früher (E. 284.) beschrieben haben. In einer Pappe sind mehrere Quadrate farbigen Glases angebracht; man erhellet sie durch das Sonnen-, auch nur durch das Tageslicht, und wir wollen hier genau anzeigen, was gesehen wird, wenn man an ihnen den subjecti- ven Versuch macht, indem man sie durch das Prisma betrachtet. Wir thun es um so mehr, als diese Vor- richtung künftig bey subjectiver Verrückung farbiger Bil- der den ersten Platz einnehmen, und mit einiger Verän- derung und Zusätzen, beynahe allen übrigen Apparat ent- behrlich machen wird.
165.
Zuvörderst messe man jene Quadrate, welche aus der Pappe herausgeschnitten werden sollen, sehr genau ab und überzeuge sich, daß sie von einerley Größe sind. Man bringe alsdann die farbigen Gläser dahinter, stelle sie gegen den grauen Himmel und betrachte sie mit bloßem Auge. Das gelbe Quadrat als das hellste wird am größten erscheinen. (E. 16.) Das grüne und blaue wird ihm nicht viel nachgeben, hingegen das gelbrothe und violette als die dunkelsten werden sehr viel kleiner erscheinen. Diese physiologische Wirkung der Farben, insofern sie heller oder dunkler sind, nur beyläufig zu Ehren der großen Consequenz natürlicher Erscheinungen.
166.
Man nehme sodann ein Prisma vor die Augen und betrachte diese nebeneinander gestellten Bilder. Da
29 *
fruͤher (E. 284.) beſchrieben haben. In einer Pappe ſind mehrere Quadrate farbigen Glaſes angebracht; man erhellet ſie durch das Sonnen-, auch nur durch das Tageslicht, und wir wollen hier genau anzeigen, was geſehen wird, wenn man an ihnen den ſubjecti- ven Verſuch macht, indem man ſie durch das Prisma betrachtet. Wir thun es um ſo mehr, als dieſe Vor- richtung kuͤnftig bey ſubjectiver Verruͤckung farbiger Bil- der den erſten Platz einnehmen, und mit einiger Veraͤn- derung und Zuſaͤtzen, beynahe allen uͤbrigen Apparat ent- behrlich machen wird.
165.
Zuvoͤrderſt meſſe man jene Quadrate, welche aus der Pappe herausgeſchnitten werden ſollen, ſehr genau ab und uͤberzeuge ſich, daß ſie von einerley Groͤße ſind. Man bringe alsdann die farbigen Glaͤſer dahinter, ſtelle ſie gegen den grauen Himmel und betrachte ſie mit bloßem Auge. Das gelbe Quadrat als das hellſte wird am groͤßten erſcheinen. (E. 16.) Das gruͤne und blaue wird ihm nicht viel nachgeben, hingegen das gelbrothe und violette als die dunkelſten werden ſehr viel kleiner erſcheinen. Dieſe phyſiologiſche Wirkung der Farben, inſofern ſie heller oder dunkler ſind, nur beylaͤufig zu Ehren der großen Conſequenz natuͤrlicher Erſcheinungen.
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Man nehme ſodann ein Prisma vor die Augen und betrachte dieſe nebeneinander geſtellten Bilder. Da
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fruͤher (E. 284.) beſchrieben haben. In einer Pappe
ſind mehrere Quadrate farbigen Glaſes angebracht;
man erhellet ſie durch das Sonnen-, auch nur durch
das Tageslicht, und wir wollen hier genau anzeigen,
was geſehen wird, wenn man an ihnen den ſubjecti-
ven Verſuch macht, indem man ſie durch das Prisma
betrachtet. Wir thun es um ſo mehr, als dieſe Vor-
richtung kuͤnftig bey ſubjectiver Verruͤckung farbiger Bil-
der den erſten Platz einnehmen, und mit einiger Veraͤn-
derung und Zuſaͤtzen, beynahe allen uͤbrigen Apparat ent-
behrlich machen wird.
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Zuvoͤrderſt meſſe man jene Quadrate, welche aus
der Pappe herausgeſchnitten werden ſollen, ſehr genau
ab und uͤberzeuge ſich, daß ſie von einerley Groͤße ſind.
Man bringe alsdann die farbigen Glaͤſer dahinter,
ſtelle ſie gegen den grauen Himmel und betrachte ſie
mit bloßem Auge. Das gelbe Quadrat als das hellſte
wird am groͤßten erſcheinen. (E. 16.) Das gruͤne
und blaue wird ihm nicht viel nachgeben, hingegen das
gelbrothe und violette als die dunkelſten werden ſehr
viel kleiner erſcheinen. Dieſe phyſiologiſche Wirkung
der Farben, inſofern ſie heller oder dunkler ſind, nur
beylaͤufig zu Ehren der großen Conſequenz natuͤrlicher
Erſcheinungen.
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und betrachte dieſe nebeneinander geſtellten Bilder. Da
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/505>, abgerufen am 23.12.2024.
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