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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
dieses noch nicht geschehen ist, dauern die Rechte der
väterlichen Gewalt fort, wenn auch gleich der Sohn mit
des Vaters Bewilligung ein Gewerbe triebe 70), oder sonst
sich außer dem väterlichen Hause aufhielte 71). Denn die
besondere Wohnung der Kinder hebt die väterliche Ge-
walt an sich nicht auf 72).

III) Soviel die Töchter anbetrift, so ist zwar
überhaupt keinem gegründeten Zweifel unterworfen, daß
dieselben unter den oben angeführten Umständen ebenfalls
durch Anstellung einer eigenen Oeconomie sui iuris wer-
den können 73); doch ist der Fall bey ihnen seltener. Denn
da das weibliche Geschlecht wegen seines zarten Nerven-
baues der Verführung am meisten ausgesetzt, auch zu
strengen Arbeiten und bürgerlichen Geschäften nicht recht
fähig ist, so werden Eltern ihre erwachsene Töchter ihrer
Aufsicht nicht leicht eher entlassen, als bis sie der Auf-
sicht eines Mannes anvertraut werden können 74). Töch-
ter gehen daher heutiges Tages gewöhnlichermaßen erst
durch die Heyrath aus der väterlichen Gewalt. Hie-
rin stimmen die Sitten der Teutschen mit den heutigen
Gewohnheiten der übrigen europäischen Nationen genau

über-
70) harpprecht c. D. §. 23. n. 137.
71) harpprecht c. l. §. 7. n. 27. sqq.
72) heimburg in der oben angeführten Dissertation §. 76.
73) Sächsisch. Landrecht I. Buch Artic. 11. und 13.
Conf. harpprecht c. D. §. XIX. n. 101. §. XXIX. n. 176.
hommel Rhapsod. Quaestion. Forens. Vol. V. Obs. 667. n.
30.
Höpfner im Commentar über die Institutionen §. 463.
S. 164. u. a. m. Einer andern Meynung ist jedoch Hr. Reg.
R. Eichmann in den Erklärungen des bürgerl. Rechts 3. Th.
S. 431.
74) v. Globig in der Preißschr. S. 130.
B b 4

De adoptionibus, emancipationibus etc.
dieſes noch nicht geſchehen iſt, dauern die Rechte der
vaͤterlichen Gewalt fort, wenn auch gleich der Sohn mit
des Vaters Bewilligung ein Gewerbe triebe 70), oder ſonſt
ſich außer dem vaͤterlichen Hauſe aufhielte 71). Denn die
beſondere Wohnung der Kinder hebt die vaͤterliche Ge-
walt an ſich nicht auf 72).

III) Soviel die Toͤchter anbetrift, ſo iſt zwar
uͤberhaupt keinem gegruͤndeten Zweifel unterworfen, daß
dieſelben unter den oben angefuͤhrten Umſtaͤnden ebenfalls
durch Anſtellung einer eigenen Oeconomie ſui iuris wer-
den koͤnnen 73); doch iſt der Fall bey ihnen ſeltener. Denn
da das weibliche Geſchlecht wegen ſeines zarten Nerven-
baues der Verfuͤhrung am meiſten ausgeſetzt, auch zu
ſtrengen Arbeiten und buͤrgerlichen Geſchaͤften nicht recht
faͤhig iſt, ſo werden Eltern ihre erwachſene Toͤchter ihrer
Aufſicht nicht leicht eher entlaſſen, als bis ſie der Auf-
ſicht eines Mannes anvertraut werden koͤnnen 74). Toͤch-
ter gehen daher heutiges Tages gewoͤhnlichermaßen erſt
durch die Heyrath aus der vaͤterlichen Gewalt. Hie-
rin ſtimmen die Sitten der Teutſchen mit den heutigen
Gewohnheiten der uͤbrigen europaͤiſchen Nationen genau

uͤber-
70) harpprecht c. D. §. 23. n. 137.
71) harpprecht c. l. §. 7. n. 27. ſqq.
72) heimburg in der oben angefuͤhrten Diſſertation §. 76.
73) Saͤchſiſch. Landrecht I. Buch Artic. 11. und 13.
Conf. harpprecht c. D. §. XIX. n. 101. §. XXIX. n. 176.
hommel Rhapſod. Quaeſtion. Forenſ. Vol. V. Obſ. 667. n.
30.
Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 463.
S. 164. u. a. m. Einer andern Meynung iſt jedoch Hr. Reg.
R. Eichmann in den Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts 3. Th.
S. 431.
74) v. Globig in der Preißſchr. S. 130.
B b 4
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[391/0405] De adoptionibus, emancipationibus etc. dieſes noch nicht geſchehen iſt, dauern die Rechte der vaͤterlichen Gewalt fort, wenn auch gleich der Sohn mit des Vaters Bewilligung ein Gewerbe triebe 70), oder ſonſt ſich außer dem vaͤterlichen Hauſe aufhielte 71). Denn die beſondere Wohnung der Kinder hebt die vaͤterliche Ge- walt an ſich nicht auf 72). III) Soviel die Toͤchter anbetrift, ſo iſt zwar uͤberhaupt keinem gegruͤndeten Zweifel unterworfen, daß dieſelben unter den oben angefuͤhrten Umſtaͤnden ebenfalls durch Anſtellung einer eigenen Oeconomie ſui iuris wer- den koͤnnen 73); doch iſt der Fall bey ihnen ſeltener. Denn da das weibliche Geſchlecht wegen ſeines zarten Nerven- baues der Verfuͤhrung am meiſten ausgeſetzt, auch zu ſtrengen Arbeiten und buͤrgerlichen Geſchaͤften nicht recht faͤhig iſt, ſo werden Eltern ihre erwachſene Toͤchter ihrer Aufſicht nicht leicht eher entlaſſen, als bis ſie der Auf- ſicht eines Mannes anvertraut werden koͤnnen 74). Toͤch- ter gehen daher heutiges Tages gewoͤhnlichermaßen erſt durch die Heyrath aus der vaͤterlichen Gewalt. Hie- rin ſtimmen die Sitten der Teutſchen mit den heutigen Gewohnheiten der uͤbrigen europaͤiſchen Nationen genau uͤber- 70) harpprecht c. D. §. 23. n. 137. 71) harpprecht c. l. §. 7. n. 27. ſqq. 72) heimburg in der oben angefuͤhrten Diſſertation §. 76. 73) Saͤchſiſch. Landrecht I. Buch Artic. 11. und 13. Conf. harpprecht c. D. §. XIX. n. 101. §. XXIX. n. 176. hommel Rhapſod. Quaeſtion. Forenſ. Vol. V. Obſ. 667. n. 30. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 463. S. 164. u. a. m. Einer andern Meynung iſt jedoch Hr. Reg. R. Eichmann in den Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts 3. Th. S. 431. 74) v. Globig in der Preißſchr. S. 130. B b 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/405>, abgerufen am 23.11.2024.