Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

den Verkehr der Seinigen durch öffentliche
Wege- und Gastanstalten zu beleben und
zu erleichtern. Die grössten Einkünfte und
Begünstigungen verwendet er zu gränzen-
losen Bauten. Ispahan, zur Hauptstadt ge-
würdigt, mit Palästen und Gärten, Cara-
vansereyen und Häusern, für königliche
Gäste übersäet; eine Vorstadt für die Ar-
menier erbaut, die, sich dankbar zu bewei-
sen, ununterbrochen Gelegenheit finden, in-
dem sie für eigene und für königliche Rech-
nung handelnd, Profit und Tribut dem Für-
sten zu gleicher Zeit abzutragen klug ge-
nug sind. Eine Vorstadt für Georgier, eine
andere für Nachfahren der Feueranbeter,
erweitern abermals die Stadt, die zuletzt
so gränzenlos als eine unserer neuen Reichs-
mittelpuncte sich erstreckt. Römisch-Ca-
tholische Geistliche, besonders Carmeliten
sind wohl aufgenommen und beschützt; we-
niger die Griechische Religion die, unter
dem Schutz der Türken stehend, dem all-
gemeinen Feinde Europens und Asiens an-
zugehören scheint.

Ueber ein Jahr hatte sich della Valle
in Ispahan aufgehalten und seine Zeit un-

den Verkehr der Seinigen durch öffentliche
Wege- und Gastanstalten zu beleben und
zu erleichtern. Die gröſsten Einkünfte und
Begünstigungen verwendet er zu gränzen-
losen Bauten. Ispahan, zur Hauptstadt ge-
würdigt, mit Palästen und Gärten, Cara-
vansereyen und Häusern, für königliche
Gäste übersäet; eine Vorstadt für die Ar-
menier erbaut, die, sich dankbar zu bewei-
sen, ununterbrochen Gelegenheit finden, in-
dem sie für eigene und für königliche Rech-
nung handelnd, Profit und Tribut dem Für-
sten zu gleicher Zeit abzutragen klug ge-
nug sind. Eine Vorstadt für Georgier, eine
andere für Nachfahren der Feueranbeter,
erweitern abermals die Stadt, die zuletzt
so gränzenlos als eine unserer neuen Reichs-
mittelpuncte sich erstreckt. Römisch-Ca-
tholische Geistliche, besonders Carmeliten
sind wohl aufgenommen und beschützt; we-
niger die Griechische Religion die, unter
dem Schutz der Türken stehend, dem all-
gemeinen Feinde Europens und Asiens an-
zugehören scheint.

Ueber ein Jahr hatte sich della Valle
in Ispahan aufgehalten und seine Zeit un-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0484" n="472[474]"/>
den Verkehr der Seinigen durch öffentliche<lb/>
Wege- und Gastanstalten zu beleben und<lb/>
zu erleichtern. Die grö&#x017F;sten Einkünfte und<lb/>
Begünstigungen verwendet er zu gränzen-<lb/>
losen Bauten. Ispahan, zur Hauptstadt ge-<lb/>
würdigt, mit Palästen und Gärten, Cara-<lb/>
vansereyen und Häusern, für königliche<lb/>
Gäste übersäet; eine Vorstadt für die Ar-<lb/>
menier erbaut, die, sich dankbar zu bewei-<lb/>
sen, ununterbrochen Gelegenheit finden, in-<lb/>
dem sie für eigene und für königliche Rech-<lb/>
nung handelnd, Profit und Tribut dem Für-<lb/>
sten zu gleicher Zeit abzutragen klug ge-<lb/>
nug sind. Eine Vorstadt für Georgier, eine<lb/>
andere für Nachfahren der Feueranbeter,<lb/>
erweitern abermals die Stadt, die zuletzt<lb/>
so gränzenlos als eine unserer neuen Reichs-<lb/>
mittelpuncte sich erstreckt. Römisch-Ca-<lb/>
tholische Geistliche, besonders Carmeliten<lb/>
sind wohl aufgenommen und beschützt; we-<lb/>
niger die Griechische Religion die, unter<lb/>
dem Schutz der Türken stehend, dem all-<lb/>
gemeinen Feinde Europens und Asiens an-<lb/>
zugehören scheint.</p><lb/>
          <p>Ueber ein Jahr hatte sich della Valle<lb/>
in Ispahan aufgehalten und seine Zeit un-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472[474]/0484] den Verkehr der Seinigen durch öffentliche Wege- und Gastanstalten zu beleben und zu erleichtern. Die gröſsten Einkünfte und Begünstigungen verwendet er zu gränzen- losen Bauten. Ispahan, zur Hauptstadt ge- würdigt, mit Palästen und Gärten, Cara- vansereyen und Häusern, für königliche Gäste übersäet; eine Vorstadt für die Ar- menier erbaut, die, sich dankbar zu bewei- sen, ununterbrochen Gelegenheit finden, in- dem sie für eigene und für königliche Rech- nung handelnd, Profit und Tribut dem Für- sten zu gleicher Zeit abzutragen klug ge- nug sind. Eine Vorstadt für Georgier, eine andere für Nachfahren der Feueranbeter, erweitern abermals die Stadt, die zuletzt so gränzenlos als eine unserer neuen Reichs- mittelpuncte sich erstreckt. Römisch-Ca- tholische Geistliche, besonders Carmeliten sind wohl aufgenommen und beschützt; we- niger die Griechische Religion die, unter dem Schutz der Türken stehend, dem all- gemeinen Feinde Europens und Asiens an- zugehören scheint. Ueber ein Jahr hatte sich della Valle in Ispahan aufgehalten und seine Zeit un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/484
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 472[474]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/484>, abgerufen am 22.12.2024.