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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
gestattet worden ist. Denn Paulus 38) gedenkt dessel-
ben nur als eines ehemaligen Rechts, und K. Alexan-
der Severus
39) giebt blos dem Vater ein Recht, die
Kinder zu züchtigen. Wenn aber väterliche Züchtigun-
gen an dem ungerathenen Sohne nichts mehr fruchten,
sondern zur Bestrafung und Bezähmung desselben schär-
fere Ahndungen nöthig seyn; so soll das Kind der Obrig-
keit übergeben, und dieser die Bestimmung einer angemesse-
nen Strafe überlassen werden. Jedoch ist auch hierbey
dem Vater ein gewisses Beystimmungs- oder Einwilli-
gungsrecht vorbehalten worden, vermöge dessen er durch
Intercession entweder Milderung oder Schärfung der zu-
erkannten Strafe bewirken kann 40).

II) Wurde auch das Recht, die Kinder zu ver-
kaufen
, eingeschränkt. Denn der dreymalige Verkauf
der Söhne ward durch die Rechtsgelehrten zum blosen
Symbol, und als Förmlichkeit bey Emancipation dersel-
ben beybehalten. Es kann seyn, daß man durch die
Grundsätze der Stoicker von der Würde des Menschen
zuerst veranlaßt wurde, den Verkauf der Kinder für un-
schicklich zn halten. Kr. Constantin erlaubte nur allein
neugebohrne Kinder zu verkaufen, wenn die El-
tern in der äussersten Armuth wären 41). Justi-
nian
hob endlich auch die Förmlichkeit des Scheinkaufs

bey
38) L. 11. in fin. D. de liberis et posthum.
39) L. 3. Cod. de patr. potest.
40) Dies ist der Sinn der Worte der angeführten L. 3. filium
Praesidi provinciae oblaturus, dicturo sententiam, quam tu
quoque dici volueris.
41) L. 2. Cod. de patribus, qui filios suos distrax. Io. Phil.
dattii diatr. de venditione liberorum occasione dictae L. 2.
Cod. Ulmae 1700. 8. (in Thes. Meermann. T. II.)
O 3

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
geſtattet worden iſt. Denn Paulus 38) gedenkt deſſel-
ben nur als eines ehemaligen Rechts, und K. Alexan-
der Severus
39) giebt blos dem Vater ein Recht, die
Kinder zu zuͤchtigen. Wenn aber vaͤterliche Zuͤchtigun-
gen an dem ungerathenen Sohne nichts mehr fruchten,
ſondern zur Beſtrafung und Bezaͤhmung deſſelben ſchaͤr-
fere Ahndungen noͤthig ſeyn; ſo ſoll das Kind der Obrig-
keit uͤbergeben, und dieſer die Beſtimmung einer angemeſſe-
nen Strafe uͤberlaſſen werden. Jedoch iſt auch hierbey
dem Vater ein gewiſſes Beyſtimmungs- oder Einwilli-
gungsrecht vorbehalten worden, vermoͤge deſſen er durch
Interceſſion entweder Milderung oder Schaͤrfung der zu-
erkannten Strafe bewirken kann 40).

II) Wurde auch das Recht, die Kinder zu ver-
kaufen
, eingeſchraͤnkt. Denn der dreymalige Verkauf
der Soͤhne ward durch die Rechtsgelehrten zum bloſen
Symbol, und als Foͤrmlichkeit bey Emancipation derſel-
ben beybehalten. Es kann ſeyn, daß man durch die
Grundſaͤtze der Stoicker von der Wuͤrde des Menſchen
zuerſt veranlaßt wurde, den Verkauf der Kinder fuͤr un-
ſchicklich zn halten. Kr. Conſtantin erlaubte nur allein
neugebohrne Kinder zu verkaufen, wenn die El-
tern in der aͤuſſerſten Armuth waͤren 41). Juſti-
nian
hob endlich auch die Foͤrmlichkeit des Scheinkaufs

bey
38) L. 11. in fin. D. de liberis et poſthum.
39) L. 3. Cod. de patr. poteſt.
40) Dies iſt der Sinn der Worte der angefuͤhrten L. 3. filium
Praeſidi provinciae oblaturus, dicturo ſententiam, quam tu
quoque dici volueris.
41) L. 2. Cod. de patribus, qui filios ſuos diſtrax. Io. Phil.
dattii diatr. de venditione liberorum occaſione dictae L. 2.
Cod. Ulmae 1700. 8. (in Theſ. Meermann. T. II.)
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[213/0227] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. geſtattet worden iſt. Denn Paulus 38) gedenkt deſſel- ben nur als eines ehemaligen Rechts, und K. Alexan- der Severus 39) giebt blos dem Vater ein Recht, die Kinder zu zuͤchtigen. Wenn aber vaͤterliche Zuͤchtigun- gen an dem ungerathenen Sohne nichts mehr fruchten, ſondern zur Beſtrafung und Bezaͤhmung deſſelben ſchaͤr- fere Ahndungen noͤthig ſeyn; ſo ſoll das Kind der Obrig- keit uͤbergeben, und dieſer die Beſtimmung einer angemeſſe- nen Strafe uͤberlaſſen werden. Jedoch iſt auch hierbey dem Vater ein gewiſſes Beyſtimmungs- oder Einwilli- gungsrecht vorbehalten worden, vermoͤge deſſen er durch Interceſſion entweder Milderung oder Schaͤrfung der zu- erkannten Strafe bewirken kann 40). II) Wurde auch das Recht, die Kinder zu ver- kaufen, eingeſchraͤnkt. Denn der dreymalige Verkauf der Soͤhne ward durch die Rechtsgelehrten zum bloſen Symbol, und als Foͤrmlichkeit bey Emancipation derſel- ben beybehalten. Es kann ſeyn, daß man durch die Grundſaͤtze der Stoicker von der Wuͤrde des Menſchen zuerſt veranlaßt wurde, den Verkauf der Kinder fuͤr un- ſchicklich zn halten. Kr. Conſtantin erlaubte nur allein neugebohrne Kinder zu verkaufen, wenn die El- tern in der aͤuſſerſten Armuth waͤren 41). Juſti- nian hob endlich auch die Foͤrmlichkeit des Scheinkaufs bey 38) L. 11. in fin. D. de liberis et poſthum. 39) L. 3. Cod. de patr. poteſt. 40) Dies iſt der Sinn der Worte der angefuͤhrten L. 3. filium Praeſidi provinciae oblaturus, dicturo ſententiam, quam tu quoque dici volueris. 41) L. 2. Cod. de patribus, qui filios ſuos diſtrax. Io. Phil. dattii diatr. de venditione liberorum occaſione dictae L. 2. Cod. Ulmae 1700. 8. (in Theſ. Meermann. T. II.) O 3

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/227>, abgerufen am 23.11.2024.