Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.daß ich zu dem Antrage des Henriot Ja gesagt habe. Francois schlug die Arme über die Brust zusammen und lehnte sich an den Eingang der Laube. Claudine sah schweigend vor sich nieder. Nach einer Pause sagte Francois: Du wolltest mir erklären, wie es gekommen ist, daß du den Henriot heirathest? Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich gar nicht geheirathet, begann Claudine ohne aufzusehen; mit der kranken Mutter und der Wirthschaft habe ich ja vollauf zu thun . . . Sie brach wieder ab und strich die Schürzenbänder glatt; auch Francois blieb stumm. Nach einer Weile fuhr sie fort: Seit Lichtmeß ist mein Bruder Jacques wieder zu Haus. Der Vater giebt ihm einen Antheil an der Mühle, und er hat um die Cadette des Galouchet aus Nerac angehalten. Sie sind in Allem einig, nur verlangt die Mutter Galouchet, daß ich aus dem Hause gehe. Eine Schwägerin, die so lange das Regiment geführt, scheint ihr für ihre Tochter unbequem. Der Stiefvater, der mit mir zufrieden ist, hat nichts davon hören wollen; aber zu derselben Zeit ist der Oheim Bardet mit dem Antrage des Henriot gekommen, und da hat mich die Mutter mit Thränen gebeten, ich sollte dem Glücke des Jacques nicht im Wege stehen. Er ist ihr Herzblatt, daß ich zu dem Antrage des Henriot Ja gesagt habe. François schlug die Arme über die Brust zusammen und lehnte sich an den Eingang der Laube. Claudine sah schweigend vor sich nieder. Nach einer Pause sagte François: Du wolltest mir erklären, wie es gekommen ist, daß du den Henriot heirathest? Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich gar nicht geheirathet, begann Claudine ohne aufzusehen; mit der kranken Mutter und der Wirthschaft habe ich ja vollauf zu thun . . . Sie brach wieder ab und strich die Schürzenbänder glatt; auch François blieb stumm. Nach einer Weile fuhr sie fort: Seit Lichtmeß ist mein Bruder Jacques wieder zu Haus. Der Vater giebt ihm einen Antheil an der Mühle, und er hat um die Cadette des Galouchet aus Nérac angehalten. Sie sind in Allem einig, nur verlangt die Mutter Galouchet, daß ich aus dem Hause gehe. Eine Schwägerin, die so lange das Regiment geführt, scheint ihr für ihre Tochter unbequem. Der Stiefvater, der mit mir zufrieden ist, hat nichts davon hören wollen; aber zu derselben Zeit ist der Oheim Bardet mit dem Antrage des Henriot gekommen, und da hat mich die Mutter mit Thränen gebeten, ich sollte dem Glücke des Jacques nicht im Wege stehen. Er ist ihr Herzblatt, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0022"/> daß ich zu dem Antrage des Henriot Ja gesagt habe.</p><lb/> <p>François schlug die Arme über die Brust zusammen und lehnte sich an den Eingang der Laube. Claudine sah schweigend vor sich nieder. Nach einer Pause sagte François:</p><lb/> <p>Du wolltest mir erklären, wie es gekommen ist, daß du den Henriot heirathest?</p><lb/> <p>Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich gar nicht geheirathet, begann Claudine ohne aufzusehen; mit der kranken Mutter und der Wirthschaft habe ich ja vollauf zu thun . . .</p><lb/> <p>Sie brach wieder ab und strich die Schürzenbänder glatt; auch François blieb stumm. Nach einer Weile fuhr sie fort:</p><lb/> <p>Seit Lichtmeß ist mein Bruder Jacques wieder zu Haus. Der Vater giebt ihm einen Antheil an der Mühle, und er hat um die Cadette des Galouchet aus Nérac angehalten. Sie sind in Allem einig, nur verlangt die Mutter Galouchet, daß ich aus dem Hause gehe. Eine Schwägerin, die so lange das Regiment geführt, scheint ihr für ihre Tochter unbequem. Der Stiefvater, der mit mir zufrieden ist, hat nichts davon hören wollen; aber zu derselben Zeit ist der Oheim Bardet mit dem Antrage des Henriot gekommen, und da hat mich die Mutter mit Thränen gebeten, ich sollte dem Glücke des Jacques nicht im Wege stehen. Er ist ihr Herzblatt,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0022]
daß ich zu dem Antrage des Henriot Ja gesagt habe.
François schlug die Arme über die Brust zusammen und lehnte sich an den Eingang der Laube. Claudine sah schweigend vor sich nieder. Nach einer Pause sagte François:
Du wolltest mir erklären, wie es gekommen ist, daß du den Henriot heirathest?
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich gar nicht geheirathet, begann Claudine ohne aufzusehen; mit der kranken Mutter und der Wirthschaft habe ich ja vollauf zu thun . . .
Sie brach wieder ab und strich die Schürzenbänder glatt; auch François blieb stumm. Nach einer Weile fuhr sie fort:
Seit Lichtmeß ist mein Bruder Jacques wieder zu Haus. Der Vater giebt ihm einen Antheil an der Mühle, und er hat um die Cadette des Galouchet aus Nérac angehalten. Sie sind in Allem einig, nur verlangt die Mutter Galouchet, daß ich aus dem Hause gehe. Eine Schwägerin, die so lange das Regiment geführt, scheint ihr für ihre Tochter unbequem. Der Stiefvater, der mit mir zufrieden ist, hat nichts davon hören wollen; aber zu derselben Zeit ist der Oheim Bardet mit dem Antrage des Henriot gekommen, und da hat mich die Mutter mit Thränen gebeten, ich sollte dem Glücke des Jacques nicht im Wege stehen. Er ist ihr Herzblatt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T15:29:37Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T15:29:37Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |