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Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

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wodurch sie anzeigen, daß die von ihnen behauptete Meinung
auch in der Praxis angenommen sey.

S. 5. von Z. 23. an bis S. 6. Z. 12. incl. ist der ganze
Satz so zu verändern:

3) Wird auch ius dasjenige genennt, was mit den Gesetzen
übereinstimmt und entweder wesentlich gut und billig ist, oder
doch wenigstens den Bürgern eines gewissen Staats nach ihren
besondern Verhältnissen nützlich ist. Hieher gehört, wenn Pau-
lus
9) sagt: Ius pluribus modis dicitur: uno modo, cum id,
quod semper aequum ac bonum est, ius dicitur, ut est ius natu-
rale: altero modo, quod omnibus aut pluribus in quaque civi-
tate utile est, ut est ius civile
10). In dieser Bedeutung unter-
scheidet man zwischen wirklichem Rechte und förmlichen Rechte 11).
Letzteres ist zwar in Vergleichung mit den natürlichen Gesetzen
nicht immer wirkliches Recht, allein in den Gerichten muß doch
auch das als wirkliches Recht gelten, was einmal rechtskräftig
dafür erkannt worden ist. Selbst die gemeine Wohlfahrt er-
fordert dieses, damit die Rechtshändel ein gewisses Ziel haben,
und nicht ewig dauern mögen. Wenn daher z. B. ein Schuld-
ner durch einen ungerechten Ausspruch des Richters ist losge-
sprochen worden, so macht dennoch das rechtskräftige Urtheil,
wodurch der Schuldner für nicht schuldig erklärt worden ist, den
vollgültigsten Beweis der Nichtschuld aus 12): quia res iudicata
pro veritate accipitur
13).


S. 6.
9) L. 11. D. b. t.
10) S. Versuch eines Auszugs der römischen Gesetze. 1. Th. S. 98.
11) Man vergleiche Just. Mösers Abhandl. von dem wichtigen
Unterschiede des wirklichen und förmlichen Rechts (in den
westphälischen Beyträgen zum Nutzen und Vergnügen. 1780.
Nr. 30. und in der Berlinischen Monatsschrift 1783. S. 506.)
S. auch Weber in der systematischen Entwickelung der Lehre
von der natürlichen Verbindlichkeit §. 94. S. 437. ff.
12) stryk Diss. de absoluto per sententiam injustam ad effectus
civiles non obligato. Halae
1710.
13) L. 207. D. de Reg. iur. In der L. 25. D. de statu hom.
und L. 29. §. 5. D. mandati, kommen mehrere Beyspiele vom
förmlichen Rechte vor.
A 2

wodurch ſie anzeigen, daß die von ihnen behauptete Meinung
auch in der Praxis angenommen ſey.

S. 5. von Z. 23. an bis S. 6. Z. 12. incl. iſt der ganze
Satz ſo zu veraͤndern:

3) Wird auch ius dasjenige genennt, was mit den Geſetzen
uͤbereinſtimmt und entweder weſentlich gut und billig iſt, oder
doch wenigſtens den Buͤrgern eines gewiſſen Staats nach ihren
beſondern Verhaͤltniſſen nuͤtzlich iſt. Hieher gehoͤrt, wenn Pau-
lus
9) ſagt: Ius pluribus modis dicitur: uno modo, cum id,
quod ſemper aequum ac bonum eſt, ius dicitur, ut eſt ius natu-
rale: altero modo, quod omnibus aut pluribus in quaque civi-
tate utile eſt, ut eſt ius civile
10). In dieſer Bedeutung unter-
ſcheidet man zwiſchen wirklichem Rechte und foͤrmlichen Rechte 11).
Letzteres iſt zwar in Vergleichung mit den natuͤrlichen Geſetzen
nicht immer wirkliches Recht, allein in den Gerichten muß doch
auch das als wirkliches Recht gelten, was einmal rechtskraͤftig
dafuͤr erkannt worden iſt. Selbſt die gemeine Wohlfahrt er-
fordert dieſes, damit die Rechtshaͤndel ein gewiſſes Ziel haben,
und nicht ewig dauern moͤgen. Wenn daher z. B. ein Schuld-
ner durch einen ungerechten Ausſpruch des Richters iſt losge-
ſprochen worden, ſo macht dennoch das rechtskraͤftige Urtheil,
wodurch der Schuldner fuͤr nicht ſchuldig erklaͤrt worden iſt, den
vollguͤltigſten Beweis der Nichtſchuld aus 12): quia res iudicata
pro veritate accipitur
13).


