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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 120.
nennt 15). Was und wie viel aber der Herr bekommt,
ist nicht überall gleich. An einigen Orten bestehet dieser
Todtenzoll in der Hälfte, dem dritten oder vierten Theil
der Erbschaft. An andern Orten hat der Herr das Recht,
eine einzelne Sache, und zwar die beste von der Art, aus
dem Nachlaß des Leibeignen zu verlangen; an solchen
Orten wird alsdann diese Abgabe Budtheil oder Best-
theil,
und wenn die einzelne Sache entweder das beste
Pferd, der beste Ochse, oder unter dem sonst vorhande-
nen vierfüßigen Vieh das beste Stück ist, Besthaupt,
wenn sie aber das beste Kleid ist, Gewandfall genennt.

Soviel übrigens die gewöhnlichsten Entstehungs-
arten
der Leibeigenschaft anbetrift, so sind deren vor-
züglich drey, Heyrath, Geburt und freywillige
Ergebung
oder Addiction. Also

a) wenn eine vorhin freye Weibsper-
son einen leibeigenen Mann heyrathet, so
wird sie hierdurch nach der Regel, vermöge
welcher das Weib den Stand des Mannes
annimmt, ebenfalls in die Leibeigenschaft

gezo-
15) Ferd. Christph. harpprecht Diss. de iure mortuario, in
bonis defuncti hominis proprii, eius domino competente, vulgo

Haupt Recht, Haupt-Fall. Tübingae 1685. in Dissertat. acade-
micar. Vol. II. N. LIX. p.
577 -- 664. Carl Gottlieb
Knorrens
kurze Nachricht von dem Ursprung und Beschaf-
fenheit des Erbrechts, oder Hauptfalls, auch Untersuchung
der Ursach, warum dieses Recht tode Hand benennet wor-
den sey? in Desselben rechtlichen Anmerkungen (Halle
1752. 8.) N. XXII. Westphal teutsches Privatrecht I. Th.
38. Abhandlung. S. 421. und Otto Ludw. von Eich-
mann
Sammlung kleiner Abhandlungen aus der Rechtsge-
lehrsamkeit etc. (Halle 1782. 8.) N. XIII.

1. Buch. 5. Tit. §. 120.
nennt 15). Was und wie viel aber der Herr bekommt,
iſt nicht uͤberall gleich. An einigen Orten beſtehet dieſer
Todtenzoll in der Haͤlfte, dem dritten oder vierten Theil
der Erbſchaft. An andern Orten hat der Herr das Recht,
eine einzelne Sache, und zwar die beſte von der Art, aus
dem Nachlaß des Leibeignen zu verlangen; an ſolchen
Orten wird alsdann dieſe Abgabe Budtheil oder Beſt-
theil,
und wenn die einzelne Sache entweder das beſte
Pferd, der beſte Ochſe, oder unter dem ſonſt vorhande-
nen vierfuͤßigen Vieh das beſte Stuͤck iſt, Beſthaupt,
wenn ſie aber das beſte Kleid iſt, Gewandfall genennt.

Soviel uͤbrigens die gewoͤhnlichſten Entſtehungs-
arten
der Leibeigenſchaft anbetrift, ſo ſind deren vor-
zuͤglich drey, Heyrath, Geburt und freywillige
Ergebung
oder Addiction. Alſo

a) wenn eine vorhin freye Weibsper-
ſon einen leibeigenen Mann heyrathet, ſo
wird ſie hierdurch nach der Regel, vermoͤge
welcher das Weib den Stand des Mannes
annimmt, ebenfalls in die Leibeigenſchaft

gezo-
15) Ferd. Chriſtph. harpprecht Diſſ. de iure mortuario, in
bonis defuncti hominis proprii, eius domino competente, vulgo

Haupt Recht, Haupt-Fall. Tübingae 1685. in Diſſertat. acade-
micar. Vol. II. N. LIX. p.
577 — 664. Carl Gottlieb
Knorrens
kurze Nachricht von dem Urſprung und Beſchaf-
fenheit des Erbrechts, oder Hauptfalls, auch Unterſuchung
der Urſach, warum dieſes Recht tode Hand benennet wor-
den ſey? in Deſſelben rechtlichen Anmerkungen (Halle
1752. 8.) N. XXII. Weſtphal teutſches Privatrecht I. Th.
38. Abhandlung. S. 421. und Otto Ludw. von Eich-
mann
Sammlung kleiner Abhandlungen aus der Rechtsge-
lehrſamkeit ꝛc. (Halle 1782. 8.) N. XIII.
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[140/0154] 1. Buch. 5. Tit. §. 120. nennt 15). Was und wie viel aber der Herr bekommt, iſt nicht uͤberall gleich. An einigen Orten beſtehet dieſer Todtenzoll in der Haͤlfte, dem dritten oder vierten Theil der Erbſchaft. An andern Orten hat der Herr das Recht, eine einzelne Sache, und zwar die beſte von der Art, aus dem Nachlaß des Leibeignen zu verlangen; an ſolchen Orten wird alsdann dieſe Abgabe Budtheil oder Beſt- theil, und wenn die einzelne Sache entweder das beſte Pferd, der beſte Ochſe, oder unter dem ſonſt vorhande- nen vierfuͤßigen Vieh das beſte Stuͤck iſt, Beſthaupt, wenn ſie aber das beſte Kleid iſt, Gewandfall genennt. Soviel uͤbrigens die gewoͤhnlichſten Entſtehungs- arten der Leibeigenſchaft anbetrift, ſo ſind deren vor- zuͤglich drey, Heyrath, Geburt und freywillige Ergebung oder Addiction. Alſo a) wenn eine vorhin freye Weibsper- ſon einen leibeigenen Mann heyrathet, ſo wird ſie hierdurch nach der Regel, vermoͤge welcher das Weib den Stand des Mannes annimmt, ebenfalls in die Leibeigenſchaft gezo- 15) Ferd. Chriſtph. harpprecht Diſſ. de iure mortuario, in bonis defuncti hominis proprii, eius domino competente, vulgo Haupt Recht, Haupt-Fall. Tübingae 1685. in Diſſertat. acade- micar. Vol. II. N. LIX. p. 577 — 664. Carl Gottlieb Knorrens kurze Nachricht von dem Urſprung und Beſchaf- fenheit des Erbrechts, oder Hauptfalls, auch Unterſuchung der Urſach, warum dieſes Recht tode Hand benennet wor- den ſey? in Deſſelben rechtlichen Anmerkungen (Halle 1752. 8.) N. XXII. Weſtphal teutſches Privatrecht I. Th. 38. Abhandlung. S. 421. und Otto Ludw. von Eich- mann Sammlung kleiner Abhandlungen aus der Rechtsge- lehrſamkeit ꝛc. (Halle 1782. 8.) N. XIII.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/154>, abgerufen am 11.05.2024.