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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Constirutionibus Principum.
Ausübung seines Privilegiums zu Schulden kommen
lassen 91), pflegt gewöhnlicher weise nur auf die Be-
zahlung einer gewissen Geldbuße erkannt zu werden 92).
Ueberhaupt aber gehet durch Mißbrauch ein Privile-
gium weder gleich noch ipso iure verlohren, sondern
es wird nach geschehener Untersuchung auf den gänzli-
chen Verlust desselben der Regel nach erst dann er-
kannt, wenn der Mißbrauch besonders nachtheilige
Folgen für den Staat gehabt haben, und derselbe ver-
schiedentlich, sogar der deshalb an den Privilegirten
ergangenen Befehle, um ihn abzustellen, ungeachtet,
wiederholet seyn sollte. Man erfordert daher billig,
daß der Privilegirte vorher gehörig verwarnet, und
mit dem Verlust seines Privilegiums bey ferner wie-
derholten Mißbrauch bedrohet worden sey 93), wenn
nicht
91) Es ist zwar sonst die Regel bekannt: culpa lata aequipara-
tur dolo.
L. 226. D. de Verb. Signif.
Allein auch eben so
bekannt ist es, daß diese Regel nur in causis civilibus et pe-
cuniariis,
wenn von Schadensersatz die Rede ist, L. 1. §. 1.
D. si mensor fals. mod. dixerit;
nicht aber in Pönal- und
Criminalsachen Anwendung finde. L. 7. D. ad L. Cornel. de
Sicar.
S. püttmann Adversarior. iuris universi. Lib. I.
c.
12. S. 201.
92) wernher select. Obs. for. Tit. II. P. VI. Obs. 445. Qui-
storp
in den Grundsätzen des T. peinl. Rechts. 2. Th.
9 Abschn. §. 567.
93) Daß dieses auch dem Willen der Gesetze gemäß sey, erhel-
let aus Can. 7. Dist. LXXIV. verb. Denunciamus autem etc.
und aus II. F. 27. § 17. verb. Quicunque advocatiam suam
vel aliquod aliud beneficium inornate tractaverit, et a domi-
no suo admonitus non resipuerit
etc.
Richtig sagt
daher der sel. GR. von Böhmer in Meditat. ad Art. I.
Const. Crim. Carol. §. 9. Per gradus demum ad privationem
eundum, adeo, ut ne haec quidem aliter quam 1) ob
gra-

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de Conſtirutionibus Principum.
Ausuͤbung ſeines Privilegiums zu Schulden kommen
laſſen 91), pflegt gewoͤhnlicher weiſe nur auf die Be-
zahlung einer gewiſſen Geldbuße erkannt zu werden 92).
Ueberhaupt aber gehet durch Mißbrauch ein Privile-
gium weder gleich noch ipſo iure verlohren, ſondern
es wird nach geſchehener Unterſuchung auf den gaͤnzli-
chen Verluſt deſſelben der Regel nach erſt dann er-
kannt, wenn der Mißbrauch beſonders nachtheilige
Folgen fuͤr den Staat gehabt haben, und derſelbe ver-
ſchiedentlich, ſogar der deshalb an den Privilegirten
ergangenen Befehle, um ihn abzuſtellen, ungeachtet,
wiederholet ſeyn ſollte. Man erfordert daher billig,
daß der Privilegirte vorher gehoͤrig verwarnet, und
mit dem Verluſt ſeines Privilegiums bey ferner wie-
derholten Mißbrauch bedrohet worden ſey 93), wenn
nicht
91) Es iſt zwar ſonſt die Regel bekannt: culpa lata aequipara-
tur dolo.
L. 226. D. de Verb. Signif.
Allein auch eben ſo
bekannt iſt es, daß dieſe Regel nur in cauſis civilibus et pe-
cuniariis,
wenn von Schadenserſatz die Rede iſt, L. 1. §. 1.
D. ſi menſor falſ. mod. dixerit;
nicht aber in Poͤnal- und
Criminalſachen Anwendung finde. L. 7. D. ad L. Cornel. de
Sicar.
S. püttmann Adverſarior. iuris univerſi. Lib. I.
c.
12. S. 201.
92) wernher ſelect. Obſ. for. Tit. II. P. VI. Obſ. 445. Qui-
ſtorp
in den Grundſaͤtzen des T. peinl. Rechts. 2. Th.
9 Abſchn. §. 567.
93) Daß dieſes auch dem Willen der Geſetze gemaͤß ſey, erhel-
let aus Can. 7. Diſt. LXXIV. verb. Denunciamus autem etc.
und aus II. F. 27. § 17. verb. Quicunque advocatiam ſuam
vel aliquod aliud beneficium inornate tractaverit, et a domi-
no ſuo admonitus non reſipuerit
etc.
Richtig ſagt
daher der ſel. GR. von Boͤhmer in Meditat. ad Art. I.
Conſt. Crim. Carol. §. 9. Per gradus demum ad privationem
eundum, adeo, ut ne haec quidem aliter quam 1) ob
gra-

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[35/0049] de Conſtirutionibus Principum. Ausuͤbung ſeines Privilegiums zu Schulden kommen laſſen 91), pflegt gewoͤhnlicher weiſe nur auf die Be- zahlung einer gewiſſen Geldbuße erkannt zu werden 92). Ueberhaupt aber gehet durch Mißbrauch ein Privile- gium weder gleich noch ipſo iure verlohren, ſondern es wird nach geſchehener Unterſuchung auf den gaͤnzli- chen Verluſt deſſelben der Regel nach erſt dann er- kannt, wenn der Mißbrauch beſonders nachtheilige Folgen fuͤr den Staat gehabt haben, und derſelbe ver- ſchiedentlich, ſogar der deshalb an den Privilegirten ergangenen Befehle, um ihn abzuſtellen, ungeachtet, wiederholet ſeyn ſollte. Man erfordert daher billig, daß der Privilegirte vorher gehoͤrig verwarnet, und mit dem Verluſt ſeines Privilegiums bey ferner wie- derholten Mißbrauch bedrohet worden ſey 93), wenn nicht 91) Es iſt zwar ſonſt die Regel bekannt: culpa lata aequipara- tur dolo. L. 226. D. de Verb. Signif. Allein auch eben ſo bekannt iſt es, daß dieſe Regel nur in cauſis civilibus et pe- cuniariis, wenn von Schadenserſatz die Rede iſt, L. 1. §. 1. D. ſi menſor falſ. mod. dixerit; nicht aber in Poͤnal- und Criminalſachen Anwendung finde. L. 7. D. ad L. Cornel. de Sicar. S. püttmann Adverſarior. iuris univerſi. Lib. I. c. 12. S. 201. 92) wernher ſelect. Obſ. for. Tit. II. P. VI. Obſ. 445. Qui- ſtorp in den Grundſaͤtzen des T. peinl. Rechts. 2. Th. 9 Abſchn. §. 567. 93) Daß dieſes auch dem Willen der Geſetze gemaͤß ſey, erhel- let aus Can. 7. Diſt. LXXIV. verb. Denunciamus autem etc. und aus II. F. 27. § 17. verb. Quicunque advocatiam ſuam vel aliquod aliud beneficium inornate tractaverit, et a domi- no ſuo admonitus non reſipuerit etc. Richtig ſagt daher der ſel. GR. von Boͤhmer in Meditat. ad Art. I. Conſt. Crim. Carol. §. 9. Per gradus demum ad privationem eundum, adeo, ut ne haec quidem aliter quam 1) ob gra- viſ- C 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/49>, abgerufen am 23.11.2024.