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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De divisione rerum et qualitate.
auch keine Realklage giebt. Ob aber nicht nach kano-
nischen Rechten
ein anders zu behaupten sey? ist eben-
falls streitig. Ich meines Theils kann mich davon nicht
überzeugen. Denn aus den Texten, die man insgemein
für diese Meinung anzuführen pflegt 4), erhellet nicht,
daß dem Spoliirten wider jeden dritten Besitzer das Re-
medium spolii
zustehen solle. Ich werde jedoch hiervon
an einem Orte der Pandecten (§. 1853.) umständlicher
handeln. Hier bemerke ich nur noch zum Beschluß, daß

durch
4) Can. 3. Caus. III. Qu. 1. et Cap. 18. X. de restitut spolia-
tor.
Beyde Texte beweisen nichts. Denn was zuförderst den
can. 3. anbetrift, so ist derselbe erstlich untergeschoben, und
aus Psevdo-Isidor entlehnt, S. David. blondellus in
Pseudo-Isidoro pag.
570.; er enthält zweytens eine unrichti-
ge Leseart, denn gerade die Worte violentia maiorum, worauf
man sich steift, sind verdorben. S. eckhardi Hermenevt.
iuris Lib. I. cap. VIII.
§. 317. Die besten Codices vom Gra-
tians Decret
lesen violentia malorum, wie der sel. Canz-
ler boehmer ad b. canon. bemerkt hat; und drittens ist darinn
schlechterdings keine Abänderung des röm. Rechts wahrzu-
nehmen, wie boehmer ad b. can. besonders aber Casp. zieg-
ler
in Commentar. ad Can. Redintegranda 3. Caus. 3. quaest. 1.

welcher nicht nur Desselben Praelectionib. Public. in De-
cretales
(Dresdae 1699 4.) pag.
167 -- 201. einverleibt wor-
den, sondern auch in des Hrn. Prof. Woltärs Observat.
iuris civ. et Brandenb. Fascic. II. Observ.
35. mit vielen vor-
treflichen Bemerkungen befindlich ist, sehr ausführlich gezeigt
haben. Das andere cap. 18. aus den Decretalen hinge-
gen gestattet ausdrücklich die Spolienklage nur gegen einen
solchen Besitzer, der wenigstens Wissenschaft von dem Spo-
lium gehabt hat, als er die Sache an sich brachte; weil die-
ser, da ihm das Spolium nicht unbekannt war, noch in der
Folge durch die Erwerbung der spoliirten Sache Antheil da-
ran genommen hat. Dieß läßt sich aber auf einen dritten
bonae fidei Possessor nicht ausdehnen. Vid. cramer Diss. de re-
stitutione spoliati adversus tertium b. f. possessorem Tom. III.
Opusc.
N n 2

De diviſione rerum et qualitate.
auch keine Realklage giebt. Ob aber nicht nach kano-
niſchen Rechten
ein anders zu behaupten ſey? iſt eben-
falls ſtreitig. Ich meines Theils kann mich davon nicht
uͤberzeugen. Denn aus den Texten, die man insgemein
fuͤr dieſe Meinung anzufuͤhren pflegt 4), erhellet nicht,
daß dem Spoliirten wider jeden dritten Beſitzer das Re-
medium ſpolii
zuſtehen ſolle. Ich werde jedoch hiervon
an einem Orte der Pandecten (§. 1853.) umſtaͤndlicher
handeln. Hier bemerke ich nur noch zum Beſchluß, daß

durch
4) Can. 3. Cauſ. III. Qu. 1. et Cap. 18. X. de reſtitut ſpolia-
tor.
Beyde Texte beweiſen nichts. Denn was zufoͤrderſt den
can. 3. anbetrift, ſo iſt derſelbe erſtlich untergeſchoben, und
aus Pſevdo-Iſidor entlehnt, S. David. blondellus in
Pſeudo-Iſidoro pag.
570.; er enthaͤlt zweytens eine unrichti-
ge Leſeart, denn gerade die Worte violentia maiorum, worauf
man ſich ſteift, ſind verdorben. S. eckhardi Hermenevt.
iuris Lib. I. cap. VIII.
§. 317. Die beſten Codices vom Gra-
tians Decret
leſen violentia malorum, wie der ſel. Canz-
ler boehmer ad b. canon. bemerkt hat; und drittens iſt darinn
ſchlechterdings keine Abaͤnderung des roͤm. Rechts wahrzu-
nehmen, wie boehmer ad b. can. beſonders aber Caſp. zieg-
ler
in Commentar. ad Can. Redintegranda 3. Cauſ. 3. quaeſt. 1.

