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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
andern Vortheils, welchen man sonst nach den
Gesetzen zu erwarten gehabt hätte. So erklärt
z. B. Kaiser D. Marcus 84) denjenigen seines Rechts
verlustig, der, ohne den Richter anzutreten, solches mit
eigener Gewalt durchzusetzen, sich unternehmen würde;
und die Gesetze machen es jeder Mutter zur Pflicht,
nach dem Tode ihres Mannes für ihre unmündige
Kinder bey der Obrigkeit Vormünder zu bitten, und
verknüpfen mit der vorsezlichen Verabsäumung dieser
Pflicht den Verlust ihres gesezmäsigen Erbrechts auf
das Vermögen ihrer Kinder 85).
3) Kann der Oberherr mit der Uebertretung seiner Geseze
auch schmerzhafte Folgen verknüpfen. um durch Vor-
stellung derselben dem Reize des Verbrechens entge-
gen zu arbeiten. Man nennet diese Folgen Strafen.
Das Wort Strafen ist zwar, wie bekannt, sehr
vieldeutig, es ist aber hier der Ort nicht die mannig-
faltigen Bedeutungen desselben anzugeben, mit ist
es hier genug, zu erinnern, daß Strafe im eigent-
lichen Verstande ein empfindliches Uebel sey,
welches jemanden wegen eines begangenen
Verbrechens vermöge gesetzlicher Disposi-
tion zugefüget wird
. Ein solches Gesetz, wel-
ches dem moralischen Uebertretter ein Strafübel dro-
het, wird ein Straf- oder Pönalgesetz genen-
net; und die freye Uebertretung eines Straf-
gesetzes, wodurch der gemeinen Wohlfarth
entgegen gehandelt wird
, ist ein Verbre-
chen
86). Da meine Absicht bloß ist, das Civil-
recht
84) L. 7. C. unde vi. L. 13. D. quod met. caus.
85) L. 2. §. 1. D. Qui petant tutor. vel curat.
86) Herr von valaze über die Strafgesetze, oder
Entwurf zu einem allgemeinen Strafcodex,

aus
de Iuſtitia et Iure.
andern Vortheils, welchen man ſonſt nach den
Geſetzen zu erwarten gehabt haͤtte. So erklaͤrt
z. B. Kaiſer D. Marcus 84) denjenigen ſeines Rechts
verluſtig, der, ohne den Richter anzutreten, ſolches mit
eigener Gewalt durchzuſetzen, ſich unternehmen wuͤrde;
und die Geſetze machen es jeder Mutter zur Pflicht,
nach dem Tode ihres Mannes fuͤr ihre unmuͤndige
Kinder bey der Obrigkeit Vormuͤnder zu bitten, und
verknuͤpfen mit der vorſezlichen Verabſaͤumung dieſer
Pflicht den Verluſt ihres geſezmaͤſigen Erbrechts auf
das Vermoͤgen ihrer Kinder 85).
3) Kann der Oberherr mit der Uebertretung ſeiner Geſeze
auch ſchmerzhafte Folgen verknuͤpfen. um durch Vor-
ſtellung derſelben dem Reize des Verbrechens entge-
gen zu arbeiten. Man nennet dieſe Folgen Strafen.
Das Wort Strafen iſt zwar, wie bekannt, ſehr
vieldeutig, es iſt aber hier der Ort nicht die mannig-
faltigen Bedeutungen deſſelben anzugeben, mit iſt
es hier genug, zu erinnern, daß Strafe im eigent-
lichen Verſtande ein empfindliches Uebel ſey,
welches jemanden wegen eines begangenen
Verbrechens vermoͤge geſetzlicher Diſpoſi-
tion zugefuͤget wird
. Ein ſolches Geſetz, wel-
ches dem moraliſchen Uebertretter ein Strafuͤbel dro-
het, wird ein Straf- oder Poͤnalgeſetz genen-
net; und die freye Uebertretung eines Straf-
geſetzes, wodurch der gemeinen Wohlfarth
entgegen gehandelt wird
, iſt ein Verbre-
chen
86). Da meine Abſicht bloß iſt, das Civil-
recht
84) L. 7. C. unde vi. L. 13. D. quod met. cauſ.
85) L. 2. §. 1. D. Qui petant tutor. vel curat.
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[61/0081] de Iuſtitia et Iure. andern Vortheils, welchen man ſonſt nach den Geſetzen zu erwarten gehabt haͤtte. So erklaͤrt z. B. Kaiſer D. Marcus 84) denjenigen ſeines Rechts verluſtig, der, ohne den Richter anzutreten, ſolches mit eigener Gewalt durchzuſetzen, ſich unternehmen wuͤrde; und die Geſetze machen es jeder Mutter zur Pflicht, nach dem Tode ihres Mannes fuͤr ihre unmuͤndige Kinder bey der Obrigkeit Vormuͤnder zu bitten, und verknuͤpfen mit der vorſezlichen Verabſaͤumung dieſer Pflicht den Verluſt ihres geſezmaͤſigen Erbrechts auf das Vermoͤgen ihrer Kinder 85). 3) Kann der Oberherr mit der Uebertretung ſeiner Geſeze auch ſchmerzhafte Folgen verknuͤpfen. um durch Vor- ſtellung derſelben dem Reize des Verbrechens entge- gen zu arbeiten. Man nennet dieſe Folgen Strafen. Das Wort Strafen iſt zwar, wie bekannt, ſehr vieldeutig, es iſt aber hier der Ort nicht die mannig- faltigen Bedeutungen deſſelben anzugeben, mit iſt es hier genug, zu erinnern, daß Strafe im eigent- lichen Verſtande ein empfindliches Uebel ſey, welches jemanden wegen eines begangenen Verbrechens vermoͤge geſetzlicher Diſpoſi- tion zugefuͤget wird. Ein ſolches Geſetz, wel- ches dem moraliſchen Uebertretter ein Strafuͤbel dro- het, wird ein Straf- oder Poͤnalgeſetz genen- net; und die freye Uebertretung eines Straf- geſetzes, wodurch der gemeinen Wohlfarth entgegen gehandelt wird, iſt ein Verbre- chen 86). Da meine Abſicht bloß iſt, das Civil- recht 84) L. 7. C. unde vi. L. 13. D. quod met. cauſ. 85) L. 2. §. 1. D. Qui petant tutor. vel curat. 86) Herr von valazé uͤber die Strafgeſetze, oder Entwurf zu einem allgemeinen Strafcodex, aus

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/81>, abgerufen am 24.11.2024.