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Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.

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fechten; sie werden eben collectiv insgesammt die
zweyte Kammer constituiren, und ist es erst zu einem
einverstandnen Wirken gekommen, dann wird von selbst
die Nothwendigkeit sich aufdrängen, dem Rumpfpar¬
lament, durch die Stärkung der collectiven vollziehen¬
den Macht, in ihrer Conzentration ein Haupt zu
geben. Das ist der Naturgang der Dinge, der Vor¬
schritt der Geschichte, den keine menschliche ohnmäch¬
tige Willkühr irren, und kein Congreß aufhalten wird.
Die Nation dringt auf die Einheit, und dies Drin¬
gen ist wie Baumes Wachsen und Windes Wehen,
kein Bemühen mag es in seinem Fortgang hemmen.
Was die Mächtigen solchem Werke Förderliches unter
sich beschließen, wird direct als Förderungsmittel
aufgenommen; was sie hemmend ihm entgegensetzen,
muß indirect als Widerstand zum Ziele führen, indem
es die entgegengesetzte günstige Kraft bewaffnet.

Von diplomatischer Kunst, die alles ihrer Na¬
tur nach auf sich beruhen läßt, ist also in keine Weise
ein Heil für Teutschland zu erwarten, und Hoffnung
und Furcht werden in dieser Hinsicht gleich eitel sich
erweisen. Ein Blitz des Himmels hat in die teutsche
Eiche hineingeschlagen; ihre Krone ist zum dürren
Geniste worden, nur die Wurzel in der Erde, und
der Stamm in seinem Marke grünt stark und kräftig
fort, und muß neue Triebe auswerfen in die Höhe.
Die Naturkraft, die einst jenes Gewächs in die Lüfte
hinaufgetrieben, in dessen Zweigen die Vögel der Erde
sich gesammelt, nachdem sie zum Ziele des Wurfs und
zum Scheitelpunkte ihrer Curve gelangt, ist erst gestaut
dann in sich zurück sinkend, in der Remission gegen ihre

fechten; ſie werden eben collectiv insgeſammt die
zweyte Kammer conſtituiren, und iſt es erſt zu einem
einverſtandnen Wirken gekommen, dann wird von ſelbſt
die Nothwendigkeit ſich aufdrängen, dem Rumpfpar¬
lament, durch die Stärkung der collectiven vollziehen¬
den Macht, in ihrer Conzentration ein Haupt zu
geben. Das iſt der Naturgang der Dinge, der Vor¬
ſchritt der Geſchichte, den keine menſchliche ohnmäch¬
tige Willkühr irren, und kein Congreß aufhalten wird.
Die Nation dringt auf die Einheit, und dies Drin¬
gen iſt wie Baumes Wachſen und Windes Wehen,
kein Bemühen mag es in ſeinem Fortgang hemmen.
Was die Mächtigen ſolchem Werke Förderliches unter
ſich beſchließen, wird direct als Förderungsmittel
aufgenommen; was ſie hemmend ihm entgegenſetzen,
muß indirect als Widerſtand zum Ziele führen, indem
es die entgegengeſetzte günſtige Kraft bewaffnet.

Von diplomatiſcher Kunſt, die alles ihrer Na¬
tur nach auf ſich beruhen läßt, iſt alſo in keine Weiſe
ein Heil für Teutſchland zu erwarten, und Hoffnung
und Furcht werden in dieſer Hinſicht gleich eitel ſich
erweiſen. Ein Blitz des Himmels hat in die teutſche
Eiche hineingeſchlagen; ihre Krone iſt zum dürren
Geniſte worden, nur die Wurzel in der Erde, und
der Stamm in ſeinem Marke grünt ſtark und kräftig
fort, und muß neue Triebe auswerfen in die Höhe.
Die Naturkraft, die einſt jenes Gewächs in die Lüfte
hinaufgetrieben, in deſſen Zweigen die Vögel der Erde
ſich geſammelt, nachdem ſie zum Ziele des Wurfs und
zum Scheitelpunkte ihrer Curve gelangt, iſt erſt geſtaut
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[124/0132] fechten; ſie werden eben collectiv insgeſammt die zweyte Kammer conſtituiren, und iſt es erſt zu einem einverſtandnen Wirken gekommen, dann wird von ſelbſt die Nothwendigkeit ſich aufdrängen, dem Rumpfpar¬ lament, durch die Stärkung der collectiven vollziehen¬ den Macht, in ihrer Conzentration ein Haupt zu geben. Das iſt der Naturgang der Dinge, der Vor¬ ſchritt der Geſchichte, den keine menſchliche ohnmäch¬ tige Willkühr irren, und kein Congreß aufhalten wird. Die Nation dringt auf die Einheit, und dies Drin¬ gen iſt wie Baumes Wachſen und Windes Wehen, kein Bemühen mag es in ſeinem Fortgang hemmen. Was die Mächtigen ſolchem Werke Förderliches unter ſich beſchließen, wird direct als Förderungsmittel aufgenommen; was ſie hemmend ihm entgegenſetzen, muß indirect als Widerſtand zum Ziele führen, indem es die entgegengeſetzte günſtige Kraft bewaffnet. Von diplomatiſcher Kunſt, die alles ihrer Na¬ tur nach auf ſich beruhen läßt, iſt alſo in keine Weiſe ein Heil für Teutſchland zu erwarten, und Hoffnung und Furcht werden in dieſer Hinſicht gleich eitel ſich erweiſen. Ein Blitz des Himmels hat in die teutſche Eiche hineingeſchlagen; ihre Krone iſt zum dürren Geniſte worden, nur die Wurzel in der Erde, und der Stamm in ſeinem Marke grünt ſtark und kräftig fort, und muß neue Triebe auswerfen in die Höhe. Die Naturkraft, die einſt jenes Gewächs in die Lüfte hinaufgetrieben, in deſſen Zweigen die Vögel der Erde ſich geſammelt, nachdem ſie zum Ziele des Wurfs und zum Scheitelpunkte ihrer Curve gelangt, iſt erſt geſtaut dann in ſich zurück ſinkend, in der Remiſſion gegen ihre

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Zitationshilfe: Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/132>, abgerufen am 21.11.2024.