Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Hatem. Locken! haltet mich gefangen In dem Kreise des Gesichts! Euch geliebten braunen Schlangen Zu erwiedern hab' ich nichts. Nur dies Herz es ist von Dauer, Schwillt in jugendlichstem Flor; Unter Schnee und Nebelschauer Rast ein Aetna dir hervor. Du beschämst wie Morgenröthe Jener Gipfel ernste Wand, Und noch einmal fühlet Hatem Frühlingshauch und Sommerbrand. Schenke her! Noch eine Flasche! Diesen Becher bring ich Ihr! Findet sie ein Häufchen Asche, Sagt sie: der verbrannte mir. Hatem. Locken! haltet mich gefangen In dem Kreise des Gesichts! Euch geliebten braunen Schlangen Zu erwiedern hab’ ich nichts. Nur dies Herz es ist von Dauer, Schwillt in jugendlichstem Flor; Unter Schnee und Nebelschauer Rast ein Aetna dir hervor. Du beschämst wie Morgenröthe Jener Gipfel ernste Wand, Und noch einmal fühlet Hatem Frühlingshauch und Sommerbrand. Schenke her! Noch eine Flasche! Diesen Becher bring ich Ihr! Findet sie ein Häufchen Asche, Sagt sie: der verbrannte mir. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0159" n="149"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hatem</hi></hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Locken! haltet mich gefangen</l><lb/> <l>In dem Kreise des Gesichts!</l><lb/> <l>Euch geliebten braunen Schlangen</l><lb/> <l>Zu erwiedern hab’ ich nichts.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur dies Herz es ist von Dauer,</l><lb/> <l>Schwillt in jugendlichstem Flor;</l><lb/> <l>Unter Schnee und Nebelschauer</l><lb/> <l>Rast ein Aetna dir hervor.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du beschämst wie Morgenröthe</l><lb/> <l>Jener Gipfel ernste Wand,</l><lb/> <l>Und noch einmal fühlet Hatem</l><lb/> <l>Frühlingshauch und Sommerbrand.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Schenke her! Noch eine Flasche!</l><lb/> <l>Diesen Becher bring ich Ihr!</l><lb/> <l>Findet sie ein Häufchen Asche,</l><lb/> <l>Sagt sie: der verbrannte mir.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [149/0159]
Hatem.
Locken! haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch geliebten braunen Schlangen
Zu erwiedern hab’ ich nichts.
Nur dies Herz es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein Aetna dir hervor.
Du beschämst wie Morgenröthe
Jener Gipfel ernste Wand,
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.
Schenke her! Noch eine Flasche!
Diesen Becher bring ich Ihr!
Findet sie ein Häufchen Asche,
Sagt sie: der verbrannte mir.
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