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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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allen ist wohl unstreitig die, wenn man unter den in iure alieno
positis personis
diejenigen Personen versteht, welchen in den Ge-
setzen der XII. Tafeln die Tutel deferirt wird, also die nächsten
Agnaten
. Diese Erklärung bestätigen nicht nur die Basiliken,
in welchen es Lib. XLVI. Tit. 2. heißt: plen ton apo t;0223;~ duo-
dekadeltou, i. e. exceptis his, quae deferuntur ex lege XII. Ta-
bularum;
sondern auch die nachfolgenden Worte der L. 7. Sed
legitimae tutelae ex duodecim tabulis intervertuntur.
Es ist auch
dem Römischen Sprachgebrauch gar nicht entgegen, unter dem
iure alieno das ius antiquum oder die Gesetze der XII. Tafeln zu
verstehen; da das Wort alienum in den besten Klassikern für
antiquum gefunden wird, wie balduinus in Iurisprud. Muciana
(Tom. III. Iurisprud. Rom. et Atticae p. 506. sq.
) aus cicero de
Orat. I.
43. und andern Stellen gezeigt hat. Es bedarf daher
auch nicht einmal der Emendation des Iac. gothofredus in Fon-
tib. quatuor iuris civ. p. 208. (Genevae 1653.) Ev. otto in
Praefat. ad Tom. III. Thes. iur. Rom. pag. 51. Ant. schulting
in Enarrat. part. primae Digest. Lib. IV. Tit. 5. §. 4. Ger. noodt
in Comment. ad Pand. Tit. de cap. minut. p.
95. und dompierre
de jonquieres in Specim. de Restitutionibus in integrum pag.
346.
welche statt in iure alieno vielmehr in iure antiquo lesen wollen,
obgleich nicht zu läugnen ist, daß unter dieser Benennung die
XII. Tafelgesetze öfters vorkommen. Man sehe auch Köchy ci-
vilistische Erörterungen 1. Samml. S. 90. ff.

S. 178. Z 7. ist statt der Worte: Capitis deminutio maxima
-- geräth: so zu lesen: Eine solche capitis deminutio maxima
kann zwar in Teutschland nicht mehr vorkommen, wodurch ein
freyer Mensch zum Sklaven würde. Wollte man indessen dar-
unter eine solche verstehen, wodurch ein Mensch seine persönliche
Freyheit verliert, so könnte man das gewissermaßen eine capitis
deminutionem maximam
im heutigen Sinn nennen, wenn Jemand
ein Leibeigner wird 95). So sehr indessen die heutige Leibeigen-
65)

schaft
65) leyser in Meditat. ad Pandect. Spec. LXII. med. 2. und
Höpfner im Comment. üb. d. Heinecc. Institutionen §. 192.

allen iſt wohl unſtreitig die, wenn man unter den in iure alieno
poſitis perſonis
diejenigen Perſonen verſteht, welchen in den Ge-
ſetzen der XII. Tafeln die Tutel deferirt wird, alſo die naͤchſten
Agnaten
. Dieſe Erklaͤrung beſtaͤtigen nicht nur die Baſiliken,
in welchen es Lib. XLVI. Tit. 2. heißt: πλήν τῶν ἀπὸ τ;0223;῀ δυω-
δεκαδέλτȣ, i. e. exceptis his, quae deferuntur ex lege XII. Ta-
bularum;
ſondern auch die nachfolgenden Worte der L. 7. Sed
legitimae tutelae ex duodecim tabulis intervertuntur.
Es iſt auch
dem Roͤmiſchen Sprachgebrauch gar nicht entgegen, unter dem
iure alieno das ius antiquum oder die Geſetze der XII. Tafeln zu
verſtehen; da das Wort alienum in den beſten Klaſſikern fuͤr
antiquum gefunden wird, wie balduinus in Iurisprud. Muciana
(Tom. III. Iurisprud. Rom. et Atticae p. 506. ſq.
) aus cicero de
Orat. I.
43. und andern Stellen gezeigt hat. Es bedarf daher
auch nicht einmal der Emendation des Iac. gothofredus in Fon-
tib. quatuor iuris civ. p. 208. (Genevae 1653.) Ev. otto in
Praefat. ad Tom. III. Theſ. iur. Rom. pag. 51. Ant. schulting
in Enarrat. part. primae Digeſt. Lib. IV. Tit. 5. §. 4. Ger. noodt
in Comment. ad Pand. Tit. de cap. minut. p.
95. und dompierre
de jonquieres in Specim. de Reſtitutionibus in integrum pag.
346.
welche ſtatt in iure alieno vielmehr in iure antiquo leſen wollen,
obgleich nicht zu laͤugnen iſt, daß unter dieſer Benennung die
XII. Tafelgeſetze oͤfters vorkommen. Man ſehe auch Koͤchy ci-
viliſtiſche Eroͤrterungen 1. Samml. S. 90. ff.

