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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
erforderte einen feyerlichen Act, wodurch das quiritari-
sche Eigenthum auf einen andern Bürger übertragen
wurde; und diese Handlung wurde mancipatio ge-
nennt, quasi rei, quam alter manu capit, traditio, wie
es Isidor 20) erklärt. Nach dieser ursprünglichen Be-
deutung des Worts wird zwischen mancipatio und eman-
cipatio
kein Unterschied gemacht. Denn wenn Justi-
nian
sagt 21), daß in den ältern Zeiten die Testamente
per emancipationem wären errichtet worden, so drückt
Gellius 22) dieses aus, per mancipationem. Zu be-
bemerken ist jedoch, daß das Wort mancipatio nur ei-
gentlich die Idee eines Verkaufs ausdrückte, aber nicht
die Bedeutung einer Befreyung aus eines andern Ge-
walt hatte. Daher ist es gekommen, daß die solenne Ent-
lassung der Kinder aus der väterlichen Gewalt nie man-
cipatio,
sondern allemal emancipatio genennet wird. Und
Ulpian 23) unterscheidet eben darum mancipari und
emancipari sehr accurat, wenn er sagt: Liberi paren-
tum potestate liberantur
emancipatione, id est, si po-
steaquam
mancipati fuerint, manumissi sint.
Schon
aus der Etymologie des Worts erhellet also, daß a) ei-
ne ausdrückliche Erklärung des Vaters zur Eman-
cipation erfordert werde. Noch mehr aber bestätigen uns
hierin die Kaiser Diocletian und Maximian 24) wenn
sie sagen: Non nudo consensu patria liberi potestate, sed
actu solenni uel casu liberantur: nec causae, quibus motus

pater
20) Lib. V. Originum cap. 25. -- Mancipatio dicta est,
quia res manu capitur.
21) §. 1. I. de testam. ordin.
22) Noct. Attic. lib. XV. cap. 27.
23) Fragm. Tit. X. §. 1.
24) L. 3. Cod. de emancipat.

De adoptionibus, emancipationibus etc.
erforderte einen feyerlichen Act, wodurch das quiritari-
ſche Eigenthum auf einen andern Buͤrger uͤbertragen
wurde; und dieſe Handlung wurde mancipatio ge-
nennt, quaſi rei, quam alter manu capit, traditio, wie
es Iſidor 20) erklaͤrt. Nach dieſer urſpruͤnglichen Be-
deutung des Worts wird zwiſchen mancipatio und eman-
cipatio
kein Unterſchied gemacht. Denn wenn Juſti-
nian
ſagt 21), daß in den aͤltern Zeiten die Teſtamente
per emancipationem waͤren errichtet worden, ſo druͤckt
Gellius 22) dieſes aus, per mancipationem. Zu be-
bemerken iſt jedoch, daß das Wort mancipatio nur ei-
gentlich die Idee eines Verkaufs ausdruͤckte, aber nicht
die Bedeutung einer Befreyung aus eines andern Ge-
walt hatte. Daher iſt es gekommen, daß die ſolenne Ent-
laſſung der Kinder aus der vaͤterlichen Gewalt nie man-
cipatio,
ſondern allemal emancipatio genennet wird. Und
Ulpian 23) unterſcheidet eben darum mancipari und
emancipari ſehr accurat, wenn er ſagt: Liberi paren-
tum poteſtate liberantur
emancipatione, id eſt, ſi po-
ſteaquam
mancipati fuerint, manumiſſi ſint.
Schon
aus der Etymologie des Worts erhellet alſo, daß a) ei-
ne ausdruͤckliche Erklaͤrung des Vaters zur Eman-
cipation erfordert werde. Noch mehr aber beſtaͤtigen uns
hierin die Kaiſer Diocletian und Maximian 24) wenn
ſie ſagen: Non nudo conſenſu patria liberi poteſtate, ſed
actu ſolenni uel caſu liberantur: nec cauſae, quibus motus

pater
20) Lib. V. Originum cap. 25. — Mancipatio dicta eſt,
quia res manu capitur.
21) §. 1. I. de teſtam. ordin.
22) Noct. Attic. lib. XV. cap. 27.
23) Fragm. Tit. X. §. 1.
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[347/0361] De adoptionibus, emancipationibus etc. erforderte einen feyerlichen Act, wodurch das quiritari- ſche Eigenthum auf einen andern Buͤrger uͤbertragen wurde; und dieſe Handlung wurde mancipatio ge- nennt, quaſi rei, quam alter manu capit, traditio, wie es Iſidor 20) erklaͤrt. Nach dieſer urſpruͤnglichen Be- deutung des Worts wird zwiſchen mancipatio und eman- cipatio kein Unterſchied gemacht. Denn wenn Juſti- nian ſagt 21), daß in den aͤltern Zeiten die Teſtamente per emancipationem waͤren errichtet worden, ſo druͤckt Gellius 22) dieſes aus, per mancipationem. Zu be- bemerken iſt jedoch, daß das Wort mancipatio nur ei- gentlich die Idee eines Verkaufs ausdruͤckte, aber nicht die Bedeutung einer Befreyung aus eines andern Ge- walt hatte. Daher iſt es gekommen, daß die ſolenne Ent- laſſung der Kinder aus der vaͤterlichen Gewalt nie man- cipatio, ſondern allemal emancipatio genennet wird. Und Ulpian 23) unterſcheidet eben darum mancipari und emancipari ſehr accurat, wenn er ſagt: Liberi paren- tum poteſtate liberantur emancipatione, id eſt, ſi po- ſteaquam mancipati fuerint, manumiſſi ſint. Schon aus der Etymologie des Worts erhellet alſo, daß a) ei- ne ausdruͤckliche Erklaͤrung des Vaters zur Eman- cipation erfordert werde. Noch mehr aber beſtaͤtigen uns hierin die Kaiſer Diocletian und Maximian 24) wenn ſie ſagen: Non nudo conſenſu patria liberi poteſtate, ſed actu ſolenni uel caſu liberantur: nec cauſae, quibus motus pater 20) Lib. V. Originum cap. 25. — Mancipatio dicta eſt, quia res manu capitur. 21) §. 1. I. de teſtam. ordin. 22) Noct. Attic. lib. XV. cap. 27. 23) Fragm. Tit. X. §. 1. 24) L. 3. Cod. de emancipat.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/361>, abgerufen am 23.11.2024.