Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.gegangen, endlich auszulösen; gerade wie die Refor¬ Damals hatten die Höfe des Nordens, erst selbst ergrif¬ des
gegangen, endlich auszulöſen; gerade wie die Refor¬ Damals hatten die Höfe des Nordens, erſt ſelbſt ergrif¬ des
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0056" n="48"/> gegangen, endlich auszulöſen; gerade wie die Refor¬<lb/> mation in gleicher Weiſe zu Recht geſeſſen, um den<lb/> Verfall der alten Zucht in und außer der Kirche, die<lb/> Erſtarrung des höheren geiſtigen Lebens, die Heuche¬<lb/> ley und Selbſtſucht und die Verſtockung und Verdum¬<lb/> mung in entleerten Formeln zu züchtigen.</p><lb/> <p>Damals hatten die Höfe des Nordens, erſt ſelbſt ergrif¬<lb/> fen dann ergreifend, jener Volksbewegung ſich bald<lb/> zu bemeiſtern gewußt; und wie nun der Teufel, aus<lb/> der Bejahung vertrieben, höhniſch in die Verneinung<lb/> ſich geflüchtet, hatte, was mit einer Reinigung der<lb/> Kirche angefangen, mit einer ſchändlichen Plünde¬<lb/> rung im ganzen proteſtantiſchen Europa aufgehört,<lb/> und die große Idee des Kirchenſtaates, erſt innerlich<lb/> durch ſelbſtſüchtige Herrſchſucht ausgehöhlt, in üppi¬<lb/> ger Trägheit aufgelöſt, war nun im Aufſtande durch<lb/> die gleiche Selbſtſucht der Reaction zertrümmert wor¬<lb/> den, und des Pabſtes dreyfache Krone getheilt unter<lb/> die Fürſten als geiſtliche Souveräne, oder auch ander¬<lb/> wärts der geiſtlichen Ariſtocratie und ſelbſt der Ge¬<lb/> meinde zu Theil gefallen. Gerade ſo war es auch jetzt er¬<lb/> gangen, daß, indem die Höfe des Weſtens mit der<lb/> Revolution in ihrer Kehrſeite, dem unbeſchränkteſten<lb/> Despotism, in Bund getreten, die Plünderung der<lb/> andern Hälfte der Kirche, die noch der Reformation<lb/> entgangen, die Unterdrückung und Verſchlingung al¬<lb/> ler ſchwächern Reichsgenoſſen, die Aufhebung und<lb/> Vernichtung aller alten Rechte, Sitten und Erinne¬<lb/> rungen des Volkes, der Untergang der gemeinen Frey¬<lb/> heit, und die völlige Zertrümmerung der andern Idee<lb/> <fw place="bottom" type="catch">des<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [48/0056]
gegangen, endlich auszulöſen; gerade wie die Refor¬
mation in gleicher Weiſe zu Recht geſeſſen, um den
Verfall der alten Zucht in und außer der Kirche, die
Erſtarrung des höheren geiſtigen Lebens, die Heuche¬
ley und Selbſtſucht und die Verſtockung und Verdum¬
mung in entleerten Formeln zu züchtigen.
Damals hatten die Höfe des Nordens, erſt ſelbſt ergrif¬
fen dann ergreifend, jener Volksbewegung ſich bald
zu bemeiſtern gewußt; und wie nun der Teufel, aus
der Bejahung vertrieben, höhniſch in die Verneinung
ſich geflüchtet, hatte, was mit einer Reinigung der
Kirche angefangen, mit einer ſchändlichen Plünde¬
rung im ganzen proteſtantiſchen Europa aufgehört,
und die große Idee des Kirchenſtaates, erſt innerlich
durch ſelbſtſüchtige Herrſchſucht ausgehöhlt, in üppi¬
ger Trägheit aufgelöſt, war nun im Aufſtande durch
die gleiche Selbſtſucht der Reaction zertrümmert wor¬
den, und des Pabſtes dreyfache Krone getheilt unter
die Fürſten als geiſtliche Souveräne, oder auch ander¬
wärts der geiſtlichen Ariſtocratie und ſelbſt der Ge¬
meinde zu Theil gefallen. Gerade ſo war es auch jetzt er¬
gangen, daß, indem die Höfe des Weſtens mit der
Revolution in ihrer Kehrſeite, dem unbeſchränkteſten
Despotism, in Bund getreten, die Plünderung der
andern Hälfte der Kirche, die noch der Reformation
entgangen, die Unterdrückung und Verſchlingung al¬
ler ſchwächern Reichsgenoſſen, die Aufhebung und
Vernichtung aller alten Rechte, Sitten und Erinne¬
rungen des Volkes, der Untergang der gemeinen Frey¬
heit, und die völlige Zertrümmerung der andern Idee
des
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