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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 117.
Aemtern gelangen; werden ferner in allen denienigen Fäl-
len nicht als Zeuginn zugelassen, da die Gesetze der Feyer-
lichkeit des Geschäftswegen mehr als zwey Zeugen erfor-
dern; sie können, ausser einer Mutter und Großmutter,
nicht zu Vormünderinn unmündiger Kinder bestellet wer-
den; sie sind der Gewalt ihrer Ehemänner unterworfen;
haben an den Rechten der römischen väterlichen Gewalt
keinen Antheil, in sofern sich dieselbe vorzüglich über das
Vermögen der Kinder erstreckt; eine Mutter kann daher
ihrem unmündigen Kinde nicht pupillariter substituiren,
das ist, demselben auf den Fall, wenn es in der Unmün-
digkeit sterben würde, durch Testament einen Nacherben
setzen; bey der Succeßion in Familien Fideicommisse wer-
den sie von dem Mannsstamm des Stifters ausgeschlos-
sen, u. d. m. In diesen Fällen hat also das männliche
Geschlecht vorzüglichere Rechte. Allein wenn Frauenzim-
mer eher mündig werden als Mannspersonen, und daher
auch eher heyrathen und testiren können; wenn ihnen die
Unwissenheit der Rechte nicht zugerechnet wird, in so-
fern sie solche blos in der Absicht vorschützen, um einen
Schaden oder eine Strafe abzuwenden; wenn ferner die
Gesetze ihnen zur Sicherheit ihres Brautschatzes ein mit
besonderem Vorzuge begabtes Unterpfandsrecht in den
Gütern ihrer Ehemänner geben; wenn sie aus ihrer Bürg-
schaft nicht belangt werden können; so sind das Vorthei-
le, die die Gesetze den Frauenzimmern für den Manns-
personen zugestehen 16). Nicht unbillig fragt man ie-

doch,
16) Von den besondern Rechten der Weibspersonen handeln
Io. Volck. Bechmann Diss. de privilegiis mulierum. Jena
1720. Theod. Ge. Guil. emminghaus Comm. de praecipuis
feminarum in Germania iuribus. Ienae 1751. Henr. bale-
mann
Diss. de foemina ex antiquitatibus legibusque Romanis,
germanicis, et praesertim Lubecensibus. Altorf.
1756. Joh.
Chri-

1. Buch. 5. Tit. §. 117.
Aemtern gelangen; werden ferner in allen denienigen Faͤl-
len nicht als Zeuginn zugelaſſen, da die Geſetze der Feyer-
lichkeit des Geſchaͤftswegen mehr als zwey Zeugen erfor-
dern; ſie koͤnnen, auſſer einer Mutter und Großmutter,
nicht zu Vormuͤnderinn unmuͤndiger Kinder beſtellet wer-
den; ſie ſind der Gewalt ihrer Ehemaͤnner unterworfen;
haben an den Rechten der roͤmiſchen vaͤterlichen Gewalt
keinen Antheil, in ſofern ſich dieſelbe vorzuͤglich uͤber das
Vermoͤgen der Kinder erſtreckt; eine Mutter kann daher
ihrem unmuͤndigen Kinde nicht pupillariter ſubſtituiren,
das iſt, demſelben auf den Fall, wenn es in der Unmuͤn-
digkeit ſterben wuͤrde, durch Teſtament einen Nacherben
ſetzen; bey der Succeßion in Familien Fideicommiſſe wer-
den ſie von dem Mannsſtamm des Stifters ausgeſchloſ-
ſen, u. d. m. In dieſen Faͤllen hat alſo das maͤnnliche
Geſchlecht vorzuͤglichere Rechte. Allein wenn Frauenzim-
mer eher muͤndig werden als Mannsperſonen, und daher
auch eher heyrathen und teſtiren koͤnnen; wenn ihnen die
Unwiſſenheit der Rechte nicht zugerechnet wird, in ſo-
fern ſie ſolche blos in der Abſicht vorſchuͤtzen, um einen
Schaden oder eine Strafe abzuwenden; wenn ferner die
Geſetze ihnen zur Sicherheit ihres Brautſchatzes ein mit
beſonderem Vorzuge begabtes Unterpfandsrecht in den
Guͤtern ihrer Ehemaͤnner geben; wenn ſie aus ihrer Buͤrg-
ſchaft nicht belangt werden koͤnnen; ſo ſind das Vorthei-
le, die die Geſetze den Frauenzimmern fuͤr den Manns-
perſonen zugeſtehen 16). Nicht unbillig fragt man ie-

