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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 4. Tit.
tze auch ihren Kindern 58). Endlich kann es auch gesche-
hen, daß Jomanden ein Privilegium für seine Person und
seine Erben zugleich ertheilet wird. Ist nun in einem
solchen Falle genau bestimmt, was für Erben verstanden
werden sollen, so ist die Sache keinem Zweifel unterworf-
fen. Ist dieses aber nicht deutlich bestimmt worden, so
können, da die Natur der Privilegien im Zweifel keine
ausdehnende Erklärung erlaubt, unter den Erben oder
Nachkommen der Regel nach nur die Verwandten in
absteigender Linie verstanden werden, welche den Erwer-
ber des Privilegiums zunächst beerben 59); es wäre denn,
daß der Privilegirte keine Descendenz hätte, auch derglei-
chen nicht mehr höffen dürfte, und solches dem Ertheiler
des Privilegiums wohl bekannt gewesen; im welchen Fal-
le sodann, da nicht anzunehmen, daß der Ertheiler Wor-
re ohne Bedeutung habe brauchen wollen, vielmehr im
Zweifel kein Wort umsonst im Privilegium zu stehen ver-
muthet werden kann, unter den Erben die nächsten In-
testat-Erben des Privilegirten verstanden werden müs-
sen 60). Aus demselben Grunde aber ist auch zu behaup-
ten, daß, wenn das Privilegium einem für seine Person,
Erben und Nachkommen ist ertheilet worden, das-
selbe nach der Absicht des Ertheilers nicht blos den Ver-
wandten in dem ersten Grade der absteigenden Linie, son-

dern
58) L. ult. §. 1. Cod. qui potior. in pignore. Nov. XCI. pr. et
§. 1. S. Westphal Pfandrecht §. 82.
59) leyser Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med. 1. und hart-
leben
Spec. XIII. med.
1. Anderer Meinung sind a wern-
her
Observat. forens. T. II. P. VIII. Obs.
424. und de puf-
fendorf
Observat. iur. univ. T. IV. Obs.
25.
60) Man vergleiche hierbey, was Hr. Reg. R. Eichmann
in seinen vortreflichen Erklärungen des bürgerlichen Rechts
II. Th. S. 91. u. ff. umständlicher hierüber gesagt hat.

1. Buch. 4. Tit.
tze auch ihren Kindern 58). Endlich kann es auch geſche-
hen, daß Jomanden ein Privilegium fuͤr ſeine Perſon und
ſeine Erben zugleich ertheilet wird. Iſt nun in einem
ſolchen Falle genau beſtimmt, was fuͤr Erben verſtanden
werden ſollen, ſo iſt die Sache keinem Zweifel unterworf-
fen. Iſt dieſes aber nicht deutlich beſtimmt worden, ſo
koͤnnen, da die Natur der Privilegien im Zweifel keine
ausdehnende Erklaͤrung erlaubt, unter den Erben oder
Nachkommen der Regel nach nur die Verwandten in
abſteigender Linie verſtanden werden, welche den Erwer-
ber des Privilegiums zunaͤchſt beerben 59); es waͤre denn,
daß der Privilegirte keine Deſcendenz haͤtte, auch derglei-
chen nicht mehr hoͤffen duͤrfte, und ſolches dem Ertheiler
des Privilegiums wohl bekannt geweſen; im welchen Fal-
le ſodann, da nicht anzunehmen, daß der Ertheiler Wor-
re ohne Bedeutung habe brauchen wollen, vielmehr im
Zweifel kein Wort umſonſt im Privilegium zu ſtehen ver-
muthet werden kann, unter den Erben die naͤchſten In-
teſtat-Erben des Privilegirten verſtanden werden muͤſ-
ſen 60). Aus demſelben Grunde aber iſt auch zu behaup-
ten, daß, wenn das Privilegium einem fuͤr ſeine Perſon,
Erben und Nachkommen iſt ertheilet worden, daſ-
ſelbe nach der Abſicht des Ertheilers nicht blos den Ver-
wandten in dem erſten Grade der abſteigenden Linie, ſon-

dern
58) L. ult. §. 1. Cod. qui potior. in pignore. Nov. XCI. pr. et
§. 1. S. Weſtphal Pfandrecht §. 82.
59) leyser Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med. 1. und hart-
leben
Spec. XIII. med.
1. Anderer Meinung ſind a wern-
her
Obſervat. forens. T. II. P. VIII. Obſ.
424. und de puf-
fendorf
Obſervat. iur. univ. T. IV. Obſ.
25.
60) Man vergleiche hierbey, was Hr. Reg. R. Eichmann
in ſeinen vortreflichen Erklaͤrungen des buͤrgerlichen Rechts
II. Th. S. 91. u. ff. umſtaͤndlicher hieruͤber geſagt hat.
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[554/0574] 1. Buch. 4. Tit. tze auch ihren Kindern 58). Endlich kann es auch geſche- hen, daß Jomanden ein Privilegium fuͤr ſeine Perſon und ſeine Erben zugleich ertheilet wird. Iſt nun in einem ſolchen Falle genau beſtimmt, was fuͤr Erben verſtanden werden ſollen, ſo iſt die Sache keinem Zweifel unterworf- fen. Iſt dieſes aber nicht deutlich beſtimmt worden, ſo koͤnnen, da die Natur der Privilegien im Zweifel keine ausdehnende Erklaͤrung erlaubt, unter den Erben oder Nachkommen der Regel nach nur die Verwandten in abſteigender Linie verſtanden werden, welche den Erwer- ber des Privilegiums zunaͤchſt beerben 59); es waͤre denn, daß der Privilegirte keine Deſcendenz haͤtte, auch derglei- chen nicht mehr hoͤffen duͤrfte, und ſolches dem Ertheiler des Privilegiums wohl bekannt geweſen; im welchen Fal- le ſodann, da nicht anzunehmen, daß der Ertheiler Wor- re ohne Bedeutung habe brauchen wollen, vielmehr im Zweifel kein Wort umſonſt im Privilegium zu ſtehen ver- muthet werden kann, unter den Erben die naͤchſten In- teſtat-Erben des Privilegirten verſtanden werden muͤſ- ſen 60). Aus demſelben Grunde aber iſt auch zu behaup- ten, daß, wenn das Privilegium einem fuͤr ſeine Perſon, Erben und Nachkommen iſt ertheilet worden, daſ- ſelbe nach der Abſicht des Ertheilers nicht blos den Ver- wandten in dem erſten Grade der abſteigenden Linie, ſon- dern 58) L. ult. §. 1. Cod. qui potior. in pignore. Nov. XCI. pr. et §. 1. S. Weſtphal Pfandrecht §. 82. 59) leyser Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med. 1. und hart- leben Spec. XIII. med. 1. Anderer Meinung ſind a wern- her Obſervat. forens. T. II. P. VIII. Obſ. 424. und de puf- fendorf Obſervat. iur. univ. T. IV. Obſ. 25. 60) Man vergleiche hierbey, was Hr. Reg. R. Eichmann in ſeinen vortreflichen Erklaͤrungen des buͤrgerlichen Rechts II. Th. S. 91. u. ff. umſtaͤndlicher hieruͤber geſagt hat.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/574>, abgerufen am 21.11.2024.