Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Kärglichkeit der Natur geschlagen, jene halbkünstliche Kärglichkeit der Natur geſchlagen, jene halbkünſtliche <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0029" n="21"/> Kärglichkeit der Natur geſchlagen, jene halbkünſtliche<lb/> Hungersnoth entſtand. Als damals der Bundestag<lb/> kein Mittel der Abhülfe vermochte; als er ſpäter nicht<lb/> einmal ein halbwegs ernſtliches Angelöbniß zu Stande<lb/> brachte, daß ſolch Uebel in Zukunft nicht mehr wie¬<lb/> derkehren dürfte: da ſah die Nation mit Schrecken,<lb/> was bey einer ſolchen Ordnung der Dinge ihr bevor¬<lb/> ſtehe, wenn zu dieſen Antrieben des grauſamſten<lb/> Egoisms ſich nun noch die Furcht vor äußerer Ge¬<lb/> walt geſelle, die etwa Gebiethstheile bedroht oder in<lb/> Beſitz genommen; wenn lockende Verführung den Ei¬<lb/> gennutz beſticht, oder eine verſchmitzte Diplomatik den<lb/> Samen der Zwietracht ſäet, und große Preiſe auf den<lb/> Verrath am Vaterlande ſetzt. Von dieſer Zeit an war<lb/> über eine ſolche Verfaſſung gänzlich der Stab gebro¬<lb/> chen, und Teutſchland hielt nun völlig auch um die<lb/> zweyte große aber billige Hoffnung ſich betrogen. Was<lb/> ſpäter gefolgt, wie jeder Verſuch zu einer wirkſamen<lb/> Thätigkeit in ſich ſelbſt zerronnen; wie die ſchreyend¬<lb/> ſten Anſprüche unerledigt verhallen mußten; wie die<lb/> wichtigſten, dringendſten und folgenreichſten Verhand¬<lb/> lungen in leeren Formen, endloſen Friſten und klei¬<lb/> nen Machinationen des Eigennutzes und Eigenſinnes<lb/> aufgegangen; was über Preßfreyheit, Nachdruck, das<lb/> Verfaſſungsweſen, die Competenzbeſtimmung, den Schutz<lb/> der teutſchen Schiffahrt, den Elsflether Zoll dort ge¬<lb/> ſchehen; was bey der Rheinſchiffartscommiſſion, wie¬<lb/> der ein Bund im Kleinen, vorgegangen; wie endlich<lb/> die Mauthen zur Wiederbelebung des teutſchen Han¬<lb/> dels, wie die Drachen am Bilde Laokoons, die Mut¬<lb/> ter mit den Kindern allmählig umziehen, und Eines<lb/></p> </body> </text> </TEI> [21/0029]
Kärglichkeit der Natur geſchlagen, jene halbkünſtliche
Hungersnoth entſtand. Als damals der Bundestag
kein Mittel der Abhülfe vermochte; als er ſpäter nicht
einmal ein halbwegs ernſtliches Angelöbniß zu Stande
brachte, daß ſolch Uebel in Zukunft nicht mehr wie¬
derkehren dürfte: da ſah die Nation mit Schrecken,
was bey einer ſolchen Ordnung der Dinge ihr bevor¬
ſtehe, wenn zu dieſen Antrieben des grauſamſten
Egoisms ſich nun noch die Furcht vor äußerer Ge¬
walt geſelle, die etwa Gebiethstheile bedroht oder in
Beſitz genommen; wenn lockende Verführung den Ei¬
gennutz beſticht, oder eine verſchmitzte Diplomatik den
Samen der Zwietracht ſäet, und große Preiſe auf den
Verrath am Vaterlande ſetzt. Von dieſer Zeit an war
über eine ſolche Verfaſſung gänzlich der Stab gebro¬
chen, und Teutſchland hielt nun völlig auch um die
zweyte große aber billige Hoffnung ſich betrogen. Was
ſpäter gefolgt, wie jeder Verſuch zu einer wirkſamen
Thätigkeit in ſich ſelbſt zerronnen; wie die ſchreyend¬
ſten Anſprüche unerledigt verhallen mußten; wie die
wichtigſten, dringendſten und folgenreichſten Verhand¬
lungen in leeren Formen, endloſen Friſten und klei¬
nen Machinationen des Eigennutzes und Eigenſinnes
aufgegangen; was über Preßfreyheit, Nachdruck, das
Verfaſſungsweſen, die Competenzbeſtimmung, den Schutz
der teutſchen Schiffahrt, den Elsflether Zoll dort ge¬
ſchehen; was bey der Rheinſchiffartscommiſſion, wie¬
der ein Bund im Kleinen, vorgegangen; wie endlich
die Mauthen zur Wiederbelebung des teutſchen Han¬
dels, wie die Drachen am Bilde Laokoons, die Mut¬
ter mit den Kindern allmählig umziehen, und Eines
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