Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

de Statu Hominum.
gelehrten 34), hieran zweifeln wollen, so beweisen doch
deren Gründe nur so viel, daß nicht alle unsere Bauern
von ehemaligen Leibeigenen abstammen, welches ihnen
auch niemand heutiges Tages abstreiten wird 35). Es
kommt nun darauf an, wer eigentlich ein Bauer zu nen-
nen sey? Wolff Friedrich Schrödter 36) hat hier-
von eine eigene Disputation geschrieben, worinn er §. IX.
die Bauern folgendermaßen beschreibt: sunt illi homines,
qui in rure vivunt, ruraque colunt.
Allein schon Hr. Prof.
Westphal
37) hat dagegen erinnert, daß der Bauer-
Knecht, der Dorf-Edelmann, Land-Pächter, Priester
und vielerley andere Leute dadurch zu Bauern gemacht
würden, die doch keine sind. Dieser gründliche Rechts-
gelehrte behauptet vielmehr, daß lediglich der Besitz eines
Bauergutes, oder der Bauerländerey, den Bauer mache,
also eigentlich derjenige ein Bauer zu nennen sey, der
ein Bauergut, oder Bauerländerey besitzt
38).

Es
34) grupen Disceptat. Forens. in Observat. von Diensten. de
senckenberg de conditione servorum in Semestrib Giessens.
hauschild de praesumtione pro libertate naturali rusticor.

und Ant. Lud. seip Diss. de statu rusticorum ex medii aevi
rationibus caute diiudieando. Goettingae
1749.
35) Man sehe hierbey vorzüglich nach Hrn. D. Schröters
Abhandlung von der ehemaligen Knechtschaft der Bauern in
Teutschland, in den Erlangischen gelehrten Anzei-
gen auf das Jahr 1752
. Nr. XXXXV. et XXXXVI.
S. 353 -- 368. In dieser Schrift sind die Zweifel des ric-
cius
gegen die gemeine Meinung gründlich erwogen und ge-
hoben worden.
36) in Disp. de notione rusticorum Germaniae. Goettingae 1743.
37) im teutschen und reichsständischen Privatrecht 1. Th. 26. Ab-
handlung S. 241. u. ff.
38) Man unterscheide also einen Bauer von einem solchen,
der zwar auf dem Lande wohnt, aber doch eigentlich kein
Bauer
K 2

de Statu Hominum.
gelehrten 34), hieran zweifeln wollen, ſo beweiſen doch
deren Gruͤnde nur ſo viel, daß nicht alle unſere Bauern
von ehemaligen Leibeigenen abſtammen, welches ihnen
auch niemand heutiges Tages abſtreiten wird 35). Es
kommt nun darauf an, wer eigentlich ein Bauer zu nen-
nen ſey? Wolff Friedrich Schroͤdter 36) hat hier-
von eine eigene Disputation geſchrieben, worinn er §. IX.
die Bauern folgendermaßen beſchreibt: ſunt illi homines,
qui in rure vivunt, ruraque colunt.
Allein ſchon Hr. Prof.
Weſtphal
37) hat dagegen erinnert, daß der Bauer-
Knecht, der Dorf-Edelmann, Land-Paͤchter, Prieſter
und vielerley andere Leute dadurch zu Bauern gemacht
wuͤrden, die doch keine ſind. Dieſer gruͤndliche Rechts-
gelehrte behauptet vielmehr, daß lediglich der Beſitz eines
Bauergutes, oder der Bauerlaͤnderey, den Bauer mache,
alſo eigentlich derjenige ein Bauer zu nennen ſey, der
ein Bauergut, oder Bauerlaͤnderey beſitzt
38).

