Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite
Fetwa.

Der Mufti las des Misri Gedichte,
Eins nach dem andern, alle zusammen,
Und wohlbedächtig warf sie in die Flammen,
Das schöngeschriebne Buch es ging zu nichte.
Verbrannt sey jeder, sprach der hohe Richter,
Wer spricht und glaubt wie Misri -- er allein
Sey ausgenommen von des Feuers Pein:
Denn Allah gab die Gabe jedem Dichter.
Misbraucht er sie im Wandel seiner Sünden,
So seh' er zu mit Gott sich abzufinden.

Fetwa.

Der Mufti las des Misri Gedichte,
Eins nach dem andern, alle zusammen,
Und wohlbedächtig warf sie in die Flammen,
Das schöngeschriebne Buch es ging zu nichte.
Verbrannt sey jeder, sprach der hohe Richter,
Wer spricht und glaubt wie Misri — er allein
Sey ausgenommen von des Feuers Pein:
Denn Allah gab die Gabe jedem Dichter.
Misbraucht er sie im Wandel seiner Sünden,
So seh’ er zu mit Gott sich abzufinden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0051" n="41"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Fetwa</hi></hi>.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der Mufti las des <hi rendition="#g">Misri</hi> Gedichte,</l><lb/>
              <l>Eins nach dem andern, alle zusammen,</l><lb/>
              <l>Und wohlbedächtig warf sie in die Flammen,</l><lb/>
              <l>Das schöngeschriebne Buch es ging zu nichte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Verbrannt sey jeder, sprach der hohe Richter,</l><lb/>
              <l>Wer spricht und glaubt wie <hi rendition="#g">Misri</hi> &#x2014; er allein</l><lb/>
              <l>Sey ausgenommen von des Feuers Pein:</l><lb/>
              <l>Denn Allah gab die Gabe jedem Dichter.</l><lb/>
              <l>Misbraucht er sie im Wandel seiner Sünden,</l><lb/>
              <l>So seh&#x2019; er zu mit Gott sich abzufinden.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0051] Fetwa. Der Mufti las des Misri Gedichte, Eins nach dem andern, alle zusammen, Und wohlbedächtig warf sie in die Flammen, Das schöngeschriebne Buch es ging zu nichte. Verbrannt sey jeder, sprach der hohe Richter, Wer spricht und glaubt wie Misri — er allein Sey ausgenommen von des Feuers Pein: Denn Allah gab die Gabe jedem Dichter. Misbraucht er sie im Wandel seiner Sünden, So seh’ er zu mit Gott sich abzufinden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/51
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/51>, abgerufen am 22.12.2024.