Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Der König, dessen Rechtsgefühl man geschickt gegen nichtswürdigen Lügner zu erklären, nicht um dessen willen, was er von mir gesagt, weil ich meine Ehre nicht von einer so leichtfertigen vornehmen Kabinetsklatscherey abhän¬ gig glaube; sondern um jener unbescholtenen Frau wegen, deren Name ich der Sache wegen habe nennen müssen, und der die Meinung der Stadt Coblenz, unter deren Auge sie aufgewachsen, an ihrem Verläumder die beßte Genugthuung geben wird. 3 *
Der König, deſſen Rechtsgefühl man geſchickt gegen nichtswürdigen Lügner zu erklären, nicht um deſſen willen, was er von mir geſagt, weil ich meine Ehre nicht von einer ſo leichtfertigen vornehmen Kabinetsklatſcherey abhän¬ gig glaube; ſondern um jener unbeſcholtenen Frau wegen, deren Name ich der Sache wegen habe nennen müſſen, und der die Meinung der Stadt Coblenz, unter deren Auge ſie aufgewachſen, an ihrem Verläumder die beßte Genugthuung geben wird. 3 *
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Der König, deſſen Rechtsgefühl man geſchickt gegen
Menſchen und Geſinnungen empört, erſchrack vor dem
Abgrund, den man ihm zu ſeinen Füßen geöffnet zeigte,
und die Parthey proclamirte ihre Anſicht, ſo weit ſie
dem Publikum mittheilbar war, durch jene bekannte
Schrift von Schmalz. Die Art, wie dieſe in Preußen
und ganz Teutſchland aufgenommen wurde, konnte die
Anſtifter gleich beym erſten Verſuch belehren, welche
Stunde ausgeſchlagen; eine allgemeine und ungetheilte
Entrüſtung brachte ſogleich die Meinung unter Waf¬
fen; nie hatte ſich die entſchiedne Ueberlegenheit der
Wahrheit, der Kraft und des Talentes über heim¬
tückiſche, feige Bosheit glänzender bewährt; nie war
eine Niederlage vollſtändiger und demüthigender aus¬
gefallen; und die Parthey geſchlagen in allen Waffen¬
arten, betreten über den unerwarteten Widerſtand,
ohnehin nicht ſehr reichlich mit Muth geſegnet, flüch¬
tete ſich, in der Unmöglichkeit, die Bewegung, die ſie
ſo unvorſichtig und frevelhaft hervorgebracht, anders
als durch einen Machtſtreich zu ſtillen, hinter den
Thron, und der König gebot nicht mehr zu reden von
dieſer Sache: eine Verfügung gleich unwürdig der
Majeſtät, die nie Parthey nehmen ſoll; wie der Na¬
tion, der die freye Rede über öffentliche Angelegenhei¬
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nichtswürdigen Lügner zu erklären, nicht um deſſen willen,
was er von mir geſagt, weil ich meine Ehre nicht von
einer ſo leichtfertigen vornehmen Kabinetsklatſcherey abhän¬
gig glaube; ſondern um jener unbeſcholtenen Frau wegen,
deren Name ich der Sache wegen habe nennen müſſen, und
der die Meinung der Stadt Coblenz, unter deren Auge ſie
aufgewachſen, an ihrem Verläumder die beßte Genugthuung
geben wird.
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