nen, das Violette und Blaue nehmlich oben und au- ßen, das Gelbe und Gelbrothe unten und innen. Da nun der brechende Winkel dieses Prismas sich unten befindet; so setze man ihm ein andres proportionirtes von Flintglas entgegen, dessen brechender Winkel nach oben gerichtet sey. Das Sonnenbild werde dadurch wieder an seinen Platz geführt, wo es denn durch den Ueberschuß der farberregenden Kraft des herabführenden Prismas von Flintglas, nach dem Gesetze dieser Her- abführung, wenig gefärbt seyn, das Blaue und Vio- lette unten und außen, das Gelbe und Gelbrothe oben und innen zeigen wird.
347.
Man rücke nun durch ein proportionirtes Prisma von Crownglas das ganze Bild wieder um weniges in die Höhe; so wird die Hyperchromasie aufgehoben, das Sonnenbild vom Platze gerückt und doch farblos er- scheinen.
348.
Mit einem aus drey Gläsern zusammengesetzten achromatischen Objectivglase kann man eben diese Ver- suche stufenweise machen, wenn man es sich nicht reuen läßt, solches aus der Hülse, worein es der Künstler eingenietet hat, herauszubrechen. Die beyden convexen Gläser von Crownglas, indem sie das Bild nach dem Focus zusammenziehen, das concave Glas von Flint- glas, indem es das Sonnenbild hinter sich ausdehnt, zeigen an dem Rande die hergebrachten Farben. Ein
nen, das Violette und Blaue nehmlich oben und au- ßen, das Gelbe und Gelbrothe unten und innen. Da nun der brechende Winkel dieſes Prismas ſich unten befindet; ſo ſetze man ihm ein andres proportionirtes von Flintglas entgegen, deſſen brechender Winkel nach oben gerichtet ſey. Das Sonnenbild werde dadurch wieder an ſeinen Platz gefuͤhrt, wo es denn durch den Ueberſchuß der farberregenden Kraft des herabfuͤhrenden Prismas von Flintglas, nach dem Geſetze dieſer Her- abfuͤhrung, wenig gefaͤrbt ſeyn, das Blaue und Vio- lette unten und außen, das Gelbe und Gelbrothe oben und innen zeigen wird.
347.
Man ruͤcke nun durch ein proportionirtes Prisma von Crownglas das ganze Bild wieder um weniges in die Hoͤhe; ſo wird die Hyperchromaſie aufgehoben, das Sonnenbild vom Platze geruͤckt und doch farblos er- ſcheinen.
348.
Mit einem aus drey Glaͤſern zuſammengeſetzten achromatiſchen Objectivglaſe kann man eben dieſe Ver- ſuche ſtufenweiſe machen, wenn man es ſich nicht reuen laͤßt, ſolches aus der Huͤlſe, worein es der Kuͤnſtler eingenietet hat, herauszubrechen. Die beyden convexen Glaͤſer von Crownglas, indem ſie das Bild nach dem Focus zuſammenziehen, das concave Glas von Flint- glas, indem es das Sonnenbild hinter ſich ausdehnt, zeigen an dem Rande die hergebrachten Farben. Ein
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nen, das Violette und Blaue nehmlich oben und au-
ßen, das Gelbe und Gelbrothe unten und innen. Da
nun der brechende Winkel dieſes Prismas ſich unten
befindet; ſo ſetze man ihm ein andres proportionirtes
von Flintglas entgegen, deſſen brechender Winkel nach
oben gerichtet ſey. Das Sonnenbild werde dadurch
wieder an ſeinen Platz gefuͤhrt, wo es denn durch den
Ueberſchuß der farberregenden Kraft des herabfuͤhrenden
Prismas von Flintglas, nach dem Geſetze dieſer Her-
abfuͤhrung, wenig gefaͤrbt ſeyn, das Blaue und Vio-
lette unten und außen, das Gelbe und Gelbrothe oben
und innen zeigen wird.
347.
Man ruͤcke nun durch ein proportionirtes Prisma
von Crownglas das ganze Bild wieder um weniges in
die Hoͤhe; ſo wird die Hyperchromaſie aufgehoben, das
Sonnenbild vom Platze geruͤckt und doch farblos er-
ſcheinen.
348.
Mit einem aus drey Glaͤſern zuſammengeſetzten
achromatiſchen Objectivglaſe kann man eben dieſe Ver-
ſuche ſtufenweiſe machen, wenn man es ſich nicht reuen
laͤßt, ſolches aus der Huͤlſe, worein es der Kuͤnſtler
eingenietet hat, herauszubrechen. Die beyden convexen
Glaͤſer von Crownglas, indem ſie das Bild nach dem
Focus zuſammenziehen, das concave Glas von Flint-
glas, indem es das Sonnenbild hinter ſich ausdehnt,
zeigen an dem Rande die hergebrachten Farben. Ein
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/188>, abgerufen am 22.12.2024.
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