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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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zwar sowohl mit solchem, das von natürlichen Körpern
(Exper. 1. 2.) als auch mit solchem, das von spiegelnden
(Exper. 9.) zurückstrahlt;

208.

Hier bringt Newton unter der Rubrik des reflec-
tirten Lichtes Versuche zusammen, welche nichts ge-
mein mit einander haben, weil es ihm darum zu
thun ist, die Reflexion in gleiche Würde und Wirkung
mit der Refraction, was Farbenhervorbringen betrifft,
zu setzen. Das spiegelnde Bild im neunten Experiment
wirkt nicht anders als ein directes, und sein Spiegeln
hat mit Hervorbringung der Farbe gar nichts zu thun.
Die natürlichen gefärbten Körper des ersten und zwey-
ten Experiments hingegen kommen auf eine ganz an-
dere Weise in Betracht. Ihre Oberflächen sind speci-
ficirt, die Farbe ist an ihnen fixirt, das daher re-
flectirende Licht macht diese ihre Eigenschaften sichtbar,
und man will nur, wie auch schon früher geschehen,
durch das Spiel der Terminologie, hier abermals an-
deuten, daß von den natürlichen Körpern farbige Lich-
ter, aus dem farblosen Hauptlicht durch gewisse Eigen-
schaften der Oberfläche herausgelockte Lichter, reflectiren,
welche sodann eine diverse Refraction erdulden sollen.
Wir wissen aber besser, wie es mit diesem Phänomen
steht, und die drey hier angeführten Experimente im-
poniren uns weder in ihrer einzelnen falschen Darstel-
lung, noch in ihrer gegenwärtigen erzwungenen Zu-
sammenstellung.

zwar ſowohl mit ſolchem, das von natuͤrlichen Koͤrpern
(Exper. 1. 2.) als auch mit ſolchem, das von ſpiegelnden
(Exper. 9.) zuruͤckſtrahlt;

208.

Hier bringt Newton unter der Rubrik des reflec-
tirten Lichtes Verſuche zuſammen, welche nichts ge-
mein mit einander haben, weil es ihm darum zu
thun iſt, die Reflexion in gleiche Wuͤrde und Wirkung
mit der Refraction, was Farbenhervorbringen betrifft,
zu ſetzen. Das ſpiegelnde Bild im neunten Experiment
wirkt nicht anders als ein directes, und ſein Spiegeln
hat mit Hervorbringung der Farbe gar nichts zu thun.
Die natuͤrlichen gefaͤrbten Koͤrper des erſten und zwey-
ten Experiments hingegen kommen auf eine ganz an-
dere Weiſe in Betracht. Ihre Oberflaͤchen ſind ſpeci-
ficirt, die Farbe iſt an ihnen fixirt, das daher re-
flectirende Licht macht dieſe ihre Eigenſchaften ſichtbar,
und man will nur, wie auch ſchon fruͤher geſchehen,
durch das Spiel der Terminologie, hier abermals an-
deuten, daß von den natuͤrlichen Koͤrpern farbige Lich-
ter, aus dem farbloſen Hauptlicht durch gewiſſe Eigen-
ſchaften der Oberflaͤche herausgelockte Lichter, reflectiren,
welche ſodann eine diverſe Refraction erdulden ſollen.
Wir wiſſen aber beſſer, wie es mit dieſem Phaͤnomen
ſteht, und die drey hier angefuͤhrten Experimente im-
poniren uns weder in ihrer einzelnen falſchen Darſtel-
lung, noch in ihrer gegenwaͤrtigen erzwungenen Zu-
ſammenſtellung.

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[475/0529] zwar ſowohl mit ſolchem, das von natuͤrlichen Koͤrpern (Exper. 1. 2.) als auch mit ſolchem, das von ſpiegelnden (Exper. 9.) zuruͤckſtrahlt; 208. Hier bringt Newton unter der Rubrik des reflec- tirten Lichtes Verſuche zuſammen, welche nichts ge- mein mit einander haben, weil es ihm darum zu thun iſt, die Reflexion in gleiche Wuͤrde und Wirkung mit der Refraction, was Farbenhervorbringen betrifft, zu ſetzen. Das ſpiegelnde Bild im neunten Experiment wirkt nicht anders als ein directes, und ſein Spiegeln hat mit Hervorbringung der Farbe gar nichts zu thun. Die natuͤrlichen gefaͤrbten Koͤrper des erſten und zwey- ten Experiments hingegen kommen auf eine ganz an- dere Weiſe in Betracht. Ihre Oberflaͤchen ſind ſpeci- ficirt, die Farbe iſt an ihnen fixirt, das daher re- flectirende Licht macht dieſe ihre Eigenſchaften ſichtbar, und man will nur, wie auch ſchon fruͤher geſchehen, durch das Spiel der Terminologie, hier abermals an- deuten, daß von den natuͤrlichen Koͤrpern farbige Lich- ter, aus dem farbloſen Hauptlicht durch gewiſſe Eigen- ſchaften der Oberflaͤche herausgelockte Lichter, reflectiren, welche ſodann eine diverſe Refraction erdulden ſollen. Wir wiſſen aber beſſer, wie es mit dieſem Phaͤnomen ſteht, und die drey hier angefuͤhrten Experimente im- poniren uns weder in ihrer einzelnen falſchen Darſtel- lung, noch in ihrer gegenwaͤrtigen erzwungenen Zu- ſammenſtellung.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/529>, abgerufen am 23.12.2024.