Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.de Statu Hominum. fern sie in dem Verlust des Bürgerrechts bestehet, undJemand auch heutiges Tages sein Bürgerrecht in Teutsch- land überhaupt, oder in einem teutschen Reichsterrito- rium z. B. durch Relegation verliehren kann; inzwischen werden dadurch doch immer nur die besondern bürgerli- chen Rechte und Vortheile desjenigen Staats verlohren, dessen Bürger der Verwiesene zu seyn aufhört 19), nicht aber die natürlichen und gemeinen bürgerlichen Rechte, als das Recht der Agnation und der Familie, das Suc- ceßionsrecht, das Recht zu contrahiren, ein Testament zu machen, die Rechte der väterlichen Gewalt, u. d. als welche heut zu Tage auch denen Fremden zugestanden werden 20). Man pflegt zwar insgemein die Reichs- acht der römischen capitis deminutioni mediae h. z. T. gleichzuachten; allein diese ist noch ärger, als der Römer capitis deminutio maxima 21). Denn sie beraubt den Geächteten nicht nur aller bürgerlichen Rechte, sondern macht ihn auch vogelfrey. Jedermann kann ihn unge- straft tödten. Endlich soviel capitis deminutionem minimam anbetrift, so erleiden dieselbe auch noch heuti- ges 1733. Allein ich glaube, er hat nicht genug die Sache selbst, und die Wirkungen derselben unterschieden. S. Eichmann Erklärungen des bürgerl. Rechts III. Th. S. 27. u. folgg. 19) leyser Spec. LXII. med. 7. 20) schilter de iure peregrinor. §. 41. de boehmer in Me- ditat ad Constitut. Crim. Carol. Art. 198. §. 4. S. 907. Man sehe auch Fratr. becmannorum Consilia et Decisiones P. II. Cons. 72. S. 274. wo man einen merkwürdigen Fall finden wird, daß zuweilen der Verlust des Bürgerrechts an einem Ort auch den Verlust des Erdrechts wirken kan, wenn es der Testator zur Bedingung des Erben gemacht hat, an einem gewissen Ort wohnhaft zu bleiben, und daselbst das Bür- gerrecht beyzubehalten. 21) pestel in der angeführten Dissertat. §. VIII. M 2
de Statu Hominum. fern ſie in dem Verluſt des Buͤrgerrechts beſtehet, undJemand auch heutiges Tages ſein Buͤrgerrecht in Teutſch- land uͤberhaupt, oder in einem teutſchen Reichsterrito- rium z. B. durch Relegation verliehren kann; inzwiſchen werden dadurch doch immer nur die beſondern buͤrgerli- chen Rechte und Vortheile desjenigen Staats verlohren, deſſen Buͤrger der Verwieſene zu ſeyn aufhoͤrt 19), nicht aber die natuͤrlichen und gemeinen buͤrgerlichen Rechte, als das Recht der Agnation und der Familie, das Suc- ceßionsrecht, das Recht zu contrahiren, ein Teſtament zu machen, die Rechte der vaͤterlichen Gewalt, u. d. als welche heut zu Tage auch denen Fremden zugeſtanden werden 20). Man pflegt zwar insgemein die Reichs- acht der roͤmiſchen capitis deminutioni mediae h. z. T. gleichzuachten; allein dieſe iſt noch aͤrger, als der Roͤmer capitis deminutio maxima 21). Denn ſie beraubt den Geaͤchteten nicht nur aller buͤrgerlichen Rechte, ſondern macht ihn auch vogelfrey. Jedermann kann ihn unge- ſtraft toͤdten. Endlich ſoviel capitis deminutionem minimam anbetrift, ſo erleiden dieſelbe auch noch heuti- ges 1733. Allein ich glaube, er hat nicht genug die Sache ſelbſt, und die Wirkungen derſelben unterſchieden. S. Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts III. Th. S. 27. u. folgg. 19) leyser Spec. LXII. med. 7. 20) schilter de iure peregrinor. §. 41. de boehmer in Me- ditat ad Conſtitut. Crim. Carol. Art. 198. §. 4. S. 907. Man ſehe auch Fratr. becmannorum Conſilia et Deciſiones P. II. Conſ. 72. S. 274. wo man einen merkwuͤrdigen Fall finden wird, daß zuweilen der Verluſt des Buͤrgerrechts an einem Ort auch den Verluſt des Erdrechts wirken kan, wenn es der Teſtator zur Bedingung des Erben gemacht hat, an einem gewiſſen Ort wohnhaft zu bleiben, und daſelbſt das Buͤr- gerrecht beyzubehalten. 21) pestel in der angefuͤhrten Diſſertat. §. VIII. M 2
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de Statu Hominum.
fern ſie in dem Verluſt des Buͤrgerrechts beſtehet, und
Jemand auch heutiges Tages ſein Buͤrgerrecht in Teutſch-
land uͤberhaupt, oder in einem teutſchen Reichsterrito-
rium z. B. durch Relegation verliehren kann; inzwiſchen
werden dadurch doch immer nur die beſondern buͤrgerli-
chen Rechte und Vortheile desjenigen Staats verlohren,
deſſen Buͤrger der Verwieſene zu ſeyn aufhoͤrt 19), nicht
aber die natuͤrlichen und gemeinen buͤrgerlichen Rechte,
als das Recht der Agnation und der Familie, das Suc-
ceßionsrecht, das Recht zu contrahiren, ein Teſtament zu
machen, die Rechte der vaͤterlichen Gewalt, u. d. als
welche heut zu Tage auch denen Fremden zugeſtanden
werden 20). Man pflegt zwar insgemein die Reichs-
acht der roͤmiſchen capitis deminutioni mediae h. z. T.
gleichzuachten; allein dieſe iſt noch aͤrger, als der Roͤmer
capitis deminutio maxima 21). Denn ſie beraubt den
Geaͤchteten nicht nur aller buͤrgerlichen Rechte, ſondern
macht ihn auch vogelfrey. Jedermann kann ihn unge-
ſtraft toͤdten. Endlich ſoviel capitis deminutionem
minimam anbetrift, ſo erleiden dieſelbe auch noch heuti-
ges
18)
19) leyser Spec. LXII. med. 7.
20) schilter de iure peregrinor. §. 41. de boehmer in Me-
ditat ad Conſtitut. Crim. Carol. Art. 198. §. 4. S. 907.
Man ſehe auch Fratr. becmannorum Conſilia et Deciſiones
P. II. Conſ. 72. S. 274. wo man einen merkwuͤrdigen Fall
finden wird, daß zuweilen der Verluſt des Buͤrgerrechts an
einem Ort auch den Verluſt des Erdrechts wirken kan, wenn
es der Teſtator zur Bedingung des Erben gemacht hat, an
einem gewiſſen Ort wohnhaft zu bleiben, und daſelbſt das Buͤr-
gerrecht beyzubehalten.
21) pestel in der angefuͤhrten Diſſertat. §. VIII.
18) 1733. Allein ich glaube, er hat nicht genug die Sache ſelbſt,
und die Wirkungen derſelben unterſchieden. S. Eichmann
Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts III. Th. S. 27. u. folgg.
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