eines Unterthanen wegen eines von demſelben be- gangenen Verbrechens zur Strafe in Lehn verwandelt, welches man ein Straf-Lehn (feudum poenae) zu nennen pflegt 22); oder wenn er einen Zolldefraudanten damit ſtraft, daß er ins kuͤnftige von jeder zu verzollen- den Waare den doppelten Zoll geben ſolle. Nach dem heutigen Sprachgebrauch pflegt man jedoch nur vornehm- lich die favorabeln Privilegien unter dem eigentlichen Na- men der Privilegien zu verſtehen, welche auch Freyhei- ten, Gnadenbriefe, Handfeſten, genennt zu wer- den pflegen. Von dieſen Privilegien im eigentlichen Verſtande, che 21) Car. Guil. Maurit. de bode in der unter dem Vorſitz des ſel. Hrn. Prof. Guſtav. Bernh. becmann gehaltenen Diſſ. de aequitate privilegii odioſi, et poteſtate imperantis circa illud, Goͤttingen 1750. ſagt §. 2. privilegium odiosum in genere dicimus exceptionem a lege generaliori in odium per- ſonae ſingularis factam. In ſpecie vero (§. 4.) dicitur exceptio a lege generali facta, vi cuius alicui poena in nulla lege antea determinata in odium ipſius actu irrogatur. 22) S. Ern Martin. chladenii Diſſ. de feudis poenae, von
Straflehnen. Vitemb. 1754. in welcher §. V. merkwuͤrdige Beyſpiele angefuͤhrt werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0559" n="539"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Conſtitutionibus Principum.</hi></fw><lb/> oder <hi rendition="#g">verhaßte</hi> <hi rendition="#fr">Privilegien,</hi> (<hi rendition="#aq">privilegia odioſa</hi>) hin-<lb/> gegen gereichen dem Privilegirten zum Nachtheil, und<lb/> werden ihm zur verdienten Strafe ertheilet <note place="foot" n="21)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Car. Guil. Maurit. de</hi><hi rendition="#k">bode</hi></hi> in der unter dem Vorſitz des<lb/> ſel. Hrn. Prof. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Guſtav. Bernh</hi>. <hi rendition="#k">becmann</hi></hi> gehaltenen <hi rendition="#aq">Diſſ. de<lb/> aequitate privilegii odioſi, et poteſtate imperantis circa illud,</hi><lb/><hi rendition="#g">Goͤttingen</hi> 1750. ſagt §. 2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">privilegium odiosum</hi><hi rendition="#i">in<lb/> genere dicimus exceptionem a lege generaliori in odium per-<lb/> ſonae ſingularis factam</hi>. <hi rendition="#g">In ſpecie</hi><hi rendition="#i">vero</hi> (§. 4.) <hi rendition="#i">dicitur<lb/> exceptio a lege generali facta, vi cuius alicui poena in nulla<lb/> lege antea determinata in odium ipſius actu irrogatur</hi>.</hi></note>. Dahin<lb/> gehoͤrt, wenn z. B. der Landesherr die erb- und eigene<lb/> Guͤter eines Unterthanen wegen eines von demſelben be-<lb/> gangenen Verbrechens zur Strafe in Lehn verwandelt,<lb/> welches man ein <hi rendition="#g">Straf-Lehn</hi> (<hi rendition="#aq">feudum poenae</hi>) zu<lb/> nennen pflegt <note place="foot" n="22)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ern Martin</hi>. <hi rendition="#k">chladenii</hi> Diſſ. de feudis poenae,</hi> von<lb/> Straflehnen. <hi rendition="#aq">Vitemb.</hi> 1754. in welcher §. <hi rendition="#aq">V.</hi> merkwuͤrdige<lb/> Beyſpiele angefuͤhrt werden.</note>; oder wenn er einen Zolldefraudanten<lb/> damit ſtraft, daß er ins kuͤnftige von jeder zu verzollen-<lb/> den Waare den doppelten Zoll geben ſolle. Nach dem<lb/> heutigen Sprachgebrauch pflegt man jedoch nur vornehm-<lb/> lich die favorabeln Privilegien unter dem eigentlichen Na-<lb/> men der Privilegien zu verſtehen, welche auch <hi rendition="#g">Freyhei-<lb/> ten, Gnadenbriefe, Handfeſten</hi>, genennt zu wer-<lb/> den pflegen.</p><lb/> <p>Von dieſen Privilegien im eigentlichen Verſtande,<lb/> ſind nun <hi rendition="#fr">Dispenſationen</hi> zu unterſcheiden, worunter<lb/> man uͤberhaupt <hi rendition="#g">perſonelle Verordnungen</hi> verſte-<lb/> het, dadurch nur blos <hi rendition="#g">in einem einzelnen Fall</hi><lb/> eine Ausnahme von der Regel des gemeinen Rechts ge-<lb/> macht wird. Auch dieſe koͤnnen von zweyerley Art, ent-<lb/> weder <hi rendition="#g">guͤnſtige</hi> oder <hi rendition="#g">verhaßte</hi> ſeyn; je nachdem ſol-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [539/0559]
de Conſtitutionibus Principum.
oder verhaßte Privilegien, (privilegia odioſa) hin-
gegen gereichen dem Privilegirten zum Nachtheil, und
werden ihm zur verdienten Strafe ertheilet 21). Dahin
gehoͤrt, wenn z. B. der Landesherr die erb- und eigene
Guͤter eines Unterthanen wegen eines von demſelben be-
gangenen Verbrechens zur Strafe in Lehn verwandelt,
welches man ein Straf-Lehn (feudum poenae) zu
nennen pflegt 22); oder wenn er einen Zolldefraudanten
damit ſtraft, daß er ins kuͤnftige von jeder zu verzollen-
den Waare den doppelten Zoll geben ſolle. Nach dem
heutigen Sprachgebrauch pflegt man jedoch nur vornehm-
lich die favorabeln Privilegien unter dem eigentlichen Na-
men der Privilegien zu verſtehen, welche auch Freyhei-
ten, Gnadenbriefe, Handfeſten, genennt zu wer-
den pflegen.
Von dieſen Privilegien im eigentlichen Verſtande,
ſind nun Dispenſationen zu unterſcheiden, worunter
man uͤberhaupt perſonelle Verordnungen verſte-
het, dadurch nur blos in einem einzelnen Fall
eine Ausnahme von der Regel des gemeinen Rechts ge-
macht wird. Auch dieſe koͤnnen von zweyerley Art, ent-
weder guͤnſtige oder verhaßte ſeyn; je nachdem ſol-
che
21) Car. Guil. Maurit. de bode in der unter dem Vorſitz des
ſel. Hrn. Prof. Guſtav. Bernh. becmann gehaltenen Diſſ. de
aequitate privilegii odioſi, et poteſtate imperantis circa illud,
Goͤttingen 1750. ſagt §. 2. privilegium odiosum in
genere dicimus exceptionem a lege generaliori in odium per-
ſonae ſingularis factam. In ſpecie vero (§. 4.) dicitur
exceptio a lege generali facta, vi cuius alicui poena in nulla
lege antea determinata in odium ipſius actu irrogatur.
22) S. Ern Martin. chladenii Diſſ. de feudis poenae, von
Straflehnen. Vitemb. 1754. in welcher §. V. merkwuͤrdige
Beyſpiele angefuͤhrt werden.
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