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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Daß Newton und seine Schule dasjenige mit Augen
zu sehen glauben, was sie in die Phänomene hinein
theoretisirt haben, das ist es eben, worüber man sich
beschwert.

218.

Und das nicht etwa durch Zersplitterung oder Erweite-
rung der einzelnen Strahlen,

219.

Hier wird eine ganz unrichtige Vorstellung aus-
gesprochen. Newton behauptet nämlich, dem farbigen
Lichte begegne das nicht, was dem weißen Lichte begeg-
net; welches nur der behaupten kann, der unauf-
merksam ist und auf zarte Differenzen nicht achtet.
Wir haben umständlich genug gezeigt, daß einem far-
bigen Bilde eben das bey der Brechung begegne, was
einem weißen begegnet, daß es an den Rändern ge-
setzmäßig prismatisch gefärbt werde.

220.

Noch durch irgend eine zufällige Ungleichheit der Refrac-
tion (Exper. 5 u. 6.);

221.

Daß die Farbenerscheinung bey der Refraction
nicht zufällig, sondern gesetzmäßig sey, dieses hat New-
ton ganz richtig eingesehen und behauptet. Die Ge-
schichte wird uns zeigen, wie dieses wahre Apercü sei-

Daß Newton und ſeine Schule dasjenige mit Augen
zu ſehen glauben, was ſie in die Phaͤnomene hinein
theoretiſirt haben, das iſt es eben, woruͤber man ſich
beſchwert.

218.

Und das nicht etwa durch Zerſplitterung oder Erweite-
rung der einzelnen Strahlen,

219.

Hier wird eine ganz unrichtige Vorſtellung aus-
geſprochen. Newton behauptet naͤmlich, dem farbigen
Lichte begegne das nicht, was dem weißen Lichte begeg-
net; welches nur der behaupten kann, der unauf-
merkſam iſt und auf zarte Differenzen nicht achtet.
Wir haben umſtaͤndlich genug gezeigt, daß einem far-
bigen Bilde eben das bey der Brechung begegne, was
einem weißen begegnet, daß es an den Raͤndern ge-
ſetzmaͤßig prismatiſch gefaͤrbt werde.

220.

Noch durch irgend eine zufaͤllige Ungleichheit der Refrac-
tion (Exper. 5 u. 6.);

221.

Daß die Farbenerſcheinung bey der Refraction
nicht zufaͤllig, ſondern geſetzmaͤßig ſey, dieſes hat New-
ton ganz richtig eingeſehen und behauptet. Die Ge-
ſchichte wird uns zeigen, wie dieſes wahre Aperçuͤ ſei-

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[480/0534] Daß Newton und ſeine Schule dasjenige mit Augen zu ſehen glauben, was ſie in die Phaͤnomene hinein theoretiſirt haben, das iſt es eben, woruͤber man ſich beſchwert. 218. Und das nicht etwa durch Zerſplitterung oder Erweite- rung der einzelnen Strahlen, 219. Hier wird eine ganz unrichtige Vorſtellung aus- geſprochen. Newton behauptet naͤmlich, dem farbigen Lichte begegne das nicht, was dem weißen Lichte begeg- net; welches nur der behaupten kann, der unauf- merkſam iſt und auf zarte Differenzen nicht achtet. Wir haben umſtaͤndlich genug gezeigt, daß einem far- bigen Bilde eben das bey der Brechung begegne, was einem weißen begegnet, daß es an den Raͤndern ge- ſetzmaͤßig prismatiſch gefaͤrbt werde. 220. Noch durch irgend eine zufaͤllige Ungleichheit der Refrac- tion (Exper. 5 u. 6.); 221. Daß die Farbenerſcheinung bey der Refraction nicht zufaͤllig, ſondern geſetzmaͤßig ſey, dieſes hat New- ton ganz richtig eingeſehen und behauptet. Die Ge- ſchichte wird uns zeigen, wie dieſes wahre Aperçuͤ ſei-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/534>, abgerufen am 23.12.2024.