doch,
16) Von den beſondern Rechten der Weibsperſonen handeln
Io. Volck. Bechmann Diſſ. de privilegiis mulierum. Jena
1720. Theod. Ge. Guil. emminghaus Comm. de praecipuis
feminarum in Germania iuribus. Ienae 1751. Henr. bale-
mann
Diſſ. de foemina ex antiquitatibus legibusque Romanis,
germanicis, et praeſertim Lubecenſibus. Altorf.
1756. Joh.
Chri-
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[114/0128] 1. Buch. 5. Tit. §. 117. Aemtern gelangen; werden ferner in allen denienigen Faͤl- len nicht als Zeuginn zugelaſſen, da die Geſetze der Feyer- lichkeit des Geſchaͤftswegen mehr als zwey Zeugen erfor- dern; ſie koͤnnen, auſſer einer Mutter und Großmutter, nicht zu Vormuͤnderinn unmuͤndiger Kinder beſtellet wer- den; ſie ſind der Gewalt ihrer Ehemaͤnner unterworfen; haben an den Rechten der roͤmiſchen vaͤterlichen Gewalt keinen Antheil, in ſofern ſich dieſelbe vorzuͤglich uͤber das Vermoͤgen der Kinder erſtreckt; eine Mutter kann daher ihrem unmuͤndigen Kinde nicht pupillariter ſubſtituiren, das iſt, demſelben auf den Fall, wenn es in der Unmuͤn- digkeit ſterben wuͤrde, durch Teſtament einen Nacherben ſetzen; bey der Succeßion in Familien Fideicommiſſe wer- den ſie von dem Mannsſtamm des Stifters ausgeſchloſ- ſen, u. d. m. In dieſen Faͤllen hat alſo das maͤnnliche Geſchlecht vorzuͤglichere Rechte. Allein wenn Frauenzim- mer eher muͤndig werden als Mannsperſonen, und daher auch eher heyrathen und teſtiren koͤnnen; wenn ihnen die Unwiſſenheit der Rechte nicht zugerechnet wird, in ſo- fern ſie ſolche blos in der Abſicht vorſchuͤtzen, um einen Schaden oder eine Strafe abzuwenden; wenn ferner die Geſetze ihnen zur Sicherheit ihres Brautſchatzes ein mit beſonderem Vorzuge begabtes Unterpfandsrecht in den Guͤtern ihrer Ehemaͤnner geben; wenn ſie aus ihrer Buͤrg- ſchaft nicht belangt werden koͤnnen; ſo ſind das Vorthei- le, die die Geſetze den Frauenzimmern fuͤr den Manns- perſonen zugeſtehen 16). Nicht unbillig fragt man ie- doch, 16) Von den beſondern Rechten der Weibsperſonen handeln Io. Volck. Bechmann Diſſ. de privilegiis mulierum. Jena 1720. Theod. Ge. Guil. emminghaus Comm. de praecipuis feminarum in Germania iuribus. Ienae 1751. Henr. bale- mann Diſſ. de foemina ex antiquitatibus legibusque Romanis, germanicis, et praeſertim Lubecenſibus. Altorf. 1756. Joh. Chri-

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/128>, abgerufen am 23.11.2024.