Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.worden, die schon früher in unschuldigern Dingen Darum wurde vor dem verwunderten Europa die worden, die ſchon früher in unſchuldigern Dingen Darum wurde vor dem verwunderten Europa die <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0124" n="116"/> worden, die ſchon früher in unſchuldigern Dingen<lb/> manchen lächerlichen Auftritt hervorgebracht. Die Re¬<lb/> gierung ſeit lange ſchon beunruhigt durch jene Viſio¬<lb/> näre, auf die ſie ſeit der Wartburger Geſchichte we¬<lb/> niger geachtet hatte, aber jetzt wie es ſcheint, außer<lb/> Faſſung gebracht durch die Vorgänge der jüngſten<lb/> Tage, hatte, um ſich Licht zu verſchaffen in dieſen<lb/> Dingen, eine Art von Heilsausſchuß mit unbeſchränk¬<lb/> ter Vollmacht zu jeder Inquiſition niedergeſetzt. Die¬<lb/> ſer, ſtatt auf analytiſchem Wege mit ruhigem Gelaſſe<lb/> die offenliegenden Thatſachen, wofern es ſich möglich<lb/> zeigte, unter ſich und mit andern Geheimen durch ein<lb/> geſchickt geknüpftes Gewebe von Beweiſen zu verbin¬<lb/> den, und durch allmählige Induction von Wirkung<lb/> zur Urſache und durch alle hindurch zur Erſten, wenn<lb/> eine Solche vorhanden iſt, aufzuſteigen; zog in genialer<lb/> Art den Synthetiſchen ſolcher Mühſeligkeit vor, in¬<lb/> dem ſie das Geſuchte gleich von vorne hinein als eine<lb/> unläugbare Thatſache, ein Dogma, oder wenigſtens<lb/> ein Poſtulat der reinen Vernunft ſich ſelbſt und der<lb/> Welt hinſetzte, und dann in einem <hi rendition="#aq">salto mortale</hi> von<lb/> ihm herab ſuchend und inquirirend in die Wirklich¬<lb/> keit ſich ſtürzte.</p><lb/> <p>Darum wurde vor dem verwunderten Europa die<lb/> Exiſtenz einer großen weitumgreifenden Verſchwörung<lb/> auf Hochverrath, aller Orten ein des Todes würdi¬<lb/> ges Verbrechen, als das Centrum aller Bewegungen<lb/> der Zeit proclamirt, die peripheriſch in jene zwey of¬<lb/> fenkundigen Todſchläge ausgegangen; um aber jene<lb/> Mitte mit dieſem Umfang nun durch die Brücke ſchrift¬<lb/> licher Beweiſe in Verbindung zu ſetzen, wurden jene<lb/></p> </body> </text> </TEI> [116/0124]
worden, die ſchon früher in unſchuldigern Dingen
manchen lächerlichen Auftritt hervorgebracht. Die Re¬
gierung ſeit lange ſchon beunruhigt durch jene Viſio¬
näre, auf die ſie ſeit der Wartburger Geſchichte we¬
niger geachtet hatte, aber jetzt wie es ſcheint, außer
Faſſung gebracht durch die Vorgänge der jüngſten
Tage, hatte, um ſich Licht zu verſchaffen in dieſen
Dingen, eine Art von Heilsausſchuß mit unbeſchränk¬
ter Vollmacht zu jeder Inquiſition niedergeſetzt. Die¬
ſer, ſtatt auf analytiſchem Wege mit ruhigem Gelaſſe
die offenliegenden Thatſachen, wofern es ſich möglich
zeigte, unter ſich und mit andern Geheimen durch ein
geſchickt geknüpftes Gewebe von Beweiſen zu verbin¬
den, und durch allmählige Induction von Wirkung
zur Urſache und durch alle hindurch zur Erſten, wenn
eine Solche vorhanden iſt, aufzuſteigen; zog in genialer
Art den Synthetiſchen ſolcher Mühſeligkeit vor, in¬
dem ſie das Geſuchte gleich von vorne hinein als eine
unläugbare Thatſache, ein Dogma, oder wenigſtens
ein Poſtulat der reinen Vernunft ſich ſelbſt und der
Welt hinſetzte, und dann in einem salto mortale von
ihm herab ſuchend und inquirirend in die Wirklich¬
keit ſich ſtürzte.
Darum wurde vor dem verwunderten Europa die
Exiſtenz einer großen weitumgreifenden Verſchwörung
auf Hochverrath, aller Orten ein des Todes würdi¬
ges Verbrechen, als das Centrum aller Bewegungen
der Zeit proclamirt, die peripheriſch in jene zwey of¬
fenkundigen Todſchläge ausgegangen; um aber jene
Mitte mit dieſem Umfang nun durch die Brücke ſchrift¬
licher Beweiſe in Verbindung zu ſetzen, wurden jene
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