Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Schule gleichfalls sich in die Arme geworfen; aber mit Wenn so harmonisch zusammenwirkende, versönliche, 5
Schule gleichfalls ſich in die Arme geworfen; aber mit Wenn ſo harmoniſch zuſammenwirkende, verſönliche, 5
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0073" n="65"/> Schule gleichfalls ſich in die Arme geworfen; aber mit<lb/> dem augenblicklichen Triumph war es hier nur auf<lb/> eine gänzliche Niederlage abgeſehen. Um ſo ſeichtes<lb/> Beginnen zu ſtrafen, griff die Nemeſis nicht nach Dolch<lb/> und Gift; ein kleiner Rechnungsfehler, der wie die<lb/> Schlange unter Blumen, ſo unter Ziffern ſich verſteckt,<lb/> war hinreichend ſo großem Unterfangen ſo ſchmähliches<lb/> Ende zu bereiten. Darum, obgleich nach Auflöſung<lb/> der Ständeverſammlung, auch in dieſem Lande neben<lb/> manchen guten Tönen, auch vielfach unlauteres Ge¬<lb/> ſchrey ſich kund gegeben; obgleich man auch dort alle<lb/> Verführungskünſte der Zeit geübt, und in alle Weiſe<lb/> das Volk zu verwirren ſich bemüht, blieb zuletzt das<lb/> ſchlichte Recht doch ſiegreich: der König, mit rühmlicher<lb/> Selbſtverläugnung und alles Preiſes würdigem Ver¬<lb/> trauen, berief eine neue conſtituirende Verſammlung;<lb/> und Würtemberg genießt zum Lohne, daß es an ſein<lb/> altes Recht gehalten, und ſich leichtſinnigen Theorien<lb/> nicht hingegeben, den Vorzug vor allen andern teut¬<lb/> ſchen Stämmen, daß es ſeine Verfaſſung auf conſti¬<lb/> tutionellem Wege ſich in gütlicher Uebereinkunft mit<lb/> der Regierung ſelbſt bereitet, und nun auf einem<lb/> wahrhaft unerſchütterlichen Grunde ſie befeſtigt.</p><lb/> <p>Wenn ſo harmoniſch zuſammenwirkende, verſönliche,<lb/> dabey aber doch dem Rechte nichts vergebende Geſin¬<lb/> nung ſeit Jahren der gereitzten Meinung die erſte be¬<lb/> ruhigende, erquickliche Erſcheinung gewährt; ſo muß<lb/> dagegen die dumpfe Gährung, die Rheinheſſen ſeit<lb/> geraumer Zeit bewegt, ſie wieder um ſo mehr ver¬<lb/> wunden. Ein wirklich wohlwollender, gutgeſinnter<lb/> Fürſt, deſſen Gemüth kein Arg in ſich hegt, der aber<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [65/0073]
Schule gleichfalls ſich in die Arme geworfen; aber mit
dem augenblicklichen Triumph war es hier nur auf
eine gänzliche Niederlage abgeſehen. Um ſo ſeichtes
Beginnen zu ſtrafen, griff die Nemeſis nicht nach Dolch
und Gift; ein kleiner Rechnungsfehler, der wie die
Schlange unter Blumen, ſo unter Ziffern ſich verſteckt,
war hinreichend ſo großem Unterfangen ſo ſchmähliches
Ende zu bereiten. Darum, obgleich nach Auflöſung
der Ständeverſammlung, auch in dieſem Lande neben
manchen guten Tönen, auch vielfach unlauteres Ge¬
ſchrey ſich kund gegeben; obgleich man auch dort alle
Verführungskünſte der Zeit geübt, und in alle Weiſe
das Volk zu verwirren ſich bemüht, blieb zuletzt das
ſchlichte Recht doch ſiegreich: der König, mit rühmlicher
Selbſtverläugnung und alles Preiſes würdigem Ver¬
trauen, berief eine neue conſtituirende Verſammlung;
und Würtemberg genießt zum Lohne, daß es an ſein
altes Recht gehalten, und ſich leichtſinnigen Theorien
nicht hingegeben, den Vorzug vor allen andern teut¬
ſchen Stämmen, daß es ſeine Verfaſſung auf conſti¬
tutionellem Wege ſich in gütlicher Uebereinkunft mit
der Regierung ſelbſt bereitet, und nun auf einem
wahrhaft unerſchütterlichen Grunde ſie befeſtigt.
Wenn ſo harmoniſch zuſammenwirkende, verſönliche,
dabey aber doch dem Rechte nichts vergebende Geſin¬
nung ſeit Jahren der gereitzten Meinung die erſte be¬
ruhigende, erquickliche Erſcheinung gewährt; ſo muß
dagegen die dumpfe Gährung, die Rheinheſſen ſeit
geraumer Zeit bewegt, ſie wieder um ſo mehr ver¬
wunden. Ein wirklich wohlwollender, gutgeſinnter
Fürſt, deſſen Gemüth kein Arg in ſich hegt, der aber
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