Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.und klarsten aufgegangen, und meinem Vor- Wer den Dichter will verstehen Muss in Dichters Lande gehen; Er im Orient sich freue Dass das Alte sey das Neue. und klarsten aufgegangen, und meinem Vor- Wer den Dichter will verstehen Muſs in Dichters Lande gehen; Er im Orient sich freue Daſs das Alte sey das Neue. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0508" n="498"/> und klarsten aufgegangen, und meinem Vor-<lb/> urtheil will scheinen daſs ich durch diese<lb/> Darstellung erst meinem Divan einen ei-<lb/> genthümlichen Grund und Boden gewon-<lb/> nen habe. Möge dieſs andern zur Aufmun-<lb/> terung gereichen, in dieser Zeit, die so<lb/> reich an Blättern und einzelnen Heften ist,<lb/> einen Folianten durchzulesen, durch den<lb/> sie entschieden in eine bedeutende Welt<lb/> gelangen, die ihnen in den neusten Reise-<lb/> beschreibungen zwar oberflächlich-umgeän-<lb/> dert, im Grund aber als dieselbe erschei-<lb/> nen wird, welche sie dem vorzüglichen<lb/> Manne zu seiner Zeit erschien.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer den Dichter will verstehen</l><lb/> <l>Muſs in Dichters Lande gehen;</l><lb/> <l>Er im Orient sich freue</l><lb/> <l>Daſs das Alte sey das Neue.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [498/0508]
und klarsten aufgegangen, und meinem Vor-
urtheil will scheinen daſs ich durch diese
Darstellung erst meinem Divan einen ei-
genthümlichen Grund und Boden gewon-
nen habe. Möge dieſs andern zur Aufmun-
terung gereichen, in dieser Zeit, die so
reich an Blättern und einzelnen Heften ist,
einen Folianten durchzulesen, durch den
sie entschieden in eine bedeutende Welt
gelangen, die ihnen in den neusten Reise-
beschreibungen zwar oberflächlich-umgeän-
dert, im Grund aber als dieselbe erschei-
nen wird, welche sie dem vorzüglichen
Manne zu seiner Zeit erschien.
Wer den Dichter will verstehen
Muſs in Dichters Lande gehen;
Er im Orient sich freue
Daſs das Alte sey das Neue.
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