Es
34) grupen Diſceptat. Forenſ. in Obſervat. von Dienſten. de
senckenberg de conditione ſervorum in Semeſtrib Gieſſenſ.
hauschild de praeſumtione pro libertate naturali ruſticor.

und Ant. Lud. seip Diſſ. de ſtatu ruſticorum ex medii aevi
rationibus caute diiudieando. Goettingae
1749.
35) Man ſehe hierbey vorzuͤglich nach Hrn. D. Schroͤters
Abhandlung von der ehemaligen Knechtſchaft der Bauern in
Teutſchland, in den Erlangiſchen gelehrten Anzei-
gen auf das Jahr 1752
. Nr. XXXXV. et XXXXVI.
S. 353 — 368. In dieſer Schrift ſind die Zweifel des ric-
cius
gegen die gemeine Meinung gruͤndlich erwogen und ge-
hoben worden.
36) in Diſp. de notione ruſticorum Germaniae. Goettingae 1743.
37) im teutſchen und reichsſtaͤndiſchen Privatrecht 1. Th. 26. Ab-
handlung S. 241. u. ff.
38) Man unterſcheide alſo einen Bauer von einem ſolchen,
der zwar auf dem Lande wohnt, aber doch eigentlich kein
Bauer
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Statu Hominum.</hi></fw><lb/>
gelehrten <note place="foot" n="34)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">grupen</hi> Di&#x017F;ceptat. Foren&#x017F;. in Ob&#x017F;ervat.</hi> von Dien&#x017F;ten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de</hi><lb/><hi rendition="#k">senckenberg</hi> de conditione &#x017F;ervorum in Seme&#x017F;trib Gie&#x017F;&#x017F;en&#x017F;.<lb/><hi rendition="#k">hauschild</hi> de prae&#x017F;umtione pro libertate naturali ru&#x017F;ticor.</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ant. Lud.</hi><hi rendition="#k">seip</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de &#x017F;tatu ru&#x017F;ticorum ex medii aevi<lb/>
rationibus caute diiudieando. <hi rendition="#i">Goettingae</hi></hi> 1749.</note>, hieran zweifeln wollen, &#x017F;o bewei&#x017F;en doch<lb/>
deren Gru&#x0364;nde nur &#x017F;o viel, daß <hi rendition="#g">nicht alle</hi> un&#x017F;ere Bauern<lb/>
von ehemaligen Leibeigenen ab&#x017F;tammen, welches ihnen<lb/>
auch niemand heutiges Tages ab&#x017F;treiten wird <note place="foot" n="35)">Man &#x017F;ehe hierbey vorzu&#x0364;glich nach Hrn. <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#g">Schro&#x0364;ters</hi><lb/>
Abhandlung von der ehemaligen Knecht&#x017F;chaft der Bauern in<lb/>
Teut&#x017F;chland, in den <hi rendition="#g">Erlangi&#x017F;chen gelehrten Anzei-<lb/>
gen auf das Jahr 1752</hi>. <hi rendition="#aq">Nr. XXXXV. et XXXXVI.</hi><lb/>
S. 353 &#x2014; 368. In die&#x017F;er Schrift &#x017F;ind die Zweifel des <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ric-<lb/>
cius</hi></hi> gegen die gemeine Meinung gru&#x0364;ndlich erwogen und ge-<lb/>
hoben worden.</note>. Es<lb/>
kommt nun darauf an, wer eigentlich ein <hi rendition="#fr">Bauer</hi> zu nen-<lb/>
nen &#x017F;ey? <hi rendition="#g">Wolff Friedrich</hi> <hi rendition="#fr">Schro&#x0364;dter</hi> <note place="foot" n="36)"><hi rendition="#aq">in Di&#x017F;p. de notione ru&#x017F;ticorum Germaniae. Goettingae</hi> 1743.</note> hat hier-<lb/>
von eine eigene Disputation ge&#x017F;chrieben, worinn er §. <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/>
die <hi rendition="#fr">Bauern</hi> folgendermaßen be&#x017F;chreibt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;unt illi homines,<lb/>
