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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
aber ausser dem adoptirten Enkel noch drey andere Kinder
hinterlassen. So bekommt der vom Großvater adoptirte
Enkel, tanquam filius civilis, die Halbscheid, in die
andere Hälfte aber succediren die nicht adoptirten Enkel,
als Repräsentanten des mütterlichen Stamms. Allein da
durch die Adoption die natürliche Verbindung nicht aufge-
hoben wird, mithin vermöge derselben der adoptirte Enkel
ein leiblicher Enkel vom Großvater bleibt, so wird er
nun auch noch als Enkel des verstorbenen Großvaters mit
den übrigen seinen Antheil an der andern Hälfte der groß-
väterlichen Erbschaft mit Recht verlangen können 87).

Eine solche Adoption, die von einem Ascendenten
geschiehet, giebt ferner dem Adoptirten das ius sui heredis,
was ihm auch nicht durch das Testament des Adoptiv-
vaters kann genommen werden, wenn nicht eine recht-
mäsige Enterbungsursach vorhanden ist 88). Daß jedoch
der adoptirende Großvater den an Kindesstatt angenom-
menen Enkel ebenfalls beerbe, ist ausser Zweifel, nur
muß das Band der Adoption nicht etwa durch Emanci-
pation getrennet worden seyn 89).

Wenn im Gegentheil die Adoption von einem an-
dern geschehen, der nicht Ascendent von dem angenomme-
nen Kinde ist, so wirkt dieselbe weder auf Seiten des
Adoptirenden die väterliche Gewalt 90) noch auf Seiten

des
87) Man vergleiche hier die lesenswürdige Abhandlung des Herrn
Canzlers Koch de cognatis duplicibus, welche hinter Dessel-
ben Tractat de Successione ab intestato (Gießen 1790.) das
Auctarium III. S. 231--274 ist.
88) L. 10. pr. Cod. h. t.
89) koch de Succ. ab int. §. 65.
90) Petr. de greve in Exercitat. ad Pandectar. loca difficiliora
(Noviomagi 1651.) Exerc. I. Obs. 20. p. 18. in fin. sqq.
ist
zwar
U 5

De adoptionibus, emancipationibus etc.
aber auſſer dem adoptirten Enkel noch drey andere Kinder
hinterlaſſen. So bekommt der vom Großvater adoptirte
Enkel, tanquam filius civilis, die Halbſcheid, in die
andere Haͤlfte aber ſuccediren die nicht adoptirten Enkel,
als Repraͤſentanten des muͤtterlichen Stamms. Allein da
durch die Adoption die natuͤrliche Verbindung nicht aufge-
hoben wird, mithin vermoͤge derſelben der adoptirte Enkel
ein leiblicher Enkel vom Großvater bleibt, ſo wird er
nun auch noch als Enkel des verſtorbenen Großvaters mit
den uͤbrigen ſeinen Antheil an der andern Haͤlfte der groß-
vaͤterlichen Erbſchaft mit Recht verlangen koͤnnen 87).

Eine ſolche Adoption, die von einem Aſcendenten
geſchiehet, giebt ferner dem Adoptirten das ius ſui heredis,
was ihm auch nicht durch das Teſtament des Adoptiv-
vaters kann genommen werden, wenn nicht eine recht-
maͤſige Enterbungsurſach vorhanden iſt 88). Daß jedoch
der adoptirende Großvater den an Kindesſtatt angenom-
menen Enkel ebenfalls beerbe, iſt auſſer Zweifel, nur
muß das Band der Adoption nicht etwa durch Emanci-
pation getrennet worden ſeyn 89).

Wenn im Gegentheil die Adoption von einem an-
dern geſchehen, der nicht Aſcendent von dem angenomme-
nen Kinde iſt, ſo wirkt dieſelbe weder auf Seiten des
Adoptirenden die vaͤterliche Gewalt 90) noch auf Seiten

des
87) Man vergleiche hier die leſenswuͤrdige Abhandlung des Herrn
Canzlers Koch de cognatis duplicibus, welche hinter Deſſel-
ben Tractat de Succeſſione ab inteſtato (Gießen 1790.) das
Auctarium III. S. 231—274 iſt.
88) L. 10. pr. Cod. h. t.
89) koch de Succ. ab int. §. 65.
90) Petr. de greve in Exercitat. ad Pandectar. loca difficiliora
(Noviomagi 1651.) Exerc. I. Obſ. 20. p. 18. in fin. ſqq.
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[313/0327] De adoptionibus, emancipationibus etc. aber auſſer dem adoptirten Enkel noch drey andere Kinder hinterlaſſen. So bekommt der vom Großvater adoptirte Enkel, tanquam filius civilis, die Halbſcheid, in die andere Haͤlfte aber ſuccediren die nicht adoptirten Enkel, als Repraͤſentanten des muͤtterlichen Stamms. Allein da durch die Adoption die natuͤrliche Verbindung nicht aufge- hoben wird, mithin vermoͤge derſelben der adoptirte Enkel ein leiblicher Enkel vom Großvater bleibt, ſo wird er nun auch noch als Enkel des verſtorbenen Großvaters mit den uͤbrigen ſeinen Antheil an der andern Haͤlfte der groß- vaͤterlichen Erbſchaft mit Recht verlangen koͤnnen 87). Eine ſolche Adoption, die von einem Aſcendenten geſchiehet, giebt ferner dem Adoptirten das ius ſui heredis, was ihm auch nicht durch das Teſtament des Adoptiv- vaters kann genommen werden, wenn nicht eine recht- maͤſige Enterbungsurſach vorhanden iſt 88). Daß jedoch der adoptirende Großvater den an Kindesſtatt angenom- menen Enkel ebenfalls beerbe, iſt auſſer Zweifel, nur muß das Band der Adoption nicht etwa durch Emanci- pation getrennet worden ſeyn 89). Wenn im Gegentheil die Adoption von einem an- dern geſchehen, der nicht Aſcendent von dem angenomme- nen Kinde iſt, ſo wirkt dieſelbe weder auf Seiten des Adoptirenden die vaͤterliche Gewalt 90) noch auf Seiten des 87) Man vergleiche hier die leſenswuͤrdige Abhandlung des Herrn Canzlers Koch de cognatis duplicibus, welche hinter Deſſel- ben Tractat de Succeſſione ab inteſtato (Gießen 1790.) das Auctarium III. S. 231—274 iſt. 88) L. 10. pr. Cod. h. t. 89) koch de Succ. ab int. §. 65. 90) Petr. de greve in Exercitat. ad Pandectar. loca difficiliora (Noviomagi 1651.) Exerc. I. Obſ. 20. p. 18. in fin. ſqq. iſt zwar U 5

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/327>, abgerufen am 23.11.2024.