Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.mancherley Phantasmen von Gefahren und fliegenden Bald nach dem zweyten Frieden von Paris, wurde 3
mancherley Phantasmen von Gefahren und fliegenden Bald nach dem zweyten Frieden von Paris, wurde 3
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0041" n="33"/> mancherley Phantasmen von Gefahren und fliegenden<lb/> Schatten geängſtigt werden, wodurch ihr Gemüth er¬<lb/> trübt. Daher kommt es denn auch, daß wie die Schrift<lb/> ſagt, das Herz eines Königs unergründlich iſt, weil<lb/> die Vielheit des Verdachtes und die Abweſenheit eines<lb/> herrſchenden Affektes, der den Uebrigen gebietet, jedes<lb/> Gemüth ſchwierig zu deuten macht.“ Auf ſolchen<lb/> Grund werden immer bey den Höfen ähnliche Anſchläge<lb/> ausgeführt.</p><lb/> <p>Bald nach dem zweyten Frieden von Paris, wurde<lb/> dem König von einem angeſehenen Beamten eine 21<lb/> Bogen im Manuſcripte ſtarke Schrift unter dem Titel:<lb/> was haben wir von geheimen politiſchen Verbindungen<lb/> in Teutſchland zu fürchten oder zu hoffen? übergeben.<lb/> Hierin wurde der Tugendbund in allen ſeinen gefähr¬<lb/> lichen Beziehungen ausgelegt; es wurde darauf hinge¬<lb/> deutet, wie ſo manche der wichtigſten Männer des<lb/> Staates in ihn direct oder indirect verwickelt ſeyen,<lb/> und wie was zur Rettung der Monarchie ohnehin bey¬<lb/> nahe gar nichts beygetragen, jetzt ſeine Ruhe und<lb/> Exiſtenz durch die gefährlichſten Umtriebe bedrohe. Wäh¬<lb/> rend des Krieges habe der Bund eine Menge gefähr¬<lb/> licher Ideen in Umlauf zu ſetzen gewußt; durch man¬<lb/> cherley Einräumungen, die das Unglück der Regierung<lb/> abgedrungen, habe ein Geiſt der Kühnheit das Haupt<lb/> erhoben, und Anſichten ſeyen ins Volk gekommen, die<lb/> ihm von jeher fremd geweſen. Preußen ſey, weil<lb/> nothwendig ein Kriegsſtaat, auch weſentlich monarchiſch,<lb/> und was durch Einmiſchung ſogenannten liberaler<lb/> Ideen die Reinheit der Monarchie zu trüben unter¬<lb/> nehme, gefährde weſentlich den Beſtand und das Heil<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [33/0041]
mancherley Phantasmen von Gefahren und fliegenden
Schatten geängſtigt werden, wodurch ihr Gemüth er¬
trübt. Daher kommt es denn auch, daß wie die Schrift
ſagt, das Herz eines Königs unergründlich iſt, weil
die Vielheit des Verdachtes und die Abweſenheit eines
herrſchenden Affektes, der den Uebrigen gebietet, jedes
Gemüth ſchwierig zu deuten macht.“ Auf ſolchen
Grund werden immer bey den Höfen ähnliche Anſchläge
ausgeführt.
Bald nach dem zweyten Frieden von Paris, wurde
dem König von einem angeſehenen Beamten eine 21
Bogen im Manuſcripte ſtarke Schrift unter dem Titel:
was haben wir von geheimen politiſchen Verbindungen
in Teutſchland zu fürchten oder zu hoffen? übergeben.
Hierin wurde der Tugendbund in allen ſeinen gefähr¬
lichen Beziehungen ausgelegt; es wurde darauf hinge¬
deutet, wie ſo manche der wichtigſten Männer des
Staates in ihn direct oder indirect verwickelt ſeyen,
und wie was zur Rettung der Monarchie ohnehin bey¬
nahe gar nichts beygetragen, jetzt ſeine Ruhe und
Exiſtenz durch die gefährlichſten Umtriebe bedrohe. Wäh¬
rend des Krieges habe der Bund eine Menge gefähr¬
licher Ideen in Umlauf zu ſetzen gewußt; durch man¬
cherley Einräumungen, die das Unglück der Regierung
abgedrungen, habe ein Geiſt der Kühnheit das Haupt
erhoben, und Anſichten ſeyen ins Volk gekommen, die
ihm von jeher fremd geweſen. Preußen ſey, weil
nothwendig ein Kriegsſtaat, auch weſentlich monarchiſch,
und was durch Einmiſchung ſogenannten liberaler
Ideen die Reinheit der Monarchie zu trüben unter¬
nehme, gefährde weſentlich den Beſtand und das Heil
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