gelben Feuchtigkeit, so wird diese von oben herunter bis auf den Boden stufenweise immer röther und zu- letzt orange erscheinen. In das andre Gefäß gieße man eine blaue reine Solution, die obersten Stufen werden ein Himmelblau, der Grund des Gefäßes ein schönes Violett zeigen. Stellt man das Gefäß in die Sonne, so ist die Schattenseite der obern Stufen auch schon violett. Wirft man mit der Hand, oder einem andern Gegenstande, Schatten über den erleuchteten Theil des Gefäßes, so erscheint dieser Schatten gleich- falls röthlich.
519.
Es ist dieses eine der wichtigsten Erscheinungen in der Farbenlehre, indem wir ganz greiflich erfahren, daß ein quantitatives Verhältniß einen qualitativen Ein- druck auf unsre Sinne hervorbringe. Und indem wir schon früher, bey Gelegenheit der letzten epoptischen Farben (452), unsre Vermuthungen eröffnet, wie man das Anlaufen des Stahls vielleicht aus der Lehre von trüben Mitteln herleiten könnte; so bringen wir dieses hier abermals ins Gedächtniß.
520.
Uebrigens folgt alle chemische Steigerung unmit- telbar auf die Erregung. Sie geht unaufhaltsam und stetig fort; wobey man zu bemerken hat, daß die Stei- gerung auf der Plusseite die gewöhnlichste ist. Der gelbe Eisenocher steigert sich sowohl durchs Feuer, als durch andre Operationen zu einer sehr hohen Röthe. Massicot wird in Mennige, Turbith in Zinnober gestei-
gelben Feuchtigkeit, ſo wird dieſe von oben herunter bis auf den Boden ſtufenweiſe immer roͤther und zu- letzt orange erſcheinen. In das andre Gefaͤß gieße man eine blaue reine Solution, die oberſten Stufen werden ein Himmelblau, der Grund des Gefaͤßes ein ſchoͤnes Violett zeigen. Stellt man das Gefaͤß in die Sonne, ſo iſt die Schattenſeite der obern Stufen auch ſchon violett. Wirft man mit der Hand, oder einem andern Gegenſtande, Schatten uͤber den erleuchteten Theil des Gefaͤßes, ſo erſcheint dieſer Schatten gleich- falls roͤthlich.
519.
Es iſt dieſes eine der wichtigſten Erſcheinungen in der Farbenlehre, indem wir ganz greiflich erfahren, daß ein quantitatives Verhaͤltniß einen qualitativen Ein- druck auf unſre Sinne hervorbringe. Und indem wir ſchon fruͤher, bey Gelegenheit der letzten epoptiſchen Farben (452), unſre Vermuthungen eroͤffnet, wie man das Anlaufen des Stahls vielleicht aus der Lehre von truͤben Mitteln herleiten koͤnnte; ſo bringen wir dieſes hier abermals ins Gedaͤchtniß.
520.
Uebrigens folgt alle chemiſche Steigerung unmit- telbar auf die Erregung. Sie geht unaufhaltſam und ſtetig fort; wobey man zu bemerken hat, daß die Stei- gerung auf der Plusſeite die gewoͤhnlichſte iſt. Der gelbe Eiſenocher ſteigert ſich ſowohl durchs Feuer, als durch andre Operationen zu einer ſehr hohen Roͤthe. Maſſicot wird in Mennige, Turbith in Zinnober geſtei-
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[197/0251]
gelben Feuchtigkeit, ſo wird dieſe von oben herunter
bis auf den Boden ſtufenweiſe immer roͤther und zu-
letzt orange erſcheinen. In das andre Gefaͤß gieße
man eine blaue reine Solution, die oberſten Stufen
werden ein Himmelblau, der Grund des Gefaͤßes ein
ſchoͤnes Violett zeigen. Stellt man das Gefaͤß in die
Sonne, ſo iſt die Schattenſeite der obern Stufen auch
ſchon violett. Wirft man mit der Hand, oder einem
andern Gegenſtande, Schatten uͤber den erleuchteten
Theil des Gefaͤßes, ſo erſcheint dieſer Schatten gleich-
falls roͤthlich.
519.
Es iſt dieſes eine der wichtigſten Erſcheinungen in der
Farbenlehre, indem wir ganz greiflich erfahren, daß
ein quantitatives Verhaͤltniß einen qualitativen Ein-
druck auf unſre Sinne hervorbringe. Und indem wir
ſchon fruͤher, bey Gelegenheit der letzten epoptiſchen
Farben (452), unſre Vermuthungen eroͤffnet, wie man
das Anlaufen des Stahls vielleicht aus der Lehre von
truͤben Mitteln herleiten koͤnnte; ſo bringen wir dieſes
hier abermals ins Gedaͤchtniß.
520.
Uebrigens folgt alle chemiſche Steigerung unmit-
telbar auf die Erregung. Sie geht unaufhaltſam und
ſtetig fort; wobey man zu bemerken hat, daß die Stei-
gerung auf der Plusſeite die gewoͤhnlichſte iſt. Der
gelbe Eiſenocher ſteigert ſich ſowohl durchs Feuer, als
durch andre Operationen zu einer ſehr hohen Roͤthe.
Maſſicot wird in Mennige, Turbith in Zinnober geſtei-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/251>, abgerufen am 23.12.2024.
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