Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Steigerung, die Verbindung, die Trennung, so wie die
harmonische Forderung, alles geschieht mit der größten
Schnelligkeit und Bereitwilligkeit; aber eben so schnell
verschwindet auch die Farbe wieder gänzlich.

713.

Die physiologischen Erscheinungen sind auf keine
Weise festzuhalten; die physischen dauern nur so lange,
als die äußre Bedingung währt; die chemischen selbst
haben eine große Beweglichkeit und sind durch entge-
gengesetzte Reagentien herüber und hinüber zu werfen,
ja sogar aufzuheben.


Wie fest die Farbe bleibt.

714.

Die chemischen Farben geben ein Zeugniß sehr
langer Dauer. Die Farben durch Schmelzung in Glä-
sern fixirt, so wie durch Natur in Edelsteinen, trotzen
aller Zeit und Gegenwirkung.

715.

Die Färberey fixirt von ihrer Seite die Farben
sehr mächtig. Und Pigmente, welche durch Reagen-
tien sonst leicht herüber und hinübergeführt werden,
lassen sich durch Beizen zur größten Beständigkeit an
und in Körper übertragen.


Steigerung, die Verbindung, die Trennung, ſo wie die
harmoniſche Forderung, alles geſchieht mit der groͤßten
Schnelligkeit und Bereitwilligkeit; aber eben ſo ſchnell
verſchwindet auch die Farbe wieder gaͤnzlich.

713.

Die phyſiologiſchen Erſcheinungen ſind auf keine
Weiſe feſtzuhalten; die phyſiſchen dauern nur ſo lange,
als die aͤußre Bedingung waͤhrt; die chemiſchen ſelbſt
haben eine große Beweglichkeit und ſind durch entge-
gengeſetzte Reagentien heruͤber und hinuͤber zu werfen,
ja ſogar aufzuheben.


Wie feſt die Farbe bleibt.

714.

Die chemiſchen Farben geben ein Zeugniß ſehr
langer Dauer. Die Farben durch Schmelzung in Glaͤ-
ſern fixirt, ſo wie durch Natur in Edelſteinen, trotzen
aller Zeit und Gegenwirkung.

715.

Die Faͤrberey fixirt von ihrer Seite die Farben
ſehr maͤchtig. Und Pigmente, welche durch Reagen-
tien ſonſt leicht heruͤber und hinuͤbergefuͤhrt werden,
laſſen ſich durch Beizen zur groͤßten Beſtaͤndigkeit an
und in Koͤrper uͤbertragen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0319" n="265"/>
Steigerung, die Verbindung, die Trennung, &#x017F;o wie die<lb/>
harmoni&#x017F;che Forderung, alles ge&#x017F;chieht mit der gro&#x0364;ßten<lb/>
Schnelligkeit und Bereitwilligkeit; aber eben &#x017F;o &#x017F;chnell<lb/>
ver&#x017F;chwindet auch die Farbe wieder ga&#x0364;nzlich.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>713.</head><lb/>
              <p>Die phy&#x017F;iologi&#x017F;chen Er&#x017F;cheinungen &#x017F;ind auf keine<lb/>
Wei&#x017F;e fe&#x017F;tzuhalten; die phy&#x017F;i&#x017F;chen dauern nur &#x017F;o lange,<lb/>
als die a&#x0364;ußre Bedingung wa&#x0364;hrt; die chemi&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
haben eine große Beweglichkeit und &#x017F;ind durch entge-<lb/>
genge&#x017F;etzte Reagentien heru&#x0364;ber und hinu&#x0364;ber zu werfen,<lb/>
ja &#x017F;ogar aufzuheben.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Wie fe&#x017F;t die Farbe bleibt</hi>.</hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>714.</head><lb/>
              <p>Die chemi&#x017F;chen Farben geben ein Zeugniß &#x017F;ehr<lb/>
langer Dauer. Die Farben durch Schmelzung in Gla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ern fixirt, &#x017F;o wie durch Natur in Edel&#x017F;teinen, trotzen<lb/>
aller Zeit und Gegenwirkung.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>715.</head><lb/>
              <p>Die Fa&#x0364;rberey fixirt von ihrer Seite die Farben<lb/>
&#x017F;ehr ma&#x0364;chtig. Und Pigmente, welche durch Reagen-<lb/>
tien &#x017F;on&#x017F;t leicht heru&#x0364;ber und hinu&#x0364;bergefu&#x0364;hrt werden,<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich durch Beizen zur gro&#x0364;ßten Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit an<lb/>
und in Ko&#x0364;rper u&#x0364;bertragen.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0319] Steigerung, die Verbindung, die Trennung, ſo wie die harmoniſche Forderung, alles geſchieht mit der groͤßten Schnelligkeit und Bereitwilligkeit; aber eben ſo ſchnell verſchwindet auch die Farbe wieder gaͤnzlich. 713. Die phyſiologiſchen Erſcheinungen ſind auf keine Weiſe feſtzuhalten; die phyſiſchen dauern nur ſo lange, als die aͤußre Bedingung waͤhrt; die chemiſchen ſelbſt haben eine große Beweglichkeit und ſind durch entge- gengeſetzte Reagentien heruͤber und hinuͤber zu werfen, ja ſogar aufzuheben. Wie feſt die Farbe bleibt. 714. Die chemiſchen Farben geben ein Zeugniß ſehr langer Dauer. Die Farben durch Schmelzung in Glaͤ- ſern fixirt, ſo wie durch Natur in Edelſteinen, trotzen aller Zeit und Gegenwirkung. 715. Die Faͤrberey fixirt von ihrer Seite die Farben ſehr maͤchtig. Und Pigmente, welche durch Reagen- tien ſonſt leicht heruͤber und hinuͤbergefuͤhrt werden, laſſen ſich durch Beizen zur groͤßten Beſtaͤndigkeit an und in Koͤrper uͤbertragen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/319
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/319>, abgerufen am 23.12.2024.