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Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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So, was wißt Ihr davon! schrie der Weinbauer roth vor Zorn. Der Alte ließ sich jedoch nicht einschüchtern.

Andere Leute wissen freilich noch mehr davon, als ich, erwiderte er, indem er seinen Kasten wieder schulterte und sich zum Gehen anschickte. Fragt nur in Aressi, da weiß jedes Kind, daß der Henriot, nachdem sein Bruder gestorben ist, nur noch bestehen kann, weil er den Francois Vadou zum Knecht hat. Der Francois ist's, der die Wirthschaft commandirt und Alles zusammenhält. Der Henriot weiß das auch . . . paßt mal auf, ob er nicht dem Francois nachläuft, wie das Fohlen der Stute.

Mit diesen Worten ging der Caduchon davon, und den frommen Wunsch des Bardet, daß der Teufel alle boshaften alten Landstreicher holen möge, beantwortete er mit einem herzhaften: Ataou sio! (so sei es!)

Zum Glück bog in demselben Augenblick ein hübscher, von Schimmeln gezogener Korbwagen um die Ecke; Bardet erkannte Henriot's Geschirr und sagte sich zum Trost, daß bei einem Manne, der mit solcher Pracht durchs Leben kutschirt, auf richtige Gedanken sehr wenig ankommt.

So war denn nichts als Sonnenschein auf seinem breiten Gesicht, als der Wagen hielt. Selbst dem Francois Vadou, der heute als Kutscher fungirte, nickte er freundlich zu, obwohl er ihn eigentlich nicht leiden konnte und sprach, während er seinem Gast beim Absteigen be-

So, was wißt Ihr davon! schrie der Weinbauer roth vor Zorn. Der Alte ließ sich jedoch nicht einschüchtern.

Andere Leute wissen freilich noch mehr davon, als ich, erwiderte er, indem er seinen Kasten wieder schulterte und sich zum Gehen anschickte. Fragt nur in Aressi, da weiß jedes Kind, daß der Henriot, nachdem sein Bruder gestorben ist, nur noch bestehen kann, weil er den François Vadou zum Knecht hat. Der François ist's, der die Wirthschaft commandirt und Alles zusammenhält. Der Henriot weiß das auch . . . paßt mal auf, ob er nicht dem François nachläuft, wie das Fohlen der Stute.

Mit diesen Worten ging der Caduchon davon, und den frommen Wunsch des Bardet, daß der Teufel alle boshaften alten Landstreicher holen möge, beantwortete er mit einem herzhaften: Ataou sio! (so sei es!)

Zum Glück bog in demselben Augenblick ein hübscher, von Schimmeln gezogener Korbwagen um die Ecke; Bardet erkannte Henriot's Geschirr und sagte sich zum Trost, daß bei einem Manne, der mit solcher Pracht durchs Leben kutschirt, auf richtige Gedanken sehr wenig ankommt.

So war denn nichts als Sonnenschein auf seinem breiten Gesicht, als der Wagen hielt. Selbst dem François Vadou, der heute als Kutscher fungirte, nickte er freundlich zu, obwohl er ihn eigentlich nicht leiden konnte und sprach, während er seinem Gast beim Absteigen be-

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[0012] So, was wißt Ihr davon! schrie der Weinbauer roth vor Zorn. Der Alte ließ sich jedoch nicht einschüchtern. Andere Leute wissen freilich noch mehr davon, als ich, erwiderte er, indem er seinen Kasten wieder schulterte und sich zum Gehen anschickte. Fragt nur in Aressi, da weiß jedes Kind, daß der Henriot, nachdem sein Bruder gestorben ist, nur noch bestehen kann, weil er den François Vadou zum Knecht hat. Der François ist's, der die Wirthschaft commandirt und Alles zusammenhält. Der Henriot weiß das auch . . . paßt mal auf, ob er nicht dem François nachläuft, wie das Fohlen der Stute. Mit diesen Worten ging der Caduchon davon, und den frommen Wunsch des Bardet, daß der Teufel alle boshaften alten Landstreicher holen möge, beantwortete er mit einem herzhaften: Ataou sio! (so sei es!) Zum Glück bog in demselben Augenblick ein hübscher, von Schimmeln gezogener Korbwagen um die Ecke; Bardet erkannte Henriot's Geschirr und sagte sich zum Trost, daß bei einem Manne, der mit solcher Pracht durchs Leben kutschirt, auf richtige Gedanken sehr wenig ankommt. So war denn nichts als Sonnenschein auf seinem breiten Gesicht, als der Wagen hielt. Selbst dem François Vadou, der heute als Kutscher fungirte, nickte er freundlich zu, obwohl er ihn eigentlich nicht leiden konnte und sprach, während er seinem Gast beim Absteigen be-

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:29:37Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/12>, abgerufen am 27.04.2024.