terscheiden sich schon dadurch von den Federn, daß sie der Haut mehr angehören, daß sie einfach, faden- artig, nicht geästet sind. An den verschiedenen Thei- len des Körpers sind sie aber auch, nach Art der Fe- dern, kürzer, länger, zarter und stärker, farblos oder gefärbt, und dieß alles nach Gesetzen, welche sich aus- sprechen lassen.
664.
Weiß und Schwarz, Gelb, Gelbroth und Braun wechseln auf mannigfaltige Weise, doch erscheinen sie niemals auf eine solche Art, daß sie uns an die Ele- mentarfarben erinnerten. Sie sind alle vielmehr ge- mischte, durch organische Kochung bezwungene Farben, und bezeichnen mehr oder weniger die Stufenhöhe des Wesens, dem sie angehören.
665.
Eine von den wichtigsten Betrachtungen der Mor- phologie, in sofern sie Oberflächen beobachtet, ist diese, daß auch bey den vierfüßigen Thieren die Flecken der Haut auf die innern Theile, über welche sie gezogen ist, einen Bezug haben. So willkührlich übrigens die Natur dem flüchtigen Anblick hier zu wirken scheint, so consequent wird dennoch ein tiefes Gesetz beobachtet, dessen Entwicklung und Anwendung freylich nur einer genauen Sorgfalt und treuen Theilnehmung vorbe- halten ist.
666.
Wenn bey Affen gewisse nackte Theile bunt, mit Elementarfarben, erscheinen, so zeigt dieß die weite
terſcheiden ſich ſchon dadurch von den Federn, daß ſie der Haut mehr angehoͤren, daß ſie einfach, faden- artig, nicht geaͤſtet ſind. An den verſchiedenen Thei- len des Koͤrpers ſind ſie aber auch, nach Art der Fe- dern, kuͤrzer, laͤnger, zarter und ſtaͤrker, farblos oder gefaͤrbt, und dieß alles nach Geſetzen, welche ſich aus- ſprechen laſſen.
664.
Weiß und Schwarz, Gelb, Gelbroth und Braun wechſeln auf mannigfaltige Weiſe, doch erſcheinen ſie niemals auf eine ſolche Art, daß ſie uns an die Ele- mentarfarben erinnerten. Sie ſind alle vielmehr ge- miſchte, durch organiſche Kochung bezwungene Farben, und bezeichnen mehr oder weniger die Stufenhoͤhe des Weſens, dem ſie angehoͤren.
665.
Eine von den wichtigſten Betrachtungen der Mor- phologie, in ſofern ſie Oberflaͤchen beobachtet, iſt dieſe, daß auch bey den vierfuͤßigen Thieren die Flecken der Haut auf die innern Theile, uͤber welche ſie gezogen iſt, einen Bezug haben. So willkuͤhrlich uͤbrigens die Natur dem fluͤchtigen Anblick hier zu wirken ſcheint, ſo conſequent wird dennoch ein tiefes Geſetz beobachtet, deſſen Entwicklung und Anwendung freylich nur einer genauen Sorgfalt und treuen Theilnehmung vorbe- halten iſt.
666.
Wenn bey Affen gewiſſe nackte Theile bunt, mit Elementarfarben, erſcheinen, ſo zeigt dieß die weite
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terſcheiden ſich ſchon dadurch von den Federn, daß
ſie der Haut mehr angehoͤren, daß ſie einfach, faden-
artig, nicht geaͤſtet ſind. An den verſchiedenen Thei-
len des Koͤrpers ſind ſie aber auch, nach Art der Fe-
dern, kuͤrzer, laͤnger, zarter und ſtaͤrker, farblos oder
gefaͤrbt, und dieß alles nach Geſetzen, welche ſich aus-
ſprechen laſſen.
664.
Weiß und Schwarz, Gelb, Gelbroth und Braun
wechſeln auf mannigfaltige Weiſe, doch erſcheinen ſie
niemals auf eine ſolche Art, daß ſie uns an die Ele-
mentarfarben erinnerten. Sie ſind alle vielmehr ge-
miſchte, durch organiſche Kochung bezwungene Farben,
und bezeichnen mehr oder weniger die Stufenhoͤhe des
Weſens, dem ſie angehoͤren.
665.
Eine von den wichtigſten Betrachtungen der Mor-
phologie, in ſofern ſie Oberflaͤchen beobachtet, iſt dieſe,
daß auch bey den vierfuͤßigen Thieren die Flecken der
Haut auf die innern Theile, uͤber welche ſie gezogen
iſt, einen Bezug haben. So willkuͤhrlich uͤbrigens die
Natur dem fluͤchtigen Anblick hier zu wirken ſcheint,
ſo conſequent wird dennoch ein tiefes Geſetz beobachtet,
deſſen Entwicklung und Anwendung freylich nur einer
genauen Sorgfalt und treuen Theilnehmung vorbe-
halten iſt.
666.
Wenn bey Affen gewiſſe nackte Theile bunt, mit
Elementarfarben, erſcheinen, ſo zeigt dieß die weite
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/299>, abgerufen am 23.12.2024.
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