S. 6.
9) L. 11. D. b. t.
10) S. Verſuch eines Auszugs der roͤmiſchen Geſetze. 1. Th. S. 98.
11) Man vergleiche Juſt. Moͤſers Abhandl. von dem wichtigen
Unterſchiede des wirklichen und foͤrmlichen Rechts (in den
weſtphaͤliſchen Beytraͤgen zum Nutzen und Vergnuͤgen. 1780.
Nr. 30. und in der Berliniſchen Monatsſchrift 1783. S. 506.)
S. auch Weber in der ſyſtematiſchen Entwickelung der Lehre
von der natuͤrlichen Verbindlichkeit §. 94. S. 437. ff.
12) stryk Diſſ. de abſoluto per ſententiam injuſtam ad effectus
civiles non obligato. Halae
1710.
13) L. 207. D. de Reg. iur. In der L. 25. D. de ſtatu hom.
und L. 29. §. 5. D. mandati, kommen mehrere Beyſpiele vom
foͤrmlichen Rechte vor.
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[3/0011] wodurch ſie anzeigen, daß die von ihnen behauptete Meinung auch in der Praxis angenommen ſey. S. 5. von Z. 23. an bis S. 6. Z. 12. incl. iſt der ganze Satz ſo zu veraͤndern: 3) Wird auch ius dasjenige genennt, was mit den Geſetzen uͤbereinſtimmt und entweder weſentlich gut und billig iſt, oder doch wenigſtens den Buͤrgern eines gewiſſen Staats nach ihren beſondern Verhaͤltniſſen nuͤtzlich iſt. Hieher gehoͤrt, wenn Pau- lus 9) ſagt: Ius pluribus modis dicitur: uno modo, cum id, quod ſemper aequum ac bonum eſt, ius dicitur, ut eſt ius natu- rale: altero modo, quod omnibus aut pluribus in quaque civi- tate utile eſt, ut eſt ius civile 10). In dieſer Bedeutung unter- ſcheidet man zwiſchen wirklichem Rechte und foͤrmlichen Rechte 11). Letzteres iſt zwar in Vergleichung mit den natuͤrlichen Geſetzen nicht immer wirkliches Recht, allein in den Gerichten muß doch auch das als wirkliches Recht gelten, was einmal rechtskraͤftig dafuͤr erkannt worden iſt. Selbſt die gemeine Wohlfahrt er- fordert dieſes, damit die Rechtshaͤndel ein gewiſſes Ziel haben, und nicht ewig dauern moͤgen. Wenn daher z. B. ein Schuld- ner durch einen ungerechten Ausſpruch des Richters iſt losge- ſprochen worden, ſo macht dennoch das rechtskraͤftige Urtheil, wodurch der Schuldner fuͤr nicht ſchuldig erklaͤrt worden iſt, den vollguͤltigſten Beweis der Nichtſchuld aus 12): quia res iudicata pro veritate accipitur 13). S. 6. 9) L. 11. D. b. t. 10) S. Verſuch eines Auszugs der roͤmiſchen Geſetze. 1. Th. S. 98. 11) Man vergleiche Juſt. Moͤſers Abhandl. von dem wichtigen Unterſchiede des wirklichen und foͤrmlichen Rechts (in den weſtphaͤliſchen Beytraͤgen zum Nutzen und Vergnuͤgen. 1780. Nr. 30. und in der Berliniſchen Monatsſchrift 1783. S. 506.) S. auch Weber in der ſyſtematiſchen Entwickelung der Lehre von der natuͤrlichen Verbindlichkeit §. 94. S. 437. ff. 12) stryk Diſſ. de abſoluto per ſententiam injuſtam ad effectus civiles non obligato. Halae 1710. 13) L. 207. D. de Reg. iur. In der L. 25. D. de ſtatu hom. und L. 29. §. 5. D. mandati, kommen mehrere Beyſpiele vom foͤrmlichen Rechte vor. A 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/11>, abgerufen am 21.11.2024.