Auf that sich das Licht! sich trennte Scheu die Finsterniss von ihm, Und sogleich die Elemente Scheidend auseinander fliehn. Rasch, in wilden wüsten Träumen, Jedes nach der Weite rang, Starr, in ungemessnen Räumen, Ohne Sehnsucht, ohne Klang.
Stumm war alles, still und öde, Einsam Gott zum erstenmal! Da erschuf er Morgenröthe, Die erbarmte sich der Quaal; Sie entwickelte dem Trüben Ein erklingend Farbenspiel Und nun konnte wieder lieben Was erst auseinander fiel.
Und mit eiligem Bestreben Sucht sich was sich angehört, Und zu ungemessnem Leben Ist Gefühl und Blick gekehrt.
Auf that sich das Licht! sich trennte Scheu die Finsterniſs von ihm, Und sogleich die Elemente Scheidend auseinander fliehn. Rasch, in wilden wüsten Träumen, Jedes nach der Weite rang, Starr, in ungemeſsnen Räumen, Ohne Sehnsucht, ohne Klang.
Stumm war alles, still und öde, Einsam Gott zum erstenmal! Da erschuf er Morgenröthe, Die erbarmte sich der Quaal; Sie entwickelte dem Trüben Ein erklingend Farbenspiel Und nun konnte wieder lieben Was erst auseinander fiel.
Und mit eiligem Bestreben Sucht sich was sich angehört, Und zu ungemeſsnem Leben Ist Gefühl und Blick gekehrt.
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Auf that sich das Licht! sich trennte
Scheu die Finsterniſs von ihm,
Und sogleich die Elemente
Scheidend auseinander fliehn.
Rasch, in wilden wüsten Träumen,
Jedes nach der Weite rang,
Starr, in ungemeſsnen Räumen,
Ohne Sehnsucht, ohne Klang.
Stumm war alles, still und öde,
Einsam Gott zum erstenmal!
Da erschuf er Morgenröthe,
Die erbarmte sich der Quaal;
Sie entwickelte dem Trüben
Ein erklingend Farbenspiel
Und nun konnte wieder lieben
Was erst auseinander fiel.
Und mit eiligem Bestreben
Sucht sich was sich angehört,
Und zu ungemeſsnem Leben
Ist Gefühl und Blick gekehrt.
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/179>, abgerufen am 22.12.2024.
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