qui in rure vivunt, ruraque colunt.</hi></hi> Allein &#x017F;chon <hi rendition="#fr">Hr. Prof.<lb/>
We&#x017F;tphal</hi> <note place="foot" n="37)">im teut&#x017F;chen und reichs&#x017F;ta&#x0364;ndi&#x017F;chen Privatrecht 1. Th. 26. Ab-<lb/>
handlung S. 241. u. ff.</note> hat dagegen erinnert, daß der Bauer-<lb/>
Knecht, der Dorf-Edelmann, Land-Pa&#x0364;chter, Prie&#x017F;ter<lb/>
und vielerley andere Leute dadurch zu Bauern gemacht<lb/>
wu&#x0364;rden, die doch keine &#x017F;ind. Die&#x017F;er gru&#x0364;ndliche Rechts-<lb/>
gelehrte behauptet vielmehr, daß lediglich der Be&#x017F;itz eines<lb/>
Bauergutes, oder der Bauerla&#x0364;nderey, den Bauer mache,<lb/>
al&#x017F;o eigentlich derjenige ein <hi rendition="#fr">Bauer</hi> zu nennen &#x017F;ey, <hi rendition="#g">der<lb/>
ein Bauergut, oder Bauerla&#x0364;nderey be&#x017F;itzt</hi> <note xml:id="seg2pn_27_1" next="#seg2pn_27_2" place="foot" n="38)">Man unter&#x017F;cheide al&#x017F;o einen <hi rendition="#g">Bauer</hi> von einem &#x017F;olchen,<lb/>
der zwar auf dem Lande wohnt, aber doch eigentlich kein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bauer</fw></note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0161] de Statu Hominum. gelehrten 34), hieran zweifeln wollen, ſo beweiſen doch deren Gruͤnde nur ſo viel, daß nicht alle unſere Bauern von ehemaligen Leibeigenen abſtammen, welches ihnen auch niemand heutiges Tages abſtreiten wird 35). Es kommt nun darauf an, wer eigentlich ein Bauer zu nen- nen ſey? Wolff Friedrich Schroͤdter 36) hat hier- von eine eigene Disputation geſchrieben, worinn er §. IX. die Bauern folgendermaßen beſchreibt: ſunt illi homines, qui in rure vivunt, ruraque colunt. Allein ſchon Hr. Prof. Weſtphal 37) hat dagegen erinnert, daß der Bauer- Knecht, der Dorf-Edelmann, Land-Paͤchter, Prieſter und vielerley andere Leute dadurch zu Bauern gemacht wuͤrden, die doch keine ſind. Dieſer gruͤndliche Rechts- gelehrte behauptet vielmehr, daß lediglich der Beſitz eines Bauergutes, oder der Bauerlaͤnderey, den Bauer mache, alſo eigentlich derjenige ein Bauer zu nennen ſey, der ein Bauergut, oder Bauerlaͤnderey beſitzt 38). Es 34) grupen Diſceptat. Forenſ. in Obſervat. von Dienſten. de senckenberg de conditione ſervorum in Semeſtrib Gieſſenſ. hauschild de praeſumtione pro libertate naturali ruſticor. und Ant. Lud. seip Diſſ. de ſtatu ruſticorum ex medii aevi rationibus caute diiudieando. Goettingae 1749. 35) Man ſehe hierbey vorzuͤglich nach Hrn. D. Schroͤters Abhandlung von der ehemaligen Knechtſchaft der Bauern in Teutſchland, in den Erlangiſchen gelehrten Anzei- gen auf das Jahr 1752. Nr. XXXXV. et XXXXVI. S. 353 — 368. In dieſer Schrift ſind die Zweifel des ric- cius gegen die gemeine Meinung gruͤndlich erwogen und ge- hoben worden. 36) in Diſp. de notione ruſticorum Germaniae. Goettingae 1743. 37) im teutſchen und reichsſtaͤndiſchen Privatrecht 1. Th. 26. Ab- handlung S. 241. u. ff. 38) Man unterſcheide alſo einen Bauer von einem ſolchen, der zwar auf dem Lande wohnt, aber doch eigentlich kein Bauer K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/161
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/161>, abgerufen am 23.11.2024.