Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.chen Stimmen, die laut geworden, die Zulassung ei¬ Von jenem Augenblicke an begründete sich inzwi¬ chen Stimmen, die laut geworden, die Zulaſſung ei¬ Von jenem Augenblicke an begründete ſich inzwi¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0079" n="71"/> chen Stimmen, die laut geworden, die Zulaſſung ei¬<lb/> niger Glieder des Adels tadelten, ſo bewieſen ſie da¬<lb/> durch, daß ſie im Getriebe der Zeit, durch die ſie<lb/> ſich durchgewunden, zwar den Sinn für Recht gar<lb/> ſehr geſchärft, das Gefühl für die natürliche Billig¬<lb/> keit aber, in demſelben Verhältniſſe verloren hatten.<lb/> Dasſelbe erwies ſich in dem größtentheils unvernünftigen<lb/> Geſchrey, das man gegen den Schritt, den der niederlän¬<lb/> diſche Adel in wohlmeinender und lauterer Abſicht für ſich<lb/> gethan, ſo wie gegen die Schrift, die er bey dieſer<lb/> Gelegenheit dem Kanzler übergab, erhoben. Da man<lb/> die Billigkeit der Geſinnungen, die er in jener Schrift<lb/> an Tag gelegt, nicht anfechten konnte; verkroch ſich<lb/> der Argwohn hinter einen vorgeblichen Myſtizism im<lb/> Style, der das geheime Arg verbergen ſollte; und<lb/> indem man mit republicaniſchem Stolze den Beyſtand<lb/> einer Körperſchaft ausgeſchlagen, die nie mehr bey<lb/> uns der gemeinen Freyheit gefährlich werden mag,<lb/> hatte man zugleich, übereilt verzichtend auf das alte<lb/> Recht, das ihre, wie die Anſprüche des dritten Stan¬<lb/> des begründete, ſich allein der Gnade auf Discretion<lb/> hingegeben; und da man ſelbſt nicht Billigkeit geübt,<lb/> auch des Anſpruchs auf gleiche Billigkeit von Seite<lb/> der anderwärts mächtigern Ariſtocratie ſich begeben.</p><lb/> <p>Von jenem Augenblicke an begründete ſich inzwi¬<lb/> ſchen in der Meinung der Glaube von einem wirklich<lb/> eingetretenen Rückſchritt in den Grundſätzen der Re¬<lb/> gierung, und alles, was ſeither geſchah, mußte die¬<lb/> ſem Glauben Nahrung geben. Die Gründung der Uni¬<lb/> verſität von Bonn und der vielverſprechende Ausgang<lb/> der Arbeiten der Immediat-Juſtiz-Commiſſion wurde<lb/></p> </body> </text> </TEI> [71/0079]
chen Stimmen, die laut geworden, die Zulaſſung ei¬
niger Glieder des Adels tadelten, ſo bewieſen ſie da¬
durch, daß ſie im Getriebe der Zeit, durch die ſie
ſich durchgewunden, zwar den Sinn für Recht gar
ſehr geſchärft, das Gefühl für die natürliche Billig¬
keit aber, in demſelben Verhältniſſe verloren hatten.
Dasſelbe erwies ſich in dem größtentheils unvernünftigen
Geſchrey, das man gegen den Schritt, den der niederlän¬
diſche Adel in wohlmeinender und lauterer Abſicht für ſich
gethan, ſo wie gegen die Schrift, die er bey dieſer
Gelegenheit dem Kanzler übergab, erhoben. Da man
die Billigkeit der Geſinnungen, die er in jener Schrift
an Tag gelegt, nicht anfechten konnte; verkroch ſich
der Argwohn hinter einen vorgeblichen Myſtizism im
Style, der das geheime Arg verbergen ſollte; und
indem man mit republicaniſchem Stolze den Beyſtand
einer Körperſchaft ausgeſchlagen, die nie mehr bey
uns der gemeinen Freyheit gefährlich werden mag,
hatte man zugleich, übereilt verzichtend auf das alte
Recht, das ihre, wie die Anſprüche des dritten Stan¬
des begründete, ſich allein der Gnade auf Discretion
hingegeben; und da man ſelbſt nicht Billigkeit geübt,
auch des Anſpruchs auf gleiche Billigkeit von Seite
der anderwärts mächtigern Ariſtocratie ſich begeben.
Von jenem Augenblicke an begründete ſich inzwi¬
ſchen in der Meinung der Glaube von einem wirklich
eingetretenen Rückſchritt in den Grundſätzen der Re¬
gierung, und alles, was ſeither geſchah, mußte die¬
ſem Glauben Nahrung geben. Die Gründung der Uni¬
verſität von Bonn und der vielverſprechende Ausgang
der Arbeiten der Immediat-Juſtiz-Commiſſion wurde
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