welcher nicht nur Deſſelben Praelectionib. Public. in De-
cretales
(Dresdae 1699 4.) pag.
167 — 201. einverleibt wor-
den, ſondern auch in des Hrn. Prof. Woltaͤrs Obſervat.
iuris civ. et Brandenb. Faſcic. II. Obſerv.
35. mit vielen vor-
treflichen Bemerkungen befindlich iſt, ſehr ausfuͤhrlich gezeigt
haben. Das andere cap. 18. aus den Decretalen hinge-
gen geſtattet ausdruͤcklich die Spolienklage nur gegen einen
ſolchen Beſitzer, der wenigſtens Wiſſenſchaft von dem Spo-
lium gehabt hat, als er die Sache an ſich brachte; weil die-
ſer, da ihm das Spolium nicht unbekannt war, noch in der
Folge durch die Erwerbung der ſpoliirten Sache Antheil da-
ran genommen hat. Dieß laͤßt ſich aber auf einen dritten
bonae fidei Poſſeſſor nicht ausdehnen. Vid. cramer Diſſ. de re-
ſtitutione ſpoliati adverſus tertium b. f. poſſeſſorem Tom. III.
Opuſc.
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[555/0569] De diviſione rerum et qualitate. auch keine Realklage giebt. Ob aber nicht nach kano- niſchen Rechten ein anders zu behaupten ſey? iſt eben- falls ſtreitig. Ich meines Theils kann mich davon nicht uͤberzeugen. Denn aus den Texten, die man insgemein fuͤr dieſe Meinung anzufuͤhren pflegt 4), erhellet nicht, daß dem Spoliirten wider jeden dritten Beſitzer das Re- medium ſpolii zuſtehen ſolle. Ich werde jedoch hiervon an einem Orte der Pandecten (§. 1853.) umſtaͤndlicher handeln. Hier bemerke ich nur noch zum Beſchluß, daß durch 4) Can. 3. Cauſ. III. Qu. 1. et Cap. 18. X. de reſtitut ſpolia- tor. Beyde Texte beweiſen nichts. Denn was zufoͤrderſt den can. 3. anbetrift, ſo iſt derſelbe erſtlich untergeſchoben, und aus Pſevdo-Iſidor entlehnt, S. David. blondellus in Pſeudo-Iſidoro pag. 570.; er enthaͤlt zweytens eine unrichti- ge Leſeart, denn gerade die Worte violentia maiorum, worauf man ſich ſteift, ſind verdorben. S. eckhardi Hermenevt. iuris Lib. I. cap. VIII. §. 317. Die beſten Codices vom Gra- tians Decret leſen violentia malorum, wie der ſel. Canz- ler boehmer ad b. canon. bemerkt hat; und drittens iſt darinn ſchlechterdings keine Abaͤnderung des roͤm. Rechts wahrzu- nehmen, wie boehmer ad b. can. beſonders aber Caſp. zieg- ler in Commentar. ad Can. Redintegranda 3. Cauſ. 3. quaeſt. 1. welcher nicht nur Deſſelben Praelectionib. Public. in De- cretales (Dresdae 1699 4.) pag. 167 — 201. einverleibt wor- den, ſondern auch in des Hrn. Prof. Woltaͤrs Obſervat. iuris civ. et Brandenb. Faſcic. II. Obſerv. 35. mit vielen vor- treflichen Bemerkungen befindlich iſt, ſehr ausfuͤhrlich gezeigt haben. Das andere cap. 18. aus den Decretalen hinge- gen geſtattet ausdruͤcklich die Spolienklage nur gegen einen ſolchen Beſitzer, der wenigſtens Wiſſenſchaft von dem Spo- lium gehabt hat, als er die Sache an ſich brachte; weil die- ſer, da ihm das Spolium nicht unbekannt war, noch in der Folge durch die Erwerbung der ſpoliirten Sache Antheil da- ran genommen hat. Dieß laͤßt ſich aber auf einen dritten bonae fidei Poſſeſſor nicht ausdehnen. Vid. cramer Diſſ. de re- ſtitutione ſpoliati adverſus tertium b. f. poſſeſſorem Tom. III. Opuſc. N n 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/569>, abgerufen am 23.11.2024.