S. 178. Z 7. iſt ſtatt der Worte: Capitis deminutio maxima
— geraͤth: ſo zu leſen: Eine ſolche capitis deminutio maxima
kann zwar in Teutſchland nicht mehr vorkommen, wodurch ein
freyer Menſch zum Sklaven wuͤrde. Wollte man indeſſen dar-
unter eine ſolche verſtehen, wodurch ein Menſch ſeine perſoͤnliche
Freyheit verliert, ſo koͤnnte man das gewiſſermaßen eine capitis
deminutionem maximam
im heutigen Sinn nennen, wenn Jemand
ein Leibeigner wird 95). So ſehr indeſſen die heutige Leibeigen-
65)

ſchaft
65) leyser in Meditat. ad Pandect. Spec. LXII. med. 2. und
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[68/0074] allen iſt wohl unſtreitig die, wenn man unter den in iure alieno poſitis perſonis diejenigen Perſonen verſteht, welchen in den Ge- ſetzen der XII. Tafeln die Tutel deferirt wird, alſo die naͤchſten Agnaten. Dieſe Erklaͤrung beſtaͤtigen nicht nur die Baſiliken, in welchen es Lib. XLVI. Tit. 2. heißt: πλήν τῶν ἀπὸ τ;0223;῀ δυω- δεκαδέλτȣ, i. e. exceptis his, quae deferuntur ex lege XII. Ta- bularum; ſondern auch die nachfolgenden Worte der L. 7. Sed legitimae tutelae ex duodecim tabulis intervertuntur. Es iſt auch dem Roͤmiſchen Sprachgebrauch gar nicht entgegen, unter dem iure alieno das ius antiquum oder die Geſetze der XII. Tafeln zu verſtehen; da das Wort alienum in den beſten Klaſſikern fuͤr antiquum gefunden wird, wie balduinus in Iurisprud. Muciana (Tom. III. Iurisprud. Rom. et Atticae p. 506. ſq.) aus cicero de Orat. I. 43. und andern Stellen gezeigt hat. Es bedarf daher auch nicht einmal der Emendation des Iac. gothofredus in Fon- tib. quatuor iuris civ. p. 208. (Genevae 1653.) Ev. otto in Praefat. ad Tom. III. Theſ. iur. Rom. pag. 51. Ant. schulting in Enarrat. part. primae Digeſt. Lib. IV. Tit. 5. §. 4. Ger. noodt in Comment. ad Pand. Tit. de cap. minut. p. 95. und dompierre de jonquieres in Specim. de Reſtitutionibus in integrum pag. 346. welche ſtatt in iure alieno vielmehr in iure antiquo leſen wollen, obgleich nicht zu laͤugnen iſt, daß unter dieſer Benennung die XII. Tafelgeſetze oͤfters vorkommen. Man ſehe auch Koͤchy ci- viliſtiſche Eroͤrterungen 1. Samml. S. 90. ff. S. 178. Z 7. iſt ſtatt der Worte: Capitis deminutio maxima — geraͤth: ſo zu leſen: Eine ſolche capitis deminutio maxima kann zwar in Teutſchland nicht mehr vorkommen, wodurch ein freyer Menſch zum Sklaven wuͤrde. Wollte man indeſſen dar- unter eine ſolche verſtehen, wodurch ein Menſch ſeine perſoͤnliche Freyheit verliert, ſo koͤnnte man das gewiſſermaßen eine capitis deminutionem maximam im heutigen Sinn nennen, wenn Jemand ein Leibeigner wird 95). So ſehr indeſſen die heutige Leibeigen- ſchaft 65) 65) leyser in Meditat. ad Pandect. Spec. LXII. med. 2. und Hoͤpfner im Comment. uͤb. d. Heinecc. Inſtitutionen §. 192.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/74>, abgerufen am 28.11.2024.