nem hellen Grunde schon in Absicht auf unsre Retina in einer Art von Conflict stehe. (16.) Das Helle er- scheint in diesem Falle größer, das Dunkle kleiner.
231.
Bey genauer Beobachtung dieses Phänomens läßt sich bemerken, daß die Bilder nicht scharf vom Grunde abgeschnitten, sondern mit einer Art von grauem, eini- germaßen gefärbtem Rande, mit einem Nebenbild er- scheinen. Bringen nun Bilder schon in dem nackten Auge solche Wirkungen hervor, was wird erst gesche- hen, wenn ein dichtes Mittel dazwischen tritt. Nicht das allein, was uns im höchsten Sinne lebendig er- scheint, übt Wirkungen aus und erleidet sie; sondern auch alles, was nur irgend einen Bezug auf einander hat, ist wirksam auf einander und zwar oft in sehr hohem Maße.
232.
Es entstehet also, wenn die Refraction auf ein Bild wirkt, an dem Hauptbilde ein Nebenbild, und zwar scheint es, daß das wahre Bild einigermaßen zu- rückbleibe und sich dem Verrücken gleichsam widersetze. Ein Nebenbild aber in der Richtung, wie das Bild durch Refraction über sich selbst und über den Grund hin bewegt wird, eilt vor und zwar schmäler oder brei- ter, wie oben schon ausgeführt worden. (212--216.)
233.
Auch haben wir bemerkt (224.), daß Doppelbilder als halbirte Bilder, als eine Art von durchsichtigem
nem hellen Grunde ſchon in Abſicht auf unſre Retina in einer Art von Conflict ſtehe. (16.) Das Helle er- ſcheint in dieſem Falle groͤßer, das Dunkle kleiner.
231.
Bey genauer Beobachtung dieſes Phaͤnomens laͤßt ſich bemerken, daß die Bilder nicht ſcharf vom Grunde abgeſchnitten, ſondern mit einer Art von grauem, eini- germaßen gefaͤrbtem Rande, mit einem Nebenbild er- ſcheinen. Bringen nun Bilder ſchon in dem nackten Auge ſolche Wirkungen hervor, was wird erſt geſche- hen, wenn ein dichtes Mittel dazwiſchen tritt. Nicht das allein, was uns im hoͤchſten Sinne lebendig er- ſcheint, uͤbt Wirkungen aus und erleidet ſie; ſondern auch alles, was nur irgend einen Bezug auf einander hat, iſt wirkſam auf einander und zwar oft in ſehr hohem Maße.
232.
Es entſtehet alſo, wenn die Refraction auf ein Bild wirkt, an dem Hauptbilde ein Nebenbild, und zwar ſcheint es, daß das wahre Bild einigermaßen zu- ruͤckbleibe und ſich dem Verruͤcken gleichſam widerſetze. Ein Nebenbild aber in der Richtung, wie das Bild durch Refraction uͤber ſich ſelbſt und uͤber den Grund hin bewegt wird, eilt vor und zwar ſchmaͤler oder brei- ter, wie oben ſchon ausgefuͤhrt worden. (212—216.)
233.
Auch haben wir bemerkt (224.), daß Doppelbilder als halbirte Bilder, als eine Art von durchſichtigem
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nem hellen Grunde ſchon in Abſicht auf unſre Retina
in einer Art von Conflict ſtehe. (16.) Das Helle er-
ſcheint in dieſem Falle groͤßer, das Dunkle kleiner.
231.
Bey genauer Beobachtung dieſes Phaͤnomens laͤßt
ſich bemerken, daß die Bilder nicht ſcharf vom Grunde
abgeſchnitten, ſondern mit einer Art von grauem, eini-
germaßen gefaͤrbtem Rande, mit einem Nebenbild er-
ſcheinen. Bringen nun Bilder ſchon in dem nackten
Auge ſolche Wirkungen hervor, was wird erſt geſche-
hen, wenn ein dichtes Mittel dazwiſchen tritt. Nicht
das allein, was uns im hoͤchſten Sinne lebendig er-
ſcheint, uͤbt Wirkungen aus und erleidet ſie; ſondern
auch alles, was nur irgend einen Bezug auf einander
hat, iſt wirkſam auf einander und zwar oft in ſehr
hohem Maße.
232.
Es entſtehet alſo, wenn die Refraction auf ein
Bild wirkt, an dem Hauptbilde ein Nebenbild, und
zwar ſcheint es, daß das wahre Bild einigermaßen zu-
ruͤckbleibe und ſich dem Verruͤcken gleichſam widerſetze.
Ein Nebenbild aber in der Richtung, wie das Bild
durch Refraction uͤber ſich ſelbſt und uͤber den Grund
hin bewegt wird, eilt vor und zwar ſchmaͤler oder brei-
ter, wie oben ſchon ausgefuͤhrt worden. (212—216.)
233.
Auch haben wir bemerkt (224.), daß Doppelbilder
als halbirte Bilder, als eine Art von durchſichtigem
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/142>, abgerufen am 22.12